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0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht

0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht

Titel: 0401 - Dem Henker ins Handwerk gepfuscht Kostenlos Bücher Online Lesen
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herrschte an dem Morgen trübes Halbdunkel. Die Luft roch nach saurem Bier und kaltem Rauch. Hinter der Theke putzte ein schwarzhaariges Mädchen in einem verwaschenen roten Kittel Gläser. Es wandte sich dem ersten und einzigen Gast zu.
    »Morning«, brummte der mittelgroße, schmächtige Chinese und nahm die braune Ledermütze ab. Er schlenderte auf seinen kurzen Beinen durch den schmalen Raum und bestellte im Gehen einen Anisschnaps. Dann ließ er sich an einem Tisch nieder, von dem aus er den langen Raum bis zur Tür genau überblicken konnte.
    An der Eingangstür tauchte blitzschnell ein schwarzer Schatten auf, die Umrisse eines Mannes. Er blickte durch das blinde Glas in die Sunshine Bar und verschwand sofort wieder.
    Der Chinese hatte ihn nicht bemerkt.
    Das Mädchen summte leise vor sich hin, als es das Glas mit der grasgrünen öligen Flüssigkeit durch den Raum trug und vor dem Chinesen absetzte. Der Mann trank das Glas mit einem Zug leer und bestellte ein neues. Das Mädchen stöckelte zurück und brachte die Flasche.
    Der Chinese zündete eine Zigarette an, setzte eine Brille auf und zog eine Zeitung aus der Tasche.
    Die Schwarzhaarige kehrte zu ihren Gläsern zurück. »Musik?«, rief sie ihrem Gast zu.
    Die gelbe Hand winkte ab.
    »Dann nicht«, brummte das Girl und summte weiter.
    Nach zehn Minuten bestellte der Chinese einen dritten Schnaps. Das Mädchen griff die Flasche aus dem Regal und wollte zu seinem Gast gehen.
    Als sie in der Mitte des schlauchförmigen Raumes ankam, geschah es.
    Das Girl hörte ein kratzendes Geräusch, es sah, dass der Chinese die Arme herabsinken ließ. Wie bei einer Zeitlupenaufnahme im Film fiel sein Kopf nach vorn herunter. Der magere Körper sackte in sich zusammen und rutschte nach vorn.
    Er schlug gegen den Metalltisch, der polternd umfiel, und klatschte auf den Steinboden. Brillenglas splitterte.
    »He, was ist denn mit Ihnen los?«, rief das Mädchen ärgerlich. »Zwei Glas und schon betrunken«, setzte es hinzu.
    »Was ist denn hier passiert?«, fragte eine dicke Frau, die aus dem Zimmer herauskam, das sich hinter der Theke befand. Dem Aussehen nach konnte sie die Mutter des Barmädchens sein.
    »Am frühen Morgen schon blau wie der Himmel«, stellte das Girl im roten Kittel fest. Dabei stieß sie den immer noch am Boden liegenden Mann mit dem Fuß an. »Steh auf, Kleiner, die Heilsarmee steht vor der Tür.«
    »Hat er wenigstens bezahlt?«, fragte die ältere Frau. Sie kam hinter der Theke hervor und stellte sich neben das Mädchen.
    »Keinen Cent«, erwiderte das Girl.
    »Zieh ihn hoch«, befahl die Dicke.
    Das Mädchen beugte sich zu dem Chinesen hinunter und stieß ihn mit der Hand an.
    Plötzlich zuckte es hoch, als habe man ihm einen Schlag versetzt. Es kreischte gellend und zeigte die Hand, mit der es den Chinesen angefasst hatte. An den Fingern war Blut.
    ***
    Atemberaubende Stille breitete sich über dem Gefängnishof aus. Das Gebet des Priesters war verstummt.
    Dem Henker standen die Schweißperlen im Gesicht, während Potter, der Mörder, ruhig und gelassen dastand. Jemand schob ihn von der Falltür herunter und löste den Strick von seinem Hals.
    Der Gefängnisdirektor und dessen Stellvertreter nahmen den immer noch gefesselten Mann zwischen sich und führten ihn die Treppe hinunter.
    In der Gruppe der Zeugen setzte Gemurmel ein. »Das grenzt an Hexerei«, raunte mir Harding zu. »Kannst du dir das erklären, Jerry?«
    Ich verneinte. »Das Verblüffende ist, dass der zum Tode Verurteilte es vorher gewusst hat. Sonst wäre er nicht so sicher aufgetreten.«
    »Dabei ist er sogar zweimal zum Tode verurteilt worden«, meinte James Harding. Gerald Potter war in einem gestohlenen Wagen über den Highway nach Washington gerast. Eine Polizeikontrolle hatte versucht, ihn zu stoppen. Er war absichtlich in die Polizeigruppe hineingerast, hatte zwei Cops getötet und zwei weitere schwer verletzt. Das Gericht hatte auf vorsätzlichen Mord erkannt und ihn zum Tod am Galgen verurteilt.
    Der Gehilfe stellte sich auf die Falltür und hielt sich an dem Strick fest. Der Henker trat den Auslöseknopf.
    Mit einem Ruck verschwand der Gehilfe in der Versenkung. Der Henker half ihm wieder nach oben. Dann nickte er dem Gefängnisdirektor zu. Der Trupp mit dem Delinquenten bewegte sich wieder auf das Gerüst zu. Potter gab keinen Laut von sich, als er wieder die Treppe hochstieg. Er zeigte weder Nervosität noch Angst.
    Sie führten ihn auf die Klappe, dann wiederholte sich der

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