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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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abgesehen haben. Mein reizender französischer Cousin Etienne würde mich liebend gern tot sehen. Er würde früher als vorgesehen Titel und Vermögen erben und müsste sich nicht länger die Hände mit schnöder Arbeit schmutzig machen. Er ist ein unerträglicher Snob, für den das gemeine Volk nur den Zweck hat, ihm zu dienen.“
    „Denken wir nicht alle so?“
    „Sag bloß nicht, du liebäugelst mit den Reformisten und willst die Monarchie stürzen“, entgegnete Rohan gelangweilt. „Ich ziehe es vor, mein Leben in der Welt der Privilegierten zu genießen. Meine Untergebenen fürchten mich, wobei ich bisher nie gezwungen war, ihnen zu beweisen, wie tyrannisch ich tatsächlich sein kann.“
    „Ganz recht. Alle Welt fürchtet sich zu Tode vor dir, Francis.“
    „Dich ausgenommen.“ Er dachte kurz nach. „Und Elinor. Ich glaube, das macht einen großen Teil ihres Charmes aus. Hat Miss Lydia Angst vor dir?“
    „Wir wollen nicht über sie sprechen“, antwortete Reading abweisend. „Denkst du, Etienne könnte hinter dem Mordanschlag stecken?“
    „Vermutlich nicht. Ihm würde ich eher einen Giftmord zutrauen. Er ist nicht mein Hauptverdächtiger, obwohl ... ausschließen würde ich ihn nicht.“ Rohan erhob sich und schenkte sich ein zweites Glas Wein ein, hielt die Karaffe mit einer stummen Frage hoch, und Reading reichte ihm sein Glas, um es nachfüllen zu lassen.
    „Wer dann?“
    „Da wäre noch mein englischer Cousin, der denkt, er wäre gegenwärtig in Besitz meines Titels.“ Rohan lächelte dünn. „Der überaus charmante Joseph Hapgood.“
    „Aber auf deinen französischen Titel hat er doch keinen Anspruch, selbst wenn du nicht mehr lebst. Und dein englischer Besitz ist bereits auf ihn übergegangen“, wandte Reading ein.
    „Richtig, aber nur solange ich im Exil lebe und mir die Rückkehr nach England bei Androhung der Todesstrafe verwehrt ist“, erklärte Rohan im Plauderton. „Und ich habe nicht die Absicht, mein unrühmliches Ende auf Tower Hill zu finden, noch dazu getrennt von meinem Kopf.“
    „Du könntest ein Gnadengesuch beim König von England einreichen ...“
    „Der gegenwärtige Throninhaber von Großbritannien, Schottland und Irland wird den blutigen Jakobitenaufstand kaum vergessen haben. Und mein Fall könnte ihn zu sehr an die eigene Biografie erinnern. Ein Thronfolger mit einem unrechtmäßig angeeigneten Titel sieht sich plötzlich mit einem rechtmäßigen Nachfolger konfrontiert, der Ansprüche auf seine enteigneten Besitztümer erhebt?“ Francis schüttelte den Kopf. „Nein, von einem Emporkömmling habe ich keine Nachsicht zu erwarten.“
    „Francis“, sagte Reading ungewöhnlich sanft. „Die Schlacht bei Culloden liegt mehr als zwanzig Jahre zurück.“
    „Ein Wimpernschlag im Lauf der Weltgeschichte, mein Lieber. Wollen wir ein Abkommen treffen? Ich spreche nicht über Miss Lydia, wenn du das Thema meiner leidigen Vergangenheit nicht anschneidest. Sprechen wir lieber davon, wer versucht, mich aus dem Weg zu räumen. Joseph Hapgood scheidet gleichfalls als Verdächtiger aus. Habe ich dir eigentlich von seinem Besuch bei mir erzählt? Das liegt ein paar Jahre zurück. Fabelhafter Bursche. Er hasst Yorkshire und ist Bauer mit Leib und Seele. Besaß davor schon riesige Ländereien in Cornwall, eine dralle Ehefrau und acht Kinder. Vermutlich sind in der Zwischenzeit noch ein paar dazugekommen – er scheint einen unerschöpflichen Willen zur Vermehrung zu besitzen, Fruchtbarkeit in Ackerbau und Viehzucht und Fruchtbarkeit in seiner Familie. Er behauptete, nie daran interessiert gewesen zu sein, den Titel und die daran gebundenen Pflichten zu übernehmen.“
    „Und du hast ihm geglaubt?“
    „Und ob ich ihm geglaubt habe. Der Duft nach Kuhstall umwehte ihn, und unter seinen Stiefelabsätzen klebte noch Pferdemist. Wenn es nach ihm ginge, würde er die Peerswürde liebend gern loswerden.“
    „Und was hast du ihm geantwortet?“
    „Dass ich ihm den Titel nie freiwillig zugestanden hätte“, antwortete Rohan liebenswürdig. „Nicht sehr taktvoll unter den gegebenen Umständen, aber er scheint einer jener enervierenden Zeitgenossen zu sein, die man nicht beleidigen kann, sosehr ich mich auch darum bemühte. Also nein, Joseph Hapgood würde gewiss keinen Mord begehen, um zu verhindern, dass ein anderer Anspruch auf den Titel erhebt. Er wäre als Bauer sehr zufrieden ohne das ganze Brimborium, bei Hofe erscheinen zu müssen.“
    „Dann können wir ihn also als

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