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0405 - Fluchtweg durch die Unterwelt

0405 - Fluchtweg durch die Unterwelt

Titel: 0405 - Fluchtweg durch die Unterwelt Kostenlos Bücher Online Lesen
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und einen halben Kopf kleiner. Sie hatten alle Hüte auf, die nach heftiger Debatte in Sportmützen verwandelt wurden. Über die grauen Anzüge herrschte schneller Einigkeit, während die Texashemden auch Schottenhemden oder Pullover gewesen sein sollen.
    Die Mündungen der Waffen hatten die Zeugen so hypnotisiert, dass sie nicht einmal wussten, ob eine MP dabei war.
    Als der Chef von einem Maschinengewehr sprach, verschluckte Phil sich leicht. Ob die anderen beiden Pistolen oder Revolver hatten und welcher Art, war nicht herauszubekommen.
    Die Buchhalterin, übrigens die einzige schöne Blume im ganzen Laden, hatte den Mann, der sie einschloss, knapp eine Viertelminute gesehen. Lieutenant Smith hielt sich nicht lange mit ihr auf. Als ich etwas später zu ihr ging, sah ich, dass sie mit ihrer linken Hand witzige Experimente machte.
    Sie hatte die Spitze des kleinen Fingers ihrer linken Hand gegen die Kante der Schreibtischplatte gestemmt und wackelte mit der Hand hin und her.
    Als sie bemerkte, dass ich ihr zusah, errötete sie. »Ich bin Cotton vom FBI«, sagte ich. »Was probieren Sie da aus, Miss Miller?«, fragte ich und war dabei von ernster Aufmerksamkeit, denn sie schien mir durchaus kein zuckendes Nervenbündel zu sein.
    Sie richtete ihre dunklen Augen auf mich und lächelte schüchtern.
    »Ich kann mir denken, dass das albern aussah«, meinte sie. »Ich wollte ausprobieren, wie weit man den kleinen Finger von den übrigen wegspreizen kann. Moment mal, bitte.«
    Sie stand auf, holte ihre Handtasche und nahm ein paar Handschuhe heraus. Phil sah verwundert zu.
    Miss Miller zog den linken Handschuh an und stand auf. »Setzen Sie sich bitte mal an meinen Platz«, bat sie, und ich tat es. Phil stellte sich auf die andere Seite des Schreibtisches.
    Sie ging jetzt hinaus, machte die Tür zu und kam dann verwandelt zurück. Ihr Gesicht war jetzt grimmig, sie mimte offensichtlich einen Gangster. Der Zeigefinger ihrer Rechten war auf mich gerichtet und spielte Pistole.
    Sie starrte mich unverwandt an, tastete mit der Linken zum Schloss und zog den Schlüssel ab. Dabei sah ich, dass der kleine Finger in ihrem Handschuh oben auf dem Griff lag und unnatürlich weit abstand.
    Ich stieß einen kurzen Pfiff aus.
    »Ja«, meinte sie trocken, »das finde ich auch. Deshalb probierte ich aus, ob der Winkel überhaupt möglich ist. Aber das ging nur, weil ich den kleinen Finger vorher gekrümmt hatte.«
    Sie bewegte den leeren kleinen Finger des Handschuhs hin und her.
    Ich überhäufte sie mit Komplimenten und machte mich auf die Suche nach einem Gangster, dem an der linken Hand der kleine Finger fehlte.
    ***
    Die Luft, die uns aus dem gesprengten Loch entgegenkam, war nicht so schlimm, wie ich befürchtet hatte. Wir sprangen in einen mannshohen ovalen Schacht, der vollkommen trocken war. Er lief schräg unter dem Kellergang hindurch und war in der Südrichtung zwanzig Schritte weiter zugemauert. Wir drehten uns um und leuchteten in die andere Richtung. Auch dort stießen wir auf eine Mauer, doch darin klaffte ein Loch, das groß genug war, um hindurch zu steigen.
    Wie sich später herausstellte, war dieses Stück Kanalisation stillgelegt worden, weil es zu klein wurde und zu hoch lag.
    Die Mauern waren zur Sicherung des Juwelierladens errichtet worden, doch leider lagen darin keine Alarmdrähte. Man hatte angenommen, dass sie im Keller des Ladens genügten. Für den Fall, dass jemand von unten in den Laden wollte, ging die Rechnung auch auf. Diese drei Herren hatten jedoch mit Erfolg umgekehrt gedacht.
    Die trockene Betonröhre lief hinter dem Durchbruch noch etwa zweihundert Schritte nach Norden, wobei der Dunst, der uns entgegenkam, immer unangenehmer wurde. In spitzem Winkel stieß die Röhre auf die Hauptkanalisation, die gut zwei Yards tiefer lag. Es stank fürchterlich.
    Phil schien ähnliche Empfindungen zu haben. Er hatte seine Atmung auf Sparflamme gedreht.
    Aber es half nichts, wir mussten da hinunter. Auf jeder Seite dieses brodelnden und rauschenden Baches lief ein Gitterrost, breit genug für einen Mann, um darauf zu gehen. Wir sprangen abwärts, die Metallstreben dröhnten in dem hallenden Gewölbe unnatürlich laut.
    Im schmutzigen Schaumwasser, das neben uns dahinfloss, tauchten ab und zu kleine bräunliche Dreiecke auf, die mit schwarzen Knopfaugen ins Licht blinzelten und eilig wieder wegtauchten.
    Ratten! Sie sahen wohlgenährt aus.
    Als wir unter der 58. Straße West waren, hörten wir von rechts aus einem

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