0400 - Ich und die grauen Hyänen
der Sprache ’raus.«
»Es ist eine einfache Alarmsicherung. An der Rückseite des Bildes ist ein Kontakt. Sobald das Bild abgehängt wird, heult eine Sirene auf. Die Zuleitung besteht aber nur aus einem dünnen Draht, der hinter der Fußleiste läuft.«
»Wir brauchen also nur die Fußleiste abzureißen und den Draht durchzuschneiden, dänn ist die Anlage lahmgelegt, oder?«
»Genau. Es ist eine Kleinigkeit. Wie du’s machst, ist mir egal. Ich will das Bild haben. Vergiß nicht, wenn die Sirene doch losgeht, oder wenn es eine Schießerei gibt, dann bleiben euch nur ein paar Minuten. Du nimmst das Bild, wie es ist, mit Rahmen. Dann geht es schneller.«
»Und wie komme ich mit dem Schinken über die Straße? Ich krieg’ es mit dem Rahmen doch in keinen normalen Koffer.«
»Daran habe ich bereits gedacht, Fisher. Du wirst zur Station von der BMT-Line am Astor-Place gehen. Im Spülkasten der mittleren Herrentoilette findest du einen Schlüssel für das Schließfach 69. Ich habe in dem Fach einen Koffer deponiert, der genau die richtige Größe für das Bild hat. Wenn alles vorbei ist, packst du den Koffer wieder in das Fach zurück.«
»Und den Schlüssel schmeiß ich wieder in den Spülkasten«, fuhr Fisher fort.
»Den Schlüssel brauche ich nicht mehr. Ich habe mir einen zweiten machen lassen.«
Fisher atmete einmal tief durch.
»Dann brauche ich noch deine Telefonnummer, Boß.«
Das Gelächter, das aus dem Hörer kam, tat Fisher in den Ohren weh.
»Das könnte dir so gefallen. Die Nummer erfährst du nicht.«
»Ich muß dich doch verständigen, wenn wir mit der Geschichte fertig sind, Boß.«
»Das wird in einer Stunde sein«, entschied der Unbekannte. »In einer Stunde kannst du mit allem fertig sein.« Fisher warf einen raschen Blick auf seine Armbanduhr.
»Auf keinen Fall, Boß. Das geht nicht. Ich muß noch Vorbereitungen treffen, und außerdem ist es gegen zwei Uhr am besten. Da ist doch nur der Wächter in dem Schuppen. Wenn wir früher aufkreuzen, rennt noch ’ne Menge andere Leute ’rum.«
Der Gangsterboß schwieg einen Augenblick.
»Okay«, sagte er dann. »Warte bis zu der günstigsten Zeit. Aber es muß heute sein. Wir können die Geschichte nicht aufschieben.«
»Und wie erfährst du, daß alles okay ist?«
»Du hängst den Telefonhörer aus, wenn du deine Bude verläßt, und wenn du zurück bist, legst du ihn wieder auf. Ich rufe dann an.«
»Dann kann ich ihn doch lassen, wie er ist. Sind wir zurück, gehe ich an die Strippe, falls du anrufst, und wenn nicht, dann geht eben keiner dran.«
»Tu, was ich dir gesagt habe«, befahl der Gangsterboß. »Es könnte ja sein, daß du überhaupt nicht mehr zurückkommst. Wenn ich dann das Besetztzeichen höre, weiß ich sofort, daß du noch nicht zurück bist.«
»Überhaupt nicht mehr zurück?« fragte Fisher kläglich. »Was meinst du damit?«
»Wenn du dich weiter so blöd anstellst wie in den letzten Tagen, dann könnte es doch immerhin sein, daß die Cops dich schnappen. Und das möchte ich dann gern wissen, bevor es in allen Zeitungen steht.«
»Das wird schon nicht passieren, Boß«, versicherte Fisher grimmig. »Wir werden das Kind schon schaukeln.«
»Das liegt bei euch. Und vergiß nicht, daß ich das Bild haben will. Koste es, was es wolle! Und nimm vor allen Dingen eine Kanone mit.«
»Okay, machen wir«, sagte Fisher und merkte in diesem Augenblick, daß die Leitung schon tot war.
***
»Die Aussage vön Miß Petersen hat mich stutzig gemacht.«
»Meinst du wegen der zweiten Gang? Daß früher andere Gangster kassieren kamen?« fragte Phil.
»Genau. Ich hatte geglaubt, daß wir die Kerle endlich gefaßt haben, die seit Monaten die Gegend um den Washington Square unsicher machen. Und jetzt stellt sich heraus, daß es zwei Banden gibt. Dafür spricht auch der zweite Erpresserbrief, den Van Doren heute früh bekommen hat.«
»Dann fängt unser Suchen also von vorne an«, meinte Phil leicht resigniert.
»Da wir gerade bei Van Doren sind, Phil: Für den Mord an Rittman gibt es jetzt sogar drei Erklärungen.«
»Drei?« wiederholte mein Freund verständnislos.
»Es sind drei Möglichkeiten«, unterbrach ich Phil. »Die beiden Theorien, die bekannt sind, also Van Doren jr. oder die Racket-Burschen, und jetzt kommen die beiden Burschen da draußen. Wir sollten sie noch einmal in die Zange nehmen. Hol sie ’rein, Phil, aber einzeln.«
Der erste war Jack Burton. Er nahm selbstsicher in dem Holzsessel Platz und legte die
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