0402 - Die Burg des Unheils
verlangte er. »Öffne die Tür, damit wir an unsere Sachen kommen. Gleich wird hier nämlich der Teufel los sein!«
Ivetac berührte die Wand. Er schloß die Augen.
»Ich schaff’s nicht«, flüsterte er. »Ihr müßt mir helfen.«
»Hoffentlich geht das gut«, sagte Zamorra. »Wenn wir Unbefugten dich überlagern, Ivetac…«
»Wichtig ist nur meine Anwesenheit«, beharrte der Druide. Gryf legte seine Hand auf die Ivetacs und sandte den Öffne-Befehl aus. Augenblicke später bildete sich tatsächlich ein Durchgang.
Das erste, was Zamorra sah, war ein großer schwarzer Rahmen, in dessen Inneren es düster glühte.
»Der Transmitter!« stieß er hervor. »Das ist das Ding, mit dem Merlin in das andere Organhaus kam!«
Davon hörte Ivetac zum ersten Mal. »Was soll das heißen?« erkundigte er sich.
»Merlin floh vor deinen Robotern. Über einen solchen Transmitter kam er bei mir an«, sagte Zamorra.
»Das ist unmöglich. Er konnte dieses Zimmer überhaupt nicht betreten.«
»Dann müßte es noch einen zweiten Transmitter hier geben«, behauptete Gryf. »In irgend einem anderen Raum.«
»Nein. Es gibt nur diesen einen«, erklärte Ivetac. »Sonst wüßte ich davon. Seltsam… obgleich dieses Teufelsding hier schon geraume Zeit steht, ist es mir nie aufgefallen. Dabei handelt es sich doch um meinen Denkraum! Erst jetzt, da der Bann von mir gewichen ist, registriere ich das Ding wirklich… das wird mir langsam unheimlich. Warum ist es mir nie aufgefallen? Und ich weiß seltsamerweise auch, daß es das einzige Gerät hier ist.«
Er bewegte sich langsam auf den Transmitter zu.
»Nicht! Fortbleiben!« warnte Zamorra. »Nicht berühren! Die Meegh-Technik könnte tödlich wirken, nachdem du nicht mehr beeinflußt bist und vielleicht auch keinen Legitimationsimpuls mehr in deiner Aura hast…«
»Was meinst du damit?«
»Das, was dich steuerte, war vielleicht eine Art unsichtbarer Ausweis, der jetzt fehlt. Die Meegh-Technik und Druiden-Magie vertragen sich nicht miteinander. Wahrscheinlich kam Merlin nur heil davon, weil er eben Merlin war.«
»Und wahrscheinlich hat er auch deswegen diesen Raum betreten können«, vermutete Gryf. »Auch wenn er nicht wahrhaben will, wer er wirklich ist, steckt unbewußt und ungesteuert diese ungeheure magische Kraft dennoch in ihm. Ivetac, wo sind jetzt die Amulette und der Kristall? Und Merlins Sichel?«
»Wartet.« Ivetac tappte mühsam, von Gryf gestützt, auf einen Schrank zu.
In diesem Moment stürmten weißgekleidete Druiden durch die noch offen stehende Tür herein.
Gryf wirbelte herum.
»Roboter!« schrie er auf.
Und diese Roboter griffen ohne Warnung an!
***
»Die Festung des Bösen?« staunte Merlin. »Was soll das bedeuten?«
Morgana, das Schmetterlingsmädchen, deutete auf die Felsen hinter dem schmalen Plateau. »Die Meeghs haben überall auf den Wunderwelten und wahrscheinlich auch auf dem Silbermond Stützpunkte angelegt«, sagte sie. »Einer davon befindet sich dort drinnen. Du ahnst wahrscheinlich gar nicht, in welcher Gefahr du dich hier befindest.«
»Wie hast du diesen Stützpunkt finden können?« fragte Merlin in ungläubigem Staunen.
»Manchmal kann ich so etwas spüren. Es geht nicht immer. Oft muß ich lange suchen. Aber hier war es mir möglich«, sagte sie.
»Und… du willst versuchen, ihn zu zerstören?«
»Wenn ich es kann«, erwiderte sie. »Den Transmitter zu sprengen war einfach. Aber ich weiß nicht, ob ich gegen den ganzen Stützpunkt ankomme. Es hängt davon ab, wie groß er ist und mit wievielen Meeghs ich es zu tun habe. Es können viele sein, aber auch nur ein einzelner. Ich weiß es erst, wenn ich versuche, hineinzugelangen. Aber das ist gefährlich.«
»Ist das die Aufgabe, von der du vorhin sprachst?« fragte Merlin.
»Im Moment ja«, sagte sie. »Aber ich habe viele und keine Aufgabe. Ich stelle sie mir selbst. Ich sehe, daß es nicht gut ist, diese Meegh-Stützpunkte auf den Wunderwelten zu haben, und ich versuche das zu korrigieren. Allerdings muß ich vorsichtig sein. Es darf niemals zu einem Zeitparadoxon kommen.«
Merlin senkte die Lider. Dieses wunderschöne Mädchen sprach gleichsam unbeteiligt von Kampf und Zerstörung. Er dagegen hatte das Bedürfnis, Morgana in die Arme zu schließen, die Wärme ihres Körpers zu spüren, ihre Lippen auf seinen… und ein seltsames Fieber brannte in ihm, wie er es nur in seltenen Fällen gekannt hatte. Erinnerungsfetzen glommen in ihm auf. Teri Rheken, die Druidin mit dem
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