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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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geraten würde, wenn ihre Mutter ohne Elinor nach Hause käme. Mittlerweile war sie vermutlich ohnehin schon halb wahnsinnig vor Sorge.
    Aber ihre kleine Schwester wäre genau das richtige Spielzeug für diese sittenlose Gesellschaft, die sich genüsslich an ihr weiden und ihr Leben zerstören würde.
    Niemand durfte von Lydias Existenz erfahren.
    „Ich muss Sie nie wiedersehen?“, fragte sie ironisch. „Damit erfüllen sich meine kühnsten Träume.“
    „Wenn das Ihre kühnsten Träume sind, fehlt es Ihnen beträchtlich an Fantasie. Mrs Clarke wird in einer Minute bei Ihnen sein. Wärmen Sie sich auf.“
    Nachdem ihre schlimmsten Ängste unbegründet schienen und sie nur noch warten konnte, wurde ihr erst bewusst, wie kalt ihr war. Ihre Füße in den engen durchnässten Schuhen fühlten sich an wie Eisklumpen, und wenn sie nicht die Zähne zusammenbiss, würde sie am ganzen Körper schlottern. Und dazu wollte sie sich auf keinen Fall im Beisein dieser Verkörperung des Antichristen hinreißen lassen.
    Mit beherzten Schritten näherte sie sich dem Lehnstuhl und setzte sich. Sie versank tief in den weichen Polstern, und ein wohliges Seufzen entrang sich ihrer Brust. Sie drehte das Gesicht, um sich von ihrem Gastgeber wider Willen zu verabschieden.
    Aber er war bereits gegangen.

4. KAPITEL
    Endlich allein, lehnte Elinor sich in die Polster zurück und versuchte, ihr inneres Gleichgewicht wiederzufinden und ihre wirren Gedanken zu ordnen. Dieses Zimmer weckte Erinnerungen an eine längst vergangene Zeit, als ihre Familie noch unbeschwert in England gelebt hatte – in einem schönen Landhaus, schlicht und behaglich möbliert, von Gerüchen nach frisch gebackenem Kuchen durchzogen und einem knisternden Feuer in jedem Kamin.
    Diese Umgebung passte allerdings nicht zu dem berüchtigten Francis Rohan, der seinen sagenhaften Reichtum in den übrigen Räumen des weitläufigen Châteaus in luxuriöser Prachtentfaltung zur Schau stellte. Der rote Samtbezug des Sofas war an den Kanten durchgescheuert, der Teppich abgetreten. Sie musste unversehens in einen Traum geraten sein, und als ein paar Minuten später eine stämmige Frau erschien, war Elinor davon überzeugt, dass auch sie nur ein Auswuchs ihrer Sehnsüchte nach der Wärme und Geborgenheit einer längst vergangenen Zeit sein konnte.
    „Da sind Sie ja, Liebes“, grüßte die Erscheinung leutselig. „Ich bin Mrs Clarke, die Haushälterin. Sie sehen ganz erschöpft aus. Ist ja auch kein Wunder nach all den Strapazen. Mr Willis lässt ausrichten, dass man Ihre Mutter gefunden hat und Mr Reading sie nach Hause begleitet.“
    Elinor kam mühsam auf die Füße. „Ich muss mit ihr fahren.“
    „Die Kutsche ist bereits unterwegs, Liebes. Ich habe Anweisungen von Master Francis, dass Sie sich eine Weile ausruhen sollen, und anschließend werden Sie nach Hause gebracht. Ihre Mutter ist in Sicherheit. Mr Reading ist ein anständiger Kerl, auch wenn er sich mit diesem verlotterten Pack abgibt.“
    Die Frau sah wie eine jüngere Ausgabe von Nanny Maude aus. Mollig, freundlich und herzensgut, eine Haushälterin, wie man sie in englischen Häusern antrifft. Nicht jedoch im Haus des Fürsten der Finsternis. „Aber ich muss ...“, versuchte Elinor einzuwenden, aber Mrs Clarke ließ sie nicht zu Wort kommen.
    „Ich weiß, ich weiß. Seine Lordschaft duldet keinen Widerspruch. Setzen Sie sich, ruhen Sie sich aus, und alles wird gut, das verspreche ich Ihnen. Sie haben immer noch Ihren Umhang an. Was denkt der Mann sich eigentlich! Draußen regnet es, und Sie frieren in dem feuchten Zeug.“
    Bevor Elinor eigentlich wusste, wie ihr geschah, hatte Mrs Clarke sie aus dem klammen Mantel geschält und ihn über einen Hocker vor dem Kamin zum Trocknen ausgebreitet. „Ich hatte nicht vor, zu bleiben“, versuchte sie, erneut einzuwenden.
    „Aber meine Mutter ...“
    „Kein Grund, ihn in Schutz zu nehmen“, fiel Mrs Clarke ihr wieder ins Wort. „Er ist eigentlich ein guter Junge, nur manchmal schrecklich gedankenlos. Ihre Schuhe sind auch völlig durchweicht.“ Missbilligend schnalzte sie mit der Zunge und bückte sich, um Elinor die Stiefel, die ihr eine Nummer zu klein waren, aufzuschnüren.
    „Aber ich will ihn gar nicht ...“ Bevor sie bestreiten konnte, ihn zu verteidigen, dämmerte ihr der Sinn von Mrs Clarkes Worten. „Sie müssen sich irren“, sagte sie und versuchte, ihre Füße zurückzuziehen. „Es war der Comte de Giverney, der mich hierher

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