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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Cousin wird sie untersuchen“, befahl Rohan. Elinor wollte wütend dagegen protestieren, besann sich aber eines Besseren und schwieg.
    Er drehte sich um und erteilte mit lauter Stimme Anweisungen. „Reading, du kümmerst dich um Lydia. Bring sie in die Kutsche, bevor sie sich in der Kälte den Tod holt.“
    Elinor wollte sie aufhalten, doch als Charles Reading aus der Dunkelheit auftauchte, löste Lydia sich wortlos aus ihren Armen, ließ sich von ihm forttragen, und Elinor kniete allein im Schnee. Allein mit Rohan.
    „Sie können nicht die ganze Nacht im Schnee kauern“, sagte er leise.
    „Sie haben sie sterben lassen.“
    „Ich habe Ihnen das Leben gerettet. Entweder Sie stehen auf, oder ich trage Sie. Ich denke, es ist Ihnen lieber, wenn ich meine Hände bei mir behalte“, sagte er müde.
    „Entscheiden Sie sich. Mir ist kalt, und ich habe mir schon wieder ein Paar Schuhe ruiniert. Wie schaffen Sie es nur, mir ständig meine Garderobe zu verderben?“
    Sie zwang sich, den Kopf zu heben, ihm ins Gesicht zu sehen und ihm ihren Zorn zu zeigen. Vor Schmerz war sie halb von Sinnen, und es gab niemanden, den sie ihren Hass gegen ihr grausames Schicksal spüren lassen konnte, außer diesem kühlen, teilnahmslosen Rohling.
    Mit einem schiefen Lächeln blickte er auf sie herab. „Wie reizend“, murmelte er. „Sie hassen mich. Nur zu, Püppchen, tun Sie sich keinen Zwang an. Aber jetzt bringe ich Sie in meine Kutsche, bevor meine Füße zu Eisklumpen werden.“ Er streckte ihr die Hand entgegen.
    Sie wollte ihn nicht berühren. Sie wollte sich im Schnee zusammenrollen und weinen. Aber Lydia brauchte sie. Also versuchte sie, sich mit einiger Grazie auf die Beine zu raffen, doch der brennende Schmerz in ihren Füßen war unerträglich, ihre Beine wollten sie nicht tragen.
    Er fing sie auf, bevor sie stürzte, schwang sie sich in die Arme und trug sie zur wartenden Kutsche, wo er sie unsanft ablud wie einen Sack Mehl. Lydia zog sie neben sich auf die Bank.
    Rohan schloss den Wagenschlag, ohne sich in das Wageninnere zu zwängen. Die Kutsche rollte an, und er stand allein in der kalten Winternacht im Schnee neben dem brennenden Scheiterhaufen, der ihre arme Mutter unter sich begraben hatte, die verlorene Seele.

15. KAPITEL
    Erschöpft sank Elinor in die Polster der Kutsche zurück, zu aufgewühlt, um einen klaren Gedanken zu fassen. Die fünf Fahrgäste saßen beengt im Wagen, der für vier Passagiere gedacht war. Kleine Kerzen in Glaszylindern unter dem Dach verbreiteten genügend Helligkeit, um zu erkennen, wie schlecht es um Nanny stand.
    Elinor hatte nur den Wunsch, sich zu verkriechen und zu weinen. Aber sie durfte keine Schwäche zeigen, ihre Familie brauchte sie. Sie straffte die Schultern.
    „Wie geht es Nanny Maude, Jacobs?“, fragte sie heiser. Ihre Kehle brannte vom beißenden Rauch, den sie eingeatmet hatte. „Hat sie Verbrennungen?“
    Jacobs schüttelte müde den Kopf. „Es sind mehr der Schreck und die Angst. Der Rauch. Sie ist eine alte Frau ... sie wird es nicht schaffen ...“
    „Rede keinen Unsinn!“, widersprach sie schroff. „Der Cousin Seiner Lordschaft ist Arzt. Er wird schon auf uns warten.“ Wo denn? fragte sie sich, obgleich sie die Antwort wusste.
    „Das Atmen fällt ihr sehr schwer“, fuhr Jacobs düster fort, und die Stimme drohte ihm zu versagen. „Erst Lady Caroline und nun Nanny Maude ...“
    „ Hör auf damit!“ , befahl Elinor. „Wir werden Nanny Maude nicht verlieren.“ Sie wandte sich zu Lydia um und erschrak. In eine Ecke gedrückt, saß Charles Reading, die Arme um sie geschlungen. Sie barg das Gesicht an seiner Schulter und weinte bitterlich, eine Hand in den kostbaren Samt seines Überrockes gekrallt.
    Elinor beugte sich vor, um Lydia aus seinen Armen zu ziehen, begegnete Readings Blick und erstarrte. Nie zuvor hatte sie ein solches Maß an gequälter Sehnsucht in den Augen eines Menschen gesehen, hatte nicht einmal geahnt, dass solch tiefe Gefühle existierten. Er hielt Lydia unendlich zärtlich in den Armen, sein Kinn berührte ihren goldgelockten Scheitel, während er tröstende Worte raunte, zu denen Elinor nicht fähig gewesen wäre, noch nicht.
    Sie wagte nicht, ihrer kleinen Schwester den Trost zu verwehren, den sie so dringend brauchte, mochte die Situation noch so verfänglich sein. Reading gehörte dem Satanischen Bund an, war ein zügelloser Lebemann und bedenkenloser Herzensbrecher, der Lydia ins Verderben stürzen würde. Aber im Moment brachte sie

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