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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Kindheit hatte sie mit Nanny Maude einmal eine Ausstellung wilder Tiere im Hyde Park besucht und all die großen exotischen Wildkatzen in Käfigen bewundert. Rohan war nicht wie ein Löwe.
    Er glich einer anderen Raubkatze, geschmeidig, schwarz und gefährlich, mit kalten Augen und von fremdartiger Schönheit. Ja, Rohan glich einem schwarzen Panther.
    Und sie war die Maus. Eine Maus mit spitzen Zähnen und scharfen Krallen. Eine zornige kleine Maus, die sich zur Wehr setzte.
    Zum ersten Mal seit einer Ewigkeit kicherte sie leise.

    „Was ist denn so amüsant, meine Teuerste?“
    Elinor fuhr erschrocken hoch. Mittlerweile hatte sie es aufgegeben, ihre Türen abzusperren und zu verbarrikadieren – er fand stets einen Weg zu ihr. Diesmal schlenderte er aus dem Ankleidezimmer, lautlos, geschmeidig wie ... wie ein Panther.
    Sie konnte sich nicht beherrschen, musste wieder kichern, beinahe zwanghaft. „Ich dachte soeben an Sie, Mylord“, erklärte sie einschmeichelnd.
    Er zog eine Braue hoch. Heute Abend war er besonders prachtvoll gekleidet, da später die festliche Eröffnung der Orgien stattfinden sollte, wie sie sich entsann. „Sie denken an mich und lachen dabei? Das versetzt meinem Stolz allerdings einen empfindlichen Schlag.“
    „Eigentlich musste ich über mich lachen. Ich sah Sie nämlich als große Raubkatze, die mit mir kleiner Maus grausame Spiele treibt, wobei ich kein ängstliches Mäuschen war, sondern mich mit Krallen und Zähnen zur Wehr setzte.“
    „Mit Krallen und Zähnen, meine Liebe? Aber nicht doch. Sie scheinen eine seltsame Vorstellung von Ihrem Charme zu haben.“
    Elinor schnaubte verächtlich, wofür Nanny Maude sie getadelt hätte. „Welchem Umstand verdanke ich die Ehre Ihres Besuches, Mylord? Ihre ausschweifenden Orgien beginnen doch heute Abend. Sollten Sie sich nicht besser damit befassen, welche arglose Naive Sie in dieser Nacht ins Verderben führen?“
    „Aber das tue ich doch, wie Sie sehen.“ Er nahm auf dem Diwan Platz und ließ den Blick wachsam durchs Zimmer schweifen. Elinor dankte dem Himmel im Stillen, dass sie in weiser Voraussicht Umhang und Geld versteckt hatte. „Wie haben Sie den Tag verbracht? Ich ließ Ihnen Bücher zur Unterhaltung schicken.“
    „Erbauliche Lektüre, wobei gewisse Illustrationen nicht nach meinem Geschmack sind. Ich weiß nicht, nach welchen antiken Vorbildern diese Zeichnungen gefertigt wurden, bezweifle aber, dass derlei komplizierte Verrenkungen überhaupt möglich sind. Und die Größenverhältnisse mancher Körperteile scheinen mir reichlich übertrieben.“ Es gelang ihr, nicht zu erröten wie beim ersten Mal, als sie die frivolen Bücher durchgeblättert hatte.
    „Bei den Figuren handelt es sich um Gottheiten“, erklärte Rohan im Plauderton.
    „Zeichnungen von römischen Ausgrabungen oder von indischen Tempelmalereien.
    Wenn Sie wünschen, sehen wir uns die Bilder gemeinsam an, und ich erkläre Ihnen, was übertrieben ist. Im Übrigen sind die meisten Positionen durchführbar. Ich ließe mich sogar überreden, einige der schwierigen Stellungen mit Ihnen auszuprobieren.“
    Es wäre sinnlos, ihn mit tadelnden Blicken oder Worten zum Schweigen bringen zu wollen. „Ich fand die Lektüre ... ehm ... lehrreich, aber nun können Sie die Werke wieder mitnehmen. In meinem Leben ist kein Platz für derlei Zerstreuungen.“ Nun stieg ihr doch eine verräterische Hitze in die Wangen, da ihr ungebeten das Bild einer jungen Dame durch den Sinn schoss, die, nur mit einem Silbergürtel bekleidet, mit gespreizten Beinen und entrücktem Gesichtsausdruck auf einem indischen Herrn mit beachtlichen Proportionen ritt.
    „Tatsächlich?“, murmelte Rohan. „Haben Sie denn nicht die Absicht, Kinder in die Welt zu setzen?“
    „In diesen Bildern geht es nicht um Fortpflanzung, sondern nur um ...“ Die Worte fehlten ihr.
    Rohan half ihr auf die Sprünge. „Lüsternheit? Geilheit? Dekadenz? Zuchtlosigkeit?“
    „Lustgewinn“, sagte sie tapfer.
    Seine verblüffte Miene war der Lohn für ihren Mut, dieses gefährliche Wort auszusprechen. „Verzeihen Sie, liebste Elinor. Haben Sie soeben Lustgewinn mit dem Paarungsakt gleichgesetzt?“
    „Diese Tätigkeit muss doch Vergnügen bereiten“, antwortete sie freimütig. „Würden manche Leute sich sonst ständig damit befassen? Wieso veranstalten Sie diese ausschweifenden Feste, in denen Ihre Gäste sich in aller Öffentlichkeit paaren, wenn sie kein Vergnügen daran hätten?“
    Er schenkte ihr ein

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