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0402 - Ein G-man starb in Halle 3

0402 - Ein G-man starb in Halle 3

Titel: 0402 - Ein G-man starb in Halle 3 Kostenlos Bücher Online Lesen
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erschossen. Auf einem Pier am Hudson, vor einem alten Lagerhaus.«
    Wir wurden hellhörig. Neville hatte uns doch davon erzählt.
    »Der andere Detektiv behauptet, Lef ty Corelli sei der Mörder. Aber gegen Lefty kann die Mordkommission nicht vorgehen, weil er ein unerschütterliches Alibi hat. Sein Bruder Jack und ein Rechtsanwalt namens Stibbler beschwören, dass Lefty zur fraglichen Zeit mit ihnen gepokert hat. Ursprünglich sollte auch die Freundin von Jack Corelli dieses Alibi mitbeschwören. Aber eben diese Freundin wurde heute Nachmittag erschossen. Und von wem?«
    »Von einem Corelli«, sagte ich wie aus der Pistole geschossen. »Und zwar, weil sie kein falsches Alibi beschwören wollte.«
    Der Chef schüttelte den Kopf.
    »Nein. Angeblich soll dieser zweite Detektiv das Mädchen erschossen haben. Seine Fingerspuren sind auch tatsächlich an der Mordwaffe. Aber wisst ihr, wer ganz zufällig vorbeikam? Gerade als der Detektiv das Mädchen erschossen hatte?«
    »Die beiden Corellis«, sagte ich noch einmal.
    Und diesmal nickte der Chef.
    »Richtig. Und es gelang ihnen, den Mörder der Freundin von Jack Corelli zu überwältigen und ihn festzuhalten, bis die benachrichtigte Mordkommission eintraf.«
    »Diese Corellis sind ja geradezu vorbildliche Staatsbürger!«, sagte ich. »Nur wundert mich eines: Dass ein Gangster wie Jack Corelli den Mörder seiner Freundin, den er auf frischer Tat ertappt, nicht auf der Stelle erschießt. Glauben Sie im Ernst, Chef, dass Corelli den Mörder seiner Freundin der Polizei ausliefern würde?«
    »Nein«, sagte Mr. High entschieden.
    »Aber ausgerechnet Corelli beherrscht sich wie das Musterbild eines Staatsbürgers«, sagte ich ironisch. »Das kauft ihm doch kein Mensch ab.«
    Mr. High bedachte uns mit einem ernsten Blick.
    »Der Brand«, sagte er leise, »wurde vielleicht von den Corellis angestiftet. Ein Versicherungsdetektiv wurde vielleicht von Lefty Corelli erschossen. Ein Mädchen wurde vielleicht von den Corellis ermordet. Das ist mir zu viel. Das möchte ich jetzt ganz genau wissen. Wir bilden eine Sonderkommission für den Kampf gegen die Brüder Corelli. Sie übernehmen die Leitung dieser Sonderkommission. Ich werde Ihnen zunächst acht G-men zuweisen lassen. Wenn Sie mehr Leute brauchen, müssen Sie es sagen. Ich werde Ihnen so viel Unterstützung zukommen lassen, wie es nur irgend geht. Aber bringen Sie diese beiden Hyänen endlich zur Strecke! Ihr Maß ist voll. Randvoll.«
    Das dachten wir auch. Wir wussten ja noch nicht, dass zu dieser Stunde die Corellis schon dabei waren, das Maß zum Überlaufen zu bringen. Denn zu dieser Stunde planten sie bereits den nächsten Mord.
    ***
    Der G-man William Burster hatte alle Lampen bis auf zwei kleine Wandleuchten in der Halle drei des riesigen Wolkenkratzer-Stockwerks ausgeschaltet. Sie tauchten den Saal in ein unwirkliches schwaches Licht, das nur in unmittelbarer Nähe einen Blick auf die Glasvitrinen gestattete, in denen Einzelmarken, Viererblocks, Randstücke, Fehldrucke, Farbabarten; versehentlich ungezahnt gebliebene Marken, Ersttagsbriefe und alle erdenklichen Abweichungen normaler Marken ausgestellt waren.
    In anderen Vitrinen, dicht am Eingang, zeigte man ein wenig von dem Handwerkszeug, das ein zünftiger Philatelist braucht: Wasserzeichensucher, Zähnungsschlüssel, Farbenführer, Brutto- und Netto-Kataloge, Pinzetten und Lupen, ja sogar Quarzlampen und besondere Leuchten zur Ermittlung fluoreszierenden Papiers. Wäre Burster selbst ein Briefmarkensammler gewesen, er hätte den Nachtdienst in diesem Ausstellungsraum in einer Art berauschter Spannung zugebracht.
    Aber Will verstand nichts von Briefmarken, er hatte kaum etwas davon gehört, welche Werte manche von ihnen darstellten. Er betrachtete es als einen verrückten Spleen, Briefmarken überhaupt zu sammeln. Und so hatte er also das Licht bis auf die beiden Wandleuchten ausgeschaltet und ging mürrisch auf und ab in dem Gefühl, einen Dienst zu tun, der im Grunde überflüssig schien.
    Seit Antritt seines Wachdienstes mochte etwas mehr als eine Stunde vergangen sein, als er plötzlich mitten im Schritt verharrte, den Kopf ein wenig vorreckte und gespannt lauschte. Er hielt den Atem an und wartete.
    Und da war es wieder! Ein kleines kurzes Knirschen, ein scharfes Geräusch, das ihn an das Kratzen eines Glasschneiders erinnerte.
    William Burster legte den Kopf schief. Ratten oder Mäuse konnte es doch wohl hier nicht geben? In einem Wolkenkratzer aus Beton,

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