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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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der Finsternis zu befreien. Lord Tolliver schien allerdings mehr am Rausch der Lüsternheit interessiert zu sein als am Wohl der Harrimans, wie Roland ihm berichtet hatte.
    Die Lustbarkeiten sollten sich zwei Wochen hinziehen. Der Gedanke war Rohan zuwider. Zum Glück musste er sich nur einmal pro Tag blicken lassen, nachdem das Motto verkündet und die Feierlichkeiten eröffnet waren. Was er hiermit tat. Er erhob sich majestätisch, sein goldener Brokatrock glitzerte im Schein unzähliger Kerzen.
    „ Faites-ce que vous voudrez“, verkündete er mit lauter, volltönender Stimme. „Tut, was euch gefällt.“ Der Jubel der Gäste brachte die Kerzenflammen in den Kronleuchtern zum Flackern.
    Nach einem letzten Blick über die begeisterte Menge verließ er das Podium, die Flügeltüren wurden geöffnet, und die Festlichkeiten begannen.
    Charles Reading saß in der Bibliothek in einem Ledersessel, ließ die Beine in Reitstiefeln über die Armlehne baumeln und nahm einen Schluck Rotwein. „Du bist nicht geblieben?“, fragte er träge.
    „Wie du siehst. Du bist nicht erschienen?“
    „Wie du siehst“, antwortete Reading ungerührt. „Werden wir alt, Francis?“
    „Verglichen mit mir bist du ein grüner Junge, mein Guter“, hielt er ihm entgegen.
    „Spiel dich nur nicht auf!“ Reading gähnte gelangweilt. „Die acht Jahre Altersunterschied sind belanglos. Ich frage mich, wieso dir so viel daran liegt, älter und weiser zu erscheinen als alle anderen. Seine Durchlaucht, der Duke of Leicester, ist übrigens auch anwesend, und wenn ich nicht irre, ist der alte Herr vor Kurzem achtzig geworden.“
    „In diesem fortgeschrittenen Alter besteht sein Vergnügen vermutlich in der Rolle des geifernden Zuschauers“, sagte Francis und schenkte sich ein Glas Bordeaux ein.
    „Daran ist nichts auszusetzen.“
    „Und warum gefällt dir die Rolle des Zuschauers nicht? Das könnte dich auf andere Gedanken bringen.“
    Charles bedachte ihn mit einem argwöhnischen Blick. „Andere Gedanken wovon?“
    „Beispielsweise von deiner kindischen Schwärmerei für Elinors Schwester.“
    „Aha, Elinor, wie? Ich wusste gar nicht, dass du bereits so ... vertraulich mit ihr bist.“
    In seiner Stimme schwang leiser Sarkasmus.
    Rohan ließ sich nicht beirren. „Ich habe Spaß daran, den Gipfel zu erklimmen, mein Lieber. Sobald ich am Ziel bin, verliere ich meist das Interesse, also zögere ich diesen Moment so lange wie möglich hinaus. Und du? Könntest du dich nicht für eine willigere Dame erwärmen?“
    „Nein.“
    „Nein?“, wiederholte Rohan in gespieltem Entsetzen. „Mein lieber Junge, du bist krank. ‚Erzähl mir nichts von Beständigkeit, diesem frivolen Trug‘“, zitierte er Shakespeare.
    „Von solchen Dingen hast du natürlich keine Ahnung“, parierte Reading gleichmütig.
    „‚Nichts ist beständiger als die Unbeständigkeit‘“, deklamierte Rohan weiter.
    Demnach bin ich beständig wie der Polarstern.“
    „Ich bin nicht in Stimmung, Zitate mit dir auszutauschen, Francis“, brummte Charles mürrisch.
    „Du klingst ein wenig gereizt, mein Lieber. Vielleicht solltest du ins Château reiten und der Verlockung erliegen“, schlug er vor.
    „Und sie für immer ruinieren?“
    „Seit wann kümmert uns so etwas? Fais-ce que tu voudras , mein Junge. Tu, was dir gefällt. Sie wird sich nicht zieren, das verspreche ich dir.“
    Reading fuhr ihn mit funkelnden Augen an: „Was willst du damit sagen?“
    „Forderst du etwa Satisfaktion, Charles? Ich will damit nur sagen, dass die entzückende Kleine in dich verliebt ist und du leichtes Spiel mit ihr haben wirst.“
    „Nein“, entgegnete sein Freund schroff. „Lass uns über andere Dinge sprechen.“
    „Aber gerne. Tu, was dir gefällt“, meinte er scherzend.
    Charles wechselte das Thema. „Ich habe mich noch einmal in der Straße umgesehen, wo man auf dich geschossen hat. Und wir wollen nicht erörtern, ob ich mir wünschte, die Kugel hätte dich nicht nur gestreift. Manchmal gehst du mir gehörig auf die Nerven, Francis.“
    „Das gehört zu meinem Charme.“
    „Ich glaube mittlerweile nicht, dass es Zufall war. Der Schütze wollte dich töten. Er ging sogar das Risiko ein, jeden anderen zu treffen, der mit dir in der Kutsche saß.
    Der Schuss ging sozusagen ins Leere.“
    „Nun ja, wie man’s nimmt“, bemerkte Rohan trocken.
    „Wer könnte dir nach dem Leben trachten?“
    „Außer dir im Moment? Ich denke an die beiden Herren, die es auf meine Titel

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