040 - Paris, Stadt der Sünde
Diensten?“
Sie wurde verlegen. „Seit sieben Jahren, Monsieur.“
„Und hatten Sie in all diesen Jahren den Eindruck, ich sei nicht in der Lage, eine Dame zu entkleiden?“
„Nein, Monsieur le Comte“, antwortete sie demütig. „Ich wollte damit Ihr Geschick nicht infrage stellen. Es geht mir mehr um die Sittsamkeit der jungen Dame.“
Die Haushälterin bewegte sich auf sehr dünnem Eis. „Ach Bonnard“, entgegnete er mit weicher Stimme. „Sie appellieren an mein moralisches Gewissen. So etwas hat mich nie interessiert. Wenn Sie um die Gefühle der jungen Dame besorgt sind, halten Sie den Mund und kümmern sich um ihre verstorbene Kinderfrau.“
Kurz darauf fiel die Tür ins Schloss, und er war allein mit seinem bedauernswerten Püppchen.
Sie sah fürchterlich aus. Während er ihr das Gesicht wusch, kam ihre elfenbeinhelle Haut zum Vorschein und ihre entzückenden Sommersprossen um die stolze Harriman-Nase. Eine wunderschöne Nase. Schmal und aristokratisch, verlieh sie ihr ein wesentlich reizvolleres Aussehen als das hübsche Gesicht ihrer jüngeren Schwester. Mit vierzig wäre sie eine grandiose Erscheinung, doch so lange wollte er nicht warten ...
Ruckartig richtete er sich auf. Wenn sie vierzig war, wäre er vermutlich nicht mehr am Leben. Jedenfalls wäre er mit fünfundsechzig ein alter Mann und hätte sie längst vergessen.
Er wrang den Lappen aus und wusch ihr den Hals. Sie befand sich in einem tiefen Dornröschenschlaf. Schock, Trauer und Erschöpfung hatten sie überwältigt. Aber sie würde sich nicht geschlagen geben, zweifellos wäre sie morgen wieder so weit hergestellt, dass sie kämpfen würde ... gegen ihn. Sie erschien ihm wie eine antike Kriegsgöttin – nichts vermochte ihren Willen zu brechen.
Lächelnd legte er den Lappen weg, schob ihr mit beiden Händen das Nachthemd von den Schultern, um sie zu betrachten. Er war ein sittenloser Strolch, sich heimlich an ihrer Nacktheit zu weiden. Diese Einsicht störte ihn keineswegs.
Ihre hellen Brüste, klein und makellos gerundet, gefielen ihm ausnehmend gut. Und ihre großen Brusthöfe reckten sich ihm dunkel entgegen. Er verabscheute kleine rosige Brusthöfe. Er hatte geahnt, dass sie diese Schätze vor ihm verbarg.
In den Anblick ihres Busens versunken, verspürte er ein verräterisches Ziehen in den Lenden. Ob er noch weitere Köstlichkeiten an ihrer Nacktheit entdecken würde? Im Begriff, ihr das dünne Nachthemd zu zerreißen, zögerte er.
Mit Sicherheit nicht aus Gründen der Moral, überlegte er, während er ihren Busen wieder bedeckte. Ihr Anblick war ausgesprochen stimulierend, und im Moment konnte er an keine Frau denken, die ihn so weit interessierte, um seine Erregung an ihr zu stillen. Dagegen musste er etwas unternehmen.
Allerdings würde er sich nicht dazu hinreißen lassen, sich an der bewusstlosen Miss Harriman zu vergehen. Er käme sich vor wie ein Leichenschänder, eine Perversion, die ihn nie gereizt hatte.
Er zog an der Klingelschnur, worauf Bonnard so prompt erschien, dass es ihn erneut zutiefst verärgerte. „Sie haben offenbar nicht ernst genommen, was ich sagte?“, empfing er sie träge lächelnd.
„Aber selbstverständlich, Monsieur le Comte. Ich rechnete nur damit, dass Sie sich schnell langweilen.“
Er lachte trocken. „Anscheinend kennen Sie mich besser, als ich dachte“, meinte er gedehnt. „Ich weiß nicht, ob ich darüber erfreut sein soll.“
„Monsieur?“
„Bonnard, Sie wissen genau, dass ich die Dame nicht aus Langeweile verschone und nur eine billige Ausrede brauche, um mein ramponiertes Ego zu retten. Das ist Ihnen hiermit bewundernswert gelungen. Die Stubenmädchen sollen sich um Madame kümmern, während ich mich betrinke.“
Die Haushälterin versank in einen tiefen Knicks. „ Oui, Monsieur le Comte.“
Rohan warf einen letzten Blick auf die schlafende Elinor. Dieser Leckerbissen ist nicht für mich – noch nicht, dachte er, griff nach der Flasche Cognac und verließ das Zimmer.
16. KAPITEL
Wäre ihre Sorge um Lydia nicht gewesen, hätte Elinor sich geweigert, die Augen aufzuschlagen. Aus der Ferne drangen Geräusche an ihr Ohr, als sei das ganze Haus in Aufruhr. Möbelstücke wurden gerückt, Diener redeten halblaut miteinander.
Wenn sie die Augen aufmachte, wäre sie gezwungen, sich der Realität zu stellen. Ihre Mutter war im Feuer umgekommen, das sie selbst gelegt hatte. Weit tragischer noch, Nanny Maude gab es nicht mehr, ihre einzige Freundin auf der Welt, an die
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