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0405 - Fluchtweg durch die Unterwelt

0405 - Fluchtweg durch die Unterwelt

Titel: 0405 - Fluchtweg durch die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
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etwas zugestoßen sein. Für den Mann fühlte ich mich verantwortlich.
    Die Entscheidung stand jetzt auf der Kippe.
    ***
    Ich hatte den Schatten nach meinem leichten Zurückweichen nicht mehr sehen können, doch jetzt kam er herein.
    Ich sah aus den Augenwinkeln einen Mann mit einem hellen Hut. Das Profil des Gesichts konnte ich nicht erkennen.
    Aus dem Hintergrund kam ein neues Geräusch aus der Richtung, wo Miss Gelb tätig war. Anscheinend hatte sie immer noch nicht gefunden, was sie suchte.
    Der Mann brachte sich mit einer pantherhaften Bewegung in Deckung und stand jetzt fast da, wo ich vorher gewesen war. Ich brauchte nur leicht den linken Arm anzuheben, um ihn anzustupsen. Ich hielt es für richtiger, kaum noch zu atmen und ihn mir genauer anzusehen.
    Er schien nichts von meiner Anwesenheit zu spüren. Für ihn war ich genauso ein Ausstellungsstück wie die Indianer, neben denen ich stand. Er hatte mich kaum mit einem Blick gestreift.
    Ich machte jetzt den Mund auf und raunte: »Hands up!«
    Er verharrte völlig unbeweglich.
    Aber ich konnte spüren, wie ihm der Schock durch den Körper bis in die Fußspitzen fuhr, wieder zurückflutete, im Gehirn richtig verarbeitet wurde, und dann sagte der Mann, genauso gehaucht, mit einer leichten Kopfdrehung nach hinten: »Idiot!«
    Es war Freund und Kollege Phil Decker.
    »Wo ist sie?«, fragte er.
    »Da hinten.« Ich zeigte mit dem Arm nach rechts.
    »Kann sie da weg?«
    »Nein.«
    Phil pfiff jetzt auf jede Vorsicht, ging zur Seite bis an die Wand, öffnete laut und unbekümmert ein gläsernes Türchen in der Mauer und schaltete nacheinander die gesamte Prachtbeleuchtung des vierten Stocks ein.
    »Was ist passiert?«, wollte ich wissen.
    »Greif sie dir erst. Ich bleibe hier an der Tür stehen.« Phil grinste.
    Ich rüstete ab, setzte meinen Hut auf und ging in die Sportabteilung. Es dauerte auch nicht lange, bis ich unsere Miss Gelb hinter der Verkleidung eines Verkaufstisches entdeckte. Ich winkte ihr mit dem rechten Zeigefinger, und sie kam bleich hervorgekrochen.
    »Aha, Mantel und Hut aus unserer neuen Kollektion, sehr hübsch, nicht wahr? Sie haben zu einer günstigen Zeit eingekauft, aber leider sind Sie an einen unserer Kontakte geraten. Haben Sie Ihre Papiere bei sich?«
    Sie hatte die Lippen zusammengepresst und schüttelte wütend den Kopf.
    »Ja, dann müssen wir Sie ins Stadtgefängnis einliefern. Sonst hätten wir ein Protokoll gemacht, und Sie wären bis zur Anklage auf freiem Fuß geblieben.«
    Mit einem Schlag kehrte strahlende Hoffnung wieder, die sie allerdings zu unterdrücken versuchte. Sie öffnete eine Schublade und zog die Krokotasche heraus.
    »Wie niedlich, Tasche auch. Und das Kleid? Machen Sie mal den Mantel auf.«
    »Das Kleid gehört mir.«
    Das war das erste, was sie sagte. Es war klar, dass sie um ihr Kleid besorgt sein musste.
    Ich machte die Handtasche auf und fand außer den Papieren, die auf Jenny Burley lauteten, nur den üblichen Krimskrams.
    »Und wie wollten Sie jetzt wieder wegkommen?«
    Sie war natürlich zu jeder Auskunft bereit, nur um frei zu bleiben, was ich ihr nicht verdenken konnte.
    Phil hatte sich inzwischen eingefunden und sah sie stumm an.
    »Ich suchte hier eine Strickleiter.«
    Sie wies auf einen Tisch, wo sie schon eine zureehtgelegt hatte.
    »Dann wäre ich aus dem Fenster der Herrentoilette in den Lichthof geklettert und von dort über den Schnürboden des Capitol zur Bühne hinunter. Mit dem Schluss der Vorstellung wäre ich dann auch herausgekommen.«
    Ihre Idee war ausgesprochen gut.
    »Wissen Sie denn im Theater Bescheid?«
    »Ja, ich war da Showgirl.«
    »Wann war das?«, fragte Phil.
    Er bekam einen Blick, der alles andere als liebevoll war.
    In der nächsten Sekunde weiteten sich ihre Augen. Sie hatte Phil wiedererkannt. Er war der Mann, der sie auf dem Broadway angelächelt hatte.
    »Sie sind…«
    Sie stotterte, und in ihrem Gesicht begann es zu arbeiten, als stände sie kurz vor einem Nervenzusammenbruch.
    »Sie sind gar nicht vom Kaufhaus!«
    Sie hatte mit einem Mal grauenhafte Angst. Mit beiden Händen fasste sie den Mantelkragen, schob ihn am Hals zusammen, als könnte sie sich so schützen, und wich zur Wand zurück. Sie zitterte am ganzen Körper und sah abwechselnd Phil und mich an.
    »Das Theater kannst du nicht verstehen«, grinste Phil und zwinkerte mir zu. »Dieses scheue Reh rechnet nämlich damit, dass wir ihr gleich die Klamotten ausziehen und dann mit den angewärmten Dollarbündeln

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