0405 - Fluchtweg durch die Unterwelt
verschwinden.«
Langsam ging mir ein Licht auf. Phil fuhr fort: »Sie hat nämlich mit Rex Dallinger überhaupt nichts zu tun. Das herzige Kind hat nur die Konjunktur ein bisschen ausgenutzt. Uns hält sie jetzt für die Kidnapper, die nicht viel Umstände machen werden. Wir sind vom FBI und haben ihre Verhandlungen mit Vergnügen genossen.«
Jenny Burley sank in sich zusammen und weinte dann hemmungslos.
Im achten Stock zeigte sie uns, wo sie sich versteckt gehalten hatte.
In einem Winkel, der nicht einzusehen war, hatte sie zwischen zwei Schränken auf dem Fußboden gesessen. Ihren schwarzen Stock sowie die in den beiden Waschräumen deponierten Utensilien einschließlich Eimer und Scheuerbesen nahmen wir mit.
Den Chef des Hauses, der auf Veranlassung von Mr. High dafür gesorgt hatte, dass Phil vom Nachtwächter eingelassen wurde, verständigten wir telefonisch über den weiteren Verlauf. Wir bedanken uns für die Zusammenarbeit und verließen dann mit wirklich reicher Beute das Kaufhaus.
***
In unserem Office nahmen zwei unserer Damen den lieben Besuch mit auf die Toilette, wo sie ihr das inhaltsschwere Mieder abnahmen. Sie war wesentlich schlanker und konnte auch gerader gehen, als sie zurückkam, aber sonst war mit ihr wirklich nicht mehr viel los. Sie wusste, dass sie restlos verspielt hatte.
Im Verlauf der Vernehmung stellte sich dann heraus, dass sie sich aufgrund der Zeitungsartikel gedacht hatte, mit der alten Dame Dallinger leicht fertig werden zu können. Sie hatte durch ein Kind ein Briefchen bekommen sollen. Als die Burley in der 62. Straße erschien und sah, dass alle Welt munter in das Dallinger-Haus hineinströmte, war sie einfach mitgegangen und so in die Pressekonferenz geraten. In der Fülle der Besucher fiel sie nicht im geringsten auf. Niemand hatte sie angesprochen, da sie sich meistens am Büfett auf hielt.
Nachdem sie die alte Dame gehört hatte, wusste Jenny Burley, dass sie leichtes Spiel haben würde.
Abends um 9 Uhr 20 hatten die richtigen Einführer angerufen und ihre Lösegeldforderung in Höhe von einer halben Million Dollar angemeldet. Das hatte Phil veranlasst, ins Kaufhaus zu kommen.
Wir ließen das Band ablaufen und hörten uns das Gespräch an.
Mrs. Dallinger war entsetzt, als sie von der neuen Forderung hörte.
»Sie wollten mir doch Rex zurückbringen.«
»Das tun wir auch, aber zuerst müssen wir unser Geld haben, das ist doch logisch.«
»Und wofür habe ich heute Nachmittag die hunderttausend bezahlt?«, fragte sie mit zitternder Stimme.
»Hunderttausend bezahlt?« Der Mann war völlig überrascht. »An uns aber nicht.«
»Ich bekam gestern einen kleinen Brief, heute Morgen den Anruf, das Geld von der Bank zu holen, und heute Nachmittag musste ich es abliefern. Das tat ich auch.«
Ein paar Sekunden war Schweigen.
»Das müssen Sie mir genauer erzählen. Ich rufe wieder an.«
Dann legte er auf. Der Mann hatte eine normale, angenehme Stimme. Auf keinen Fall war das Dan Kerrit mit dem hohen Fisteln. Dies war der Unbekannte, von dem wir nichts wussten. Seine Stimme war das erste, was wir jetzt von ihm hatten.
Er hatte das Gespräch getrennt, damit es bei zu langer Sprechzeit nicht verfolgt werden konnte. Inzwischen würde er den Stadtteil wechseln.
Dreiundzwanzig Minuten später rief er wieder an.
»Los, erzählen Sie weiter. Wie war das mit dem Geld?«
Mrs. Dallinger schilderte kurz, wie es gewesen war.
»Und Sie meinen, es war eine Frau?«
»Der Stimme nach war es eine Frau. Außerdem sah ich so etwas wie einen gelben Mantel und eine gelbe Kappe. Ich durfte mich ja nicht umdrehen. Ich ging weiter, als ich die Tasche los war.«
»Und die Frau ist damit davongekommen?«
»Ja, natürlich. Und wie weiß ich nun, ob Sie damit zu tun haben, ob Rex bei Ihnen ist?«
»Ich schicke Ihnen den Kragen von der Marinebluse und rufe morgen wieder an.«
Damit hatte er aufgelegt. Das zweite Gespräch war fast genauso lang wie das erste. Er schien genau auf die Uhr zu achten, um sich nicht fangen zu lassen. Bei solchen Kurzgesprächen konnte er sicher sein, dass sich die Leitung nicht verfolgen ließ.
Wir hatten das Band eben zurückgespult, als ich am Telefon verlangt wurde. Es war Miss Crown, die Sekretärin von Mrs. Dallinger, die vorher schon zweimal angerufen hatte.
»Ich hielt es im Haus einfach nicht mehr aus, Agent Cotton. Ich bin unterwegs, und ich wollte hören, ob es inzwischen etwas Neues gibt.«
»Ja. Kommen Sie bitte zu uns, Miss Crown.«
Sollte
Weitere Kostenlose Bücher