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0402 - Ein G-man starb in Halle 3

0402 - Ein G-man starb in Halle 3

Titel: 0402 - Ein G-man starb in Halle 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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strahlend blauen Augen, mit denen sie mich arglos betrachtete.
    »Guten Abend«, sagte ich. »Mein Name ist Cotton. Ich möchte gern mit Mister Cennan sprechen.«
    »Das tut mir aber leid, Mister Cotton. Mister Cennan ist gerade weggegangen, um sich Zigaretten zu besorgen. Er dachte erst, ich könnte ihm aushelfen, aber ich habe schon seit über einem Jahr keine Zigaretten mehr in meiner Wohnung gehabt. Ich selbst rauche nämlich gar nicht.«
    Ich überlegte einen Augenblick und bat dann: »Würden Sie mir wohl erlauben, auf Mister Cennan zu warten?«
    »Ja, ich weiß nicht, ob ich Sie in seine kleine Wohnung hineinlassen darf, Mister Cotton. Nicht, dass ich Sie etwa für nicht vertrauenswürdig hielt, verstehen Sie mich richtig, aber es ist Mister Cennans kleines Reich, nicht wahr?«
    »Ich bin Polizist«, sagte ich. »Ein G-man vom FBI, um genau zu sein.«
    »Ja?«, staunte sie.
    Ich zeigte ihr meinen Dienstausweis und den blaugoldenen FBI-Stern.
    »Ich hoffe, Mister Cennan hat keine Ungelegenheiten?«, fragte sie.
    »Nein, nein«, tröstete ich sie. »Wir hoffen nur, dass er uns einige Informationen geben kann, an denen wir interessiert sind.«
    »So. Ja. Nun, einen Polizisten werde ich sicher einlassen dürfen. Bitte, kommen Sie, Mister Cotton. Ich zeige Ihnen seine Zimmer.«
    Sie führte'mich durch einen Flur und in jenen Raum, den Cennan als Wohnzimmer benutzte. Er war mit Kitsch überladen. Es standen entsetzlich viele Nippesfiguren und glänzende Porzellangestalten herum, süßliche Bildchen hingen an den Wänden, und es fehlte eigentlich nur ein richtiges Plüschsofa, um die Atmosphäre der Jahrhundertwende komplett zu machen.
    »Wenn es Sie nicht stört, Mister Cotton, lasse ich Sie allein«, sagte die alte Frau. »Ich muss noch meine beiden Kanarienvögel verpflegen, und sie sind es gewöhnt, auf die Minute pünktlich bedient zu werden.«
    »Aber ja«, sagte ich. »Selbstverständlich. Ich will Ihnen nicht zur Last fallen.«
    Sie ging hinaus. Ich sah mich in Cennans Wohnzimmer um. Der Nippeskram und die Bildchen konnten der Vermieterin gehören. Die zahllosen Porzellandackel, -pudel, -boxer und -terrier aber schienen Cennans Geschmack und Besitz zu sein, denn ich fand auf einem kleinen Schrank ein dickes, großes Hundebuch, das erst in diesem Jahr erschienen war und in das Joe Cennan mit einer kindlich wirkenden Schrift seinen Namen gemalt hatte. Während ich noch mit der Musterung dieser Kitschsammlung beschäftigt war, klingelte auf einmal schräg hinter mir ein Telefon.
    Ich drehte mich schnell um und fand den Apparat, halb versteckt zwischen Porzellanhunden, auf einem Tisch, der mit einer Spitzendecke verziert war. Ich nahm den Hörer auf und sagte: »Hm?«
    »Hier ist Stibbler«, sagte eine ölige, unangenehme Stimme. »Seit heute Mittag versuche ich dauernd, einen von den Corellis zu erreichen. Jetzt bin ich in Eile. Wenn Sie die beiden heute noch sehen sollten, dann sagen Sie ihnen, sie sollen nicht vergessen, was sie mir versprochen haben. Sonst würde ich nicht daran denken, für Lefty den Kopf hinzuhalten. Sagen Sie ihnen das. Die beiden wissen schon, was ich meine. Vergessen Sie es nicht«, sagte die schleimige Stimme noch einmal, dann war die Verbindung unterbrochen.
    Ich legte nachdenklich den Hörer zurück. Stibbler, dachte ich, war das nicht dieser Rechtsanwalt, den Mr. High erwähnt hatte? Jener Mann, der angeblich bezeugen konnte, dass Lefty Corelli mit ihm gepokert hätte, während er einen Mord begangen haben sollte? Was musste das überhaupt für ein Rechtsanwalt sein, der mit Gangstern vom Schlag der beiden Corellis pokerte?
    Ich griff nach meinen Zigaretten. Was konnten die beiden Corellis diesem merkwürdigen Rechtsanwalt versprochen haben? Und was hieß: ›Sonst denke ich nicht daran, für Lefty meinen Kopf hinzuhalten‹? Ich zündete mir eine Zigarette an, während ich diesen Gedankengang weiterentwickelte. Es gab da Erklärungen, die für einen Rechtsanwalt höchst peinliche Folgen haben konnten.
    »He, Mann, wer sind Sie?«
    Ich drehte mich um. In der Tür stand Joe Cennan. Das Erste, was mir an ihm auffiel, war das verschlagene, feiste Vollmondgesicht.
    Ich zückte mein Etui und ließ den FBI-Stern im Licht blitzen.
    »Bundespolizei«, sagte ich. »Ich heiße Jerry Cotton. Special Agent. Ich möchte mit Ihnen sprechen, Cennan.«
    Er klappte den Unterkiefer hoch. Es gab ein trockenes Klappen, als ob man zwei Bretter aufeinander schlägt. Cennan musste ein künstliches Gebiss

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