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040 - Paris, Stadt der Sünde

Titel: 040 - Paris, Stadt der Sünde Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Anne Stuart
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Todesurteil.
    Alle derben Flüche ihrer Mutter schossen Elinor durch den Sinn, aber sie schaffte es, sich ihre Bestürzung nicht anmerken zu lassen. „Willst du ihn denn nicht heiraten? Er wäre eine gute Partie für dich. Außerdem sieht er gut aus, ist zuverlässig und betet dich an.“
    „Das mag ja alles zutreffen“, gestand Lydia. „Das Problem ist, dass ich ihn nicht liebe.“
    „Nun ja, mit der Liebe ist das so eine Sache ...“ Elinor fand die richtigen Worte nicht, schluckte und fuhr fort: „Der Liebe wird zu viel Gewicht beigemessen, Schwesterherz.“
    Lydia hob den Kopf, und ihre Augen schwammen wieder in Tränen. „Ist es dein Wunsch, dass ich ihn heirate, Nell? Wenn du glaubst, er ist der Richtige für mich, heirate ich ihn. Ich weiß, dass ich selbstsüchtig und dumm bin, wenn ich von der großen Liebe träume. Etienne ist ein zuverlässiger und anständiger Mann, und ich bemühe mich, ihm eine gute und tüchtige Ehefrau zu sein, das verspreche ich dir.“
    Sie brachte sogar ein Lächeln zustande, das ihre Augen allerdings nicht erreichte.
    Elinor schwieg lange. Es war die einzig kluge Entscheidung. Schließlich hatte sie in den letzten Jahren gelernt, in denen es immer weiter bergab mit ihnen ging, wie wichtig es war, nach einem Rettungsring zu greifen, nach einem letzten Strohhalm der Hoffnung. Ein sorgenfreies Leben schien ihr zum Greifen nahe, wie die Wurst vor einer Hundeschnauze. Etienne würde gewiss Elinor und Jacobs in den ehelichen Haushalt aufnehmen, schon weil Jacobs eine billige Arbeitskraft war und Elinor sich gleichfalls nützlich machen konnte. Nie wieder müsste sie sich Sorgen machen, woher die nächste Mahlzeit käme, müsste sich nie wieder vor Gläubigern verstecken, sich nie wieder die bange Frage stellen, ob sie den nächsten kalten Winter überstehen würden.
    Wehmütig blickte sie in Lydias liebes Gesicht. Ihre Schwester bemühte sich so sehr, heiter zu wirken. „Wenn er nur nicht so verdammt blasiert und langweilig wäre“, sagte Elinor schließlich grollend.
    Und Lydia prustete vor Lachen los. „Nell, deine Ausdrucksweise!“
    „Unsere gute Nanny Maude fehlt mir eben, weil sie mich immer ermahnt hat, auf meine Manieren zu achten. Aber ich habe mich eben schon als Kind gern in den Ställen herumgetrieben, und die derben Ausdrücke der Stallburschen haben auf mich abgefärbt.“ Sie machte eine lange Pause. „Heirate Etienne nicht, Lydia. Sag ihm höflich, aber bestimmt nein.“
    Lydia sah sie lange an. „Bist du sicher? Was soll ich denn sonst tun? Ich habe noch nicht richtig darüber nachgedacht. Aber wir sind doch bettelarm und haben nicht einmal mehr ein Dach über dem Kopf.“
    „Es gibt immer noch diesen Cousin Marcus, vergiss das nicht. Zunächst muss ich herausfinden, wie hoch Vaters Hinterlassenschaft ist. Wenn wir Glück haben, reicht sie für uns beide und für Jacobs.“
    „Liebste Schwester“, sagte Lydia ernsthaft, „du weißt ebenso wie ich, dass diese Hinterlassenschaft dir zusteht, denn er ist dein Cousin.“
    „Und du, liebste Schwester“, entgegnete Elinor lächelnd, „weißt ebenso wie ich, dass alles, was mir zusteht, auch dir gehört.“
    „Ich kann Etienne heiraten, er wird mich wahrscheinlich nehmen.“
    „Dich nehmen?“ Elinor schnaubte verächtlich. „Der Mann müsste sich glücklich schätzen, den Saum deines Kleides küssen zu dürfen. Nein, ich habe mir das reiflich überlegt und will nicht, dass du Etienne heiratest. Sein ewiges Gerede, wie ungerecht er behandelt wurde und was für ein wunderbarer Arzt er ist, würde selbst mich in den Wahnsinn treiben. Nein. Wir können uns auf Cousin Marcus verlassen.
    Wenn nicht ...“ Ihr fehlten die Worte.
    „Wenn nicht, werden wir Abenteuerinnen!“, rief Lydia begeistert. „Wieso auch nicht?
    Schließlich haben wir nichts mehr zu verlieren, nicht einmal mehr unseren guten Ruf.
    Wir bereisen Europa, geben uns sehr geheimnisvoll und genießen das Leben, von Männern vergöttert und von Frauen beneidet. Wir kleiden uns nach der neuesten Mode und führen geistreiche Gespräche. Unser erstes Ziel ist Venedig, die schönste und aufregendste Stadt der Welt.“
    Elinor blinzelte verdutzt. „Und wie finanzieren wir unser Luxusleben?“
    „Pah! Nichts leichter als das“, fuhr Lydia strahlend fort. „Durch vermögende Gönner, die sich den Luxus einer Mätresse leisten können. Natürlich sind wir sehr wählerisch und gestatten nur blendend aussehenden und zuvorkommenden Herren Zutritt in

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