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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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keines Ihrer üblichen Flittchen ist. Für sie ist hier kein Platz.“
    „Wie wahr“, meinte er zustimmend. „Und ich schicke sie unversehrt nach Hause. Sie kennen mich lange genug, um zu wissen, dass mich Unschuldslämmer langweilen.
    Im Übrigen ist sie nicht mein Typ. Ich ziehe weibliche Schönheit vor.“
    „In den übrigen Räumen dieses ruchlosen Hauses, ja. Aber hier in Ihren Privatgemächern sind Sie ein anderer, Master Francis. Hier sind Sie wie früher und wissen wahre Werte zu schätzen. Und es gefällt mir ganz und gar nicht, dass Sie die Kleine ins Château gelockt haben.“
    Mir schon, schoss es ihm zu seinem eigenen Erstaunen in den Sinn. „Seien Sie unbesorgt, Mrs Clarke. Ich schicke sie zu ihrer Rabenmutter zurück, sobald sie aufwacht. Das dürfte wohl noch eine Weile dauern.“
    „Das arme Ding ist völlig durcheinander“, sagte die Haushälterin mitfühlend, „und braucht dringend Ruhe, ohne von Ihnen belästigt zu werden.“
    „Ich belästige sie nicht“, widersprach er. „Ich lege mich nur auf die Couch und mache ein Nickerchen. Wenn sie aufwacht, wird sie mich wahrscheinlich mit dem Schürhaken angreifen, aber dieses Risiko nehme ich auf mich. Sie können getrost schlafen gehen.“
    Sie musterte ihn mit einem ihrer misstrauischen Blicke, unter denen er sich stets wie ein kleiner Junge vorkam, doch dann nickte sie. „Benehmen Sie sich anständig, Master Francis. Das Mädchen hat schon genug gelitten. Machen Sie ihr das Leben nicht noch schwerer.“
    „Vertrauen Sie mir“, beschwichtigte er sie und setzte sich auf das Sofa seinem schlafenden Gast gegenüber. „Im Gegenteil. Ich beabsichtige, ihr das Leben leichter zu machen.“
    Mit einem missbilligenden Schnauben zog Mrs Clarke sich zurück und ließ ihn allein mit dem knisternden Kaminfeuer, dem Prasseln des Regens gegen die Fensterscheiben und den gleichmäßigen Atemzügen des schlafenden Mädchens.
    Er schleuderte seine eleganten Schuhe von sich. Das Sofa war keine bequeme Schlafliege, allerdings lang genug, um seine Beine ausstrecken zu können, mehr brauchte er nicht. Auf diesem Sofa hatte er in seiner Jugend geschlafen, im Haus seines Vaters in Yorkshire, und damals war es ihm sehr bequem erschienen. Er streckte die Glieder, verschränkte die Arme hinter dem Kopf und beobachtete sie.
    Er konnte freundlich und großzügig sein, wenn ihm danach zumute war. Allerdings musste er an seinen anrüchigen Ruf denken, und niemand durfte je erfahren, dass er ein gutes Werk getan hatte, sich der Tochter der unseligen Lady Caroline anzunehmen.
    Das schlafende Mädchen war keine Schönheit. Ihr dunkelbraunes Haar war fade und glanzlos, ihre Figur, soweit er unter den schäbigen Kleidern erkennen konnte, konnte sich kaum mit Mariannes üppigen Rundungen messen. Einen Genuss, den er sich versagt hatte, um sich auf diesem schmalen Sofa auszustrecken und das Mädchen zu betrachten.
    Ihr Gesicht war ... interessant. Ihre Wangen waren mit winzigen Sommersprossen betupft, was er schon immer unwiderstehlich gefunden hatte. Ein erstaunlich voller Mund, der zu selten geküsst worden war. Und diese Nase.
    Eine schmale, elegante Nase, eine Winzigkeit zu lang, um dem gängigen Schönheitsideal zu genügen, die ihrem Gesicht allerdings einen gewissen pikanten Reiz verlieh. Mit einer hübschen Stupsnase hätte sie belanglos ausgesehen.
    Belanglosigkeit war jedenfalls eine Eigenschaft, derer sich Miss Elinor Harriman nicht rühmen konnte. Sie war wutentbrannt in sein Leben gestürmt, und sie war immer noch da, obgleich sie längst verschwunden sein müsste.
    Er hätte sie Readings Obhut überlassen können, der sie gemeinsam mit ihrer sturzbetrunkenen Mutter nach Paris begleitet hätte. Aber er hatte sie bei sich behalten. Das war auch besser für sie. Lady Caroline hatte sich nämlich als erstaunlich wehrhaft erwiesen, und zwei starke Diener mussten sie auf der Fahrt in der Karosse festhalten, während Reading neben der Kutsche herritt, um den Transport zu überwachen.
    Nein, dieser spröden jungen Dame blieb manches erspart, wenn sie später nach Hause kam, nachdem ihre Mutter ruhiggestellt war. Reading hatte Anweisung, dafür zu sorgen, dass ein Diener so lange in der Wohnung blieb, bis Lady Caroline wieder bei Sinnen war.

    Wofür es keine Garantie gab. Er hatte beobachtet, welche Mühe die kräftigen Männer hatten, die wild um sich schlagende, kreischende Furie in die Kutsche zu verfrachten. Die Syphilis hatte sie in den Wahnsinn getrieben, und

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