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0400 - Ich und die grauen Hyänen

0400 - Ich und die grauen Hyänen

Titel: 0400 - Ich und die grauen Hyänen Kostenlos Bücher Online Lesen
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steckte das weiße Stäbchen zwischen die Lippen und nahm die Wanderung durch das Zimmer wieder auf, vergaß aber die Zigarette anzuzünden.
    In der Mitte des Raumes vor dem großen Fenster, das jetzt durch den dichten Vorhang abgedunkelt war, stand der Schreibtisch. Der Mann blieb davor stehen und schaltete die Tischlampe an.
    Es war eine lange Liste von Namen. Sie lag neben dem Stadtplan von Greenwich Village, und vor den einzelnen Blöcken von Namen stand am Anfang jeweils ein Straßenname.
    Der Mann beugte sich vor und ließ seine Blicke über die Liste gleiten. Dann zog er sich den Sessel heran, setzte sich und addierte die Zahlen, die hinter den einzelnen Namen standen. Ein zufriedenes Grinsen umspielte das Gesicht des Mannes, je weiter er mit seiner Addition kam.
    Die Zigarette fiel ihm ein, die er noch immer kalt rauchte. Er zündete sie an und zog voll Behagen den Rauch tief in seine Lungen. Nachdem er mehrere dieser tiefen Züge gemacht hatte, blies er einen kunstvollen Rauchring und starrte ihm nach, wie er von dem Licht der Tischlampe angezogen und dann aufgelöst wurde.
    Dann stand der Mann auf, zerdrückte die halbgerauchte Zigarette in dem übervollen Ascher und nahm die Wanderung durch das Zimmer wieder auf. Er ging bis an die Tür. Dort schaltete er die Raumbeleuchtung ein. Das milde, indirekte Licht tauchte das Zimmer in eine wohltuende Helligkeit.
    Auf dem Sideboard lag aufgeschlagen ein Kunstkatalog. Langsam ging der Mann hinüber und nahm den Katalog auf. Das aufgeschlagene Blatt zeigte eine sitzende Frau mit großen dunklen Augen in einem bleichen Gesicht, das von schwarzen Haaren umrahmt war. Die Frau trug ein graues Kleid mit Puffärmeln und einem tiefen Dekollete. Die Arme steckten bis weit über die Ellbogen hinauf in grauen Handschuhen, die die Finger freiließen.
    Mit dem Heft in der Hand trat der Mann wieder an den Schreibtisch. Er setzte sich und zog das Telefon zu sich heran.
    Bevor er den Hörer abnahm, holte er ein Taschentuch aus der Brusttasche, das er über die Sprechmuschel legte.
    Mit nervösem Finger wählte der Mann eine Nummer und lauschte auf das Freizeichen im Hörer.
    Als am anderen Ende des Drahtes der Hörer abgenommen wurde, straffte der Mann mit seiner linken Hand das Taschentuch über die Muschel.
    »Fisher?« sagte er dann, knapp und mit verstellter Stimme.
    Es war keine Frage. Es klang wie ein Befehl.
    ***
    Die Stimme des Sheriffs von Stamford klang so weit entfernt, als spräche er vom Nordpol. Die Verbindung war schlecht, aber ein Ersatzgespräch hatte keinen Zweck. Vor wenigen Stunden waren durch ein Unwetter mehrere Leitungen in den Catskill Mountains zerstört worden, und das Mädchen von der Telefongesellschaft hatte mir gesagt, daß nur über eine Notleitung gesprochen werden konnte.
    »Kennen Sie einen gewissen Stan Hawkins?« brüllte ich ins Telefon.
    »Wenn's der Sänger ist, der hat hier in Stamford ‘nen Landsitz«, kam leise die Antwort.
    Phil trat ins Zimmer und wollte mir etwas sagen. Ich winkte mit der Hand ab, denn ich mußte mich ganz auf das Telefonat konzentrieren.
    »Stellen Sie bitte fest, ob Hawkins am Samstag eine Party gegeben hat.«
    »Bestimmt, der gibt immer Parties«, rief der Sheriff.
    »Okay, aber ich muß auch wissen, ob Van Doren und die Frau dort gewesen sind. Stellen Sie bitte fest, wann sie kamen und wann die beiden wieder gegangen sind. Sie wissen ja, worauf es ankommt.«
    »Werde ich besorgen. Schreibe Ihnen dann wieder einen Bericht«, versprach der Sheriff.
    »Bloß nicht!« rief ich zurück. »Rufen Sie mich sofort an, wenn Sie etwas herausgefunden haben.«
    »Okay.«
    Ich bedankte mich und legte auf. Phil sah mich an.
    »Die Leute sind da, die wir den Gangstern gegenüberstellen wollen«, teilte er mir mit.
    »Okay. Sind die Gangster und die Scheinpersonen schon im Vernehmungszimmer?«
    »No, sie müssen jeden Augenblick kommen. Führen wir die Geschäftsleute alle zusammen in den Raum oder einzeln?«
    Ich überlegte kurz.
    »Am besten einzeln, Phil«, entschied ich. »Die Leute wohnen alle in ziemlicher Nähe und kennen sich. Wenn wir sie einzeln ’reinrufen, ist es sicherer, daß sie unbeeinflußt die Gangster herausfinden.«
    Auf dem Flur vor dem Vernehmungszimmer im zweiten Stock wimmelte es von Kauf leuten, die alle in der Nähe des Washington Square ihr Geschäft hatten. Sie schienen nicht guter Laune zu sein, und die Blicke, die mich trafen, waren alles andere als freundlich.
    Ich ließ mich davon nicht beeindrucken

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