0401 - Aufbruch ins All
zu laufen und sich unmittelbar vor ihm zu einem unentwirrbaren Knäuel zu vereinigen. Bei hitzigen Debatten pflegte Makalet mit der Paust auf jene Stelle zu schlagen, wo er das Knäuel vermutete; eine Geste, die ihm von seinen politischen Gegnern als Mangel an Sachlichkeit angelastet wurde.
Jetzt, da es draußen bereits dämmerte, hatte der Obmann das Gefühl, er müsste die Tischplatte mit einem Schlag zerschmettern. Es war warm innerhalb des Beratungssaals, und die Gesichter der Männer waren gerötet.
„Obmann!" rief Bascomb Canton, der Führer der Opposition. „Würden Sie uns noch einmal die Namen jener Ärzte nennen, die für die Abschlussuntersuchung der Raumfahrer verantwortlich waren."
Makalets Augen zogen sich zusammen, so dass sich in seinem Gesicht zahllose Falten bildeten. Wer den Obmann kannte, wusste, dass dies ein Zeichen höchster innerer Erregung war.
„Sie kennen diese Namen genau", sagte Makalet.
„Es ist überflüssig, dass ich sie Ihnen noch einmal nenne."
Canton blickte sich im Kreis der Abgeordneten um, als wollte er sie alle als Zeugen für eine unverantwortliche Tat aufrufen.
„Gewiss, ich kenne diese Namen", sagte Canton.
„Deshalb habe ich jedem von Ihnen eine Liste mit diesen Namen anfertigen lassen." Er öffnete eine Mappe und entnahm ihr einen Stapel Papiere. „Meine Herren! Sie können sich davon überzeugen, dass man in erster Linie Psychologen zur Behandlung der vier Raumfahrer herangezogen hat. Der Öffentlichkeit gegenüber wurde jedoch immer wieder behauptet, dass man auf ganz Conyers keine ausgeglicheneren Männer finden könnte als Flaman Pantalone und sein Team."
Canton sprang auf und deutete anklagend auf Makalet.
„Es scheint sich jetzt jedoch herauszustellen, dass der Obmann keinerlei Wert auf die psychische Eignung der Raumfahrer legte. Besonders in einem Fall nicht: Flaman Pantalone. Es ist offensichtlich, dass der Obmann aus der Popularität dieses Mannes Propagandanutzen für dieses Projekt ziehen wollte und auch gezogen hat. Es ist..."
Cantons nächste Worte gingen im Tumult unter.
Alle außer Makalet waren aufgesprungen und schrien sich über den Tisch hinweg an. Hände wurden drohend gereckt.
Makalet fühlte, wie Cantons Blicke sich triumphierend auf ihn richteten.
Wenn es Bascomb Canton in dieser Nacht gelang, den Start aufzuschieben und ein anderes Team vorzuschlagen, würde die VANGUARD niemals starten.
Endlich gelang es dem Sitzungspräsidenten, sich Gehör zu verschaffen.
„Meine Herren!" rief er. „Lassen Sie den Abgeordneten Canton doch bitte zu Ende sprechen."
„Es gibt nichts mehr zu sagen", schloss Canton seine Ausführungen. „Ich stelle hiermit den Antrag, dass der Start verschoben wird. Ein neues Team muss ausgebildet werden."
Alle blickten Makalet an.
Makalet wusste, dass er es nicht zu einer Abstimmung kommen lassen durfte. Seine Gruppe verfügte nur über eine Mehrheit von vier Abgeordneten, und in der augenblicklichen Situation war es fraglich, ob überhaupt alle Anhänger des Obmanns für den Start stimmen würden.
Stanwell Rebbie, den Makalet in einem Streitgespräch einmal spöttisch den Hofnarr Cantons genannt hatte, bat durch Handzeichen um das Wort.
Makalet wusste, was jetzt kommen würde. Rebbie würde den Antrag stellen, dass über eine Verschiebung des Starts abgestimmt wurde. Das war so durchsichtig, dass Makalet unbewusst lächeln musste, obwohl ihm das Projekt noch niemals so stark gefährdet erschienen war wie in diesem Augenblick. „Das Wort hat der Abgeordnete Stanwell Rebbie!" rief der Sitzungspräsident.
In diesem Augenblick stand Makalet auf. Als fühlten die anderen Männer, dass etwas Ungewöhnliches geschehen würde, blickten sie alle zum Ende des Tisches, wo dieser alte Mann stand, der seit zwölf Jahren Obmann auf Conyers war.
„Ich bin überzeugt davon, dass der sehr ehrenwerte Abgeordnete Stanwell Rebbie eine durchdachte Rede vorbereitet hat", sagte Mous Makalet. Er hob eine Hand zum Mund und gähnte. Dann drehte er sich mit aufreizender Langsamkeit um und blickte zur Uhr über der Eingangstür. „Andererseits", fuhr er gelassen fort, „ist die Zeit schon zu weit fortgeschritten, als dass wir dieses Problem noch länger diskutieren könnten. Im Interesse Ihrer und meiner Gesundheit erkläre ich die außerordentliche Sitzung hiermit für beendet."
Ein paar Sekunden unheimlicher Ruhe folgte der empörte Aufschrei Bascomb Cantons.
„Sie haben kein Recht, die Sitzung zu beenden, Obmann!
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