040 - Paris, Stadt der Sünde
Wulst seiner Männlichkeit gelegt. Elinor zuckte erschrocken zurück, wollte sich ihm entreißen, aber er presste ihre Handfläche erbarmungslos an seinen pochenden Schaft. „Das ist nicht der Phallus eines Mannes, den Sie kaltlassen, Schätzchen.“
Sie erstarrte, ihre Blicke begegneten einander in einem Moment seltener Intimität, die ihm normalerweise verhasst war. Elinor schien wie gelähmt, ihr Atem ging stoßweise.
„Halten Sie still“, raunte er.
„Warum?“
„Weil ich Sie jetzt küsse, nur einmal, und dann verlasse ich Sie für ... oh, vielleicht für ein paar Stunden. Wenn Sie sich wehren, könnte mich das inspirieren, mehr zu fordern als nur einen keuschen Kuss, und das ...“
Seine trägen Worte wurden ihm abgeschnitten von ihrem Mund, der sich auf seine Lippen legte. Es war der erste Kuss, den Elinor ihm von sich aus gab. Ihre Lippen lagen bebend in rührender Unbeholfenheit an seinem Mund, worauf sein Schaft sich unter ihrer Hand aufbäumte und sie voller Entsetzen zurückwich. „Nun gehen Sie“, fauchte sie. „Sie haben es versprochen.“
Er lächelte dünn. „Ich wusste gar nicht, dass es ein Versprechen war, aber im Moment gebe ich mich damit zufrieden. Vielleicht erzählen Sie mir beim nächsten Mal die Wahrheit über Ihre Defloration.“
Sie begegnete seinem scharfen Blick aufsässig. „Und warum sollte ich?“
„Weil ich es wissen will. Und ich bekomme stets, was ich will, meine Süße.“ Er neigte sich über sie und hauchte einen sanften Kuss an ihren Mund, verweilte kurz, nahm ihre Hand von seinem Schaft und erhob sich. „ A bientôt. Wir setzen unser Gespräch morgen fort.“
Sie blickte unter halb verhangenen Lidern zu ihm auf. „Ich hoffe, Ihr Gewissen und Ihre Zurechnungsfähigkeit haben sich bis morgen wieder eingestellt und Sie gestatten mir, zu meiner Schwester zu reisen.“
„Mein Gewissen ist vor vielen Jahren in den Flammen der Hölle verschmort.“
„Und Ihre Zurechnungsfähigkeit?“
„Zugegeben, ich bin verrückt nach Ihnen, mein Püppchen, und daran wird sich nichts ändern, bis ich Sie bekomme. Aber seien Sie unbesorgt, ich zwinge Sie zu nichts. Die Jagd ist ebenso erregend wie die Eroberung.“
Er legte ihre Hand unendlich sanft auf das Kissen, schlenderte zur Tür, schloss sie auf und steckte den Schlüssel in die Tasche. „Gute Nacht, meine Liebe.“
Elinor griff nach dem aufgeschlagenen Buch, in dem sie gelesen hatte, und schleuderte es in einem Wutanfall nach ihm. Er warf ihr einen Luftkuss zu und verschwand im Flur, ein Lächeln auf den Lippen.
20. KAPITEL
Francis Rohan bestieg gemessenen Schrittes das Podium im großen Ballsaal und ließ den Blick über den erlauchten Kreis der Sünder schweifen. Die neuen Gesichter darunter begrüßte er mit einem hoheitsvollen Nicken. Er hatte längst das Interesse daran verloren, die Sicherheitsprüfungen persönlich vorzunehmen, und diese Aufgabe Roland übertragen. Nun standen die Neulinge in der ersten Reihe als Affen kostümiert, mit Stricken um die Mitte aneinandergebunden. Während die Kandidaten sich dem lächerlichen Initiationsritual unterwarfen, saß er auf seinem Thron, trommelte gelangweilt mit den Fingern auf den vergoldeten Löwenköpfen der Armlehnen herum und nahm gelegentlich einen Schluck aus dem heiligen Kelch, einem Kristallgefäß in Form eines Phallus. Was Roland nach der Eröffnungszeremonie geplant hatte, wusste er nicht genau, und es war ihm einerlei, solange er nicht gezwungen war, dem lächerlichen Treiben bis zum Ende beizuwohnen. Er wollte nur so lange bleiben, bis die Gäste sich zerstreuten und ihren bevorzugten Beschäftigungen nachgingen. Bald würde er sich zurückziehen und seiner Favoritin wider Willen einen Besuch abstatten.
Allerdings fiel ihm auf, dass Marcus Harriman, Lord Tolliver, nicht anwesend war, obwohl er unter den neuen Mitgliedern sein sollte. Er hatte an den letzten Festlichkeiten draußen im Château de Giverney teilgenommen und die Bedingungen seiner Aufnahme in den erlauchten Kreis erfüllt. Wieso hatte er sich plötzlich dafür entschieden, den legendären Ausschweifungen der Frühlingsorgien fernzubleiben?
Roland hatte nichts davon erwähnt.
Wie dem auch sei, es bestand kein Anlass zur Sorge. Elinor hatte diesen ominösen Cousin nur einmal getroffen, und es sah nicht so aus, als wolle er ihr seine Hilfe anbieten. Als Oberhaupt der Familie Harriman wäre es seine Pflicht gewesen, sich darum zu bemühen, Elinor aus den lüsternen Fängen des Fürsten
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