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0406 - Finale in der Knochengrube

0406 - Finale in der Knochengrube

Titel: 0406 - Finale in der Knochengrube Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Dark
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hatte das Gefühl, als würde der Vogel mit ihr immer in einem Kreis fliegen, als suchte er nach einem bestimmten Ziel, das er wegen des Nebels nur schlecht finden konnte.
    Aber da war das grüne Licht. Erst jetzt, als sie sich ziemlich dicht in seiner Nähe befand, konnte sie erkennen, dass das Licht größer war, als es den Anschein hatte.
    Vom Boden her stieg es in die Höhe und färbte den Nebel grün.
    Plötzlich geschah es.
    Lara stieß einen Schrei aus, als der Vogel mit ihr in die Tiefe sackte.
    Jetzt lässt er dich fallen! , schoss es ihr durch den Kopf, aber sie irrte sich, denn der Leichenvogel glitt so sanft in die Tiefe, als wäre er eine Federwolke.
    Je mehr sie sich dem Boden näherte, umso deutlicher wurde das Ziel. Es musste aus dem Sumpf hervorgestiegen sein, denn die zähe Flüssigkeit schwappte von der Platte zu Boden.
    Sie schaute auf einen Altar!
    Auf einen Opferaltar, der mitten im Sumpf seinen Platz gefunden hatte oder aus der Tiefe gekommen war. Auf dem Altar lagen Gebeine! Bleiche Knochen, auch Schädel.
    Nicht weit entfernt ragte der kahle Ast eines Baumes wie ein Totenarm aus dem Sumpf, als wollte er seine Opfer anlocken.
    Sehr dicht flog der Leichenvogel mit ihr an den Altar heran und in das grüne Licht hinein.
    Dann ließ er sie fallen!
    Sie schrie leise auf, bevor sie den harten Stein unter sich spürte und mit dem Hinterkopf aufschlug.
    Rücklings blieb sie liegen.
    Die Augen hatte sie weit geöffnet und verdreht. So starrte sie in die Höhe, sah in das grüne Licht, den Nebel und entdeckte die beiden Vögel, die den Altar in einer gewissen Höhe umkreisten und wie stumme, gefährliche Wächter wirkten.
    Sie dachte daran, dass das alles nicht möglich sein konnte, denn der Ort, an dem sie lag, befand sich mitten im Sumpf und hätte normalerweise alles mit in die Tiefe reißen müssen. Niemals hatte ihr jemand etwas von einer Insel erzählt.
    Allmählich beruhigte sich ihr rasender Herzschlag, und es gelang ihr, wieder ein wenig freier zu atmen. Aber die Angst blieb.
    Der Nebel hüllte sie ein wie eine Armee aus tausend Armen. Er kroch lautlos und bedeckte ihren Körper, als wollte er sie vor irgendwelchen Gefahren schützen.
    Der jungen Russin gelang es, wieder realistisch zu denken. Sie wusste, dass ihre letzten Erlebnisse erst das Vorspiel zum Hauptakt gewesen waren.
    Der würde noch folgen und sie wahrscheinlich in eine weitaus schlimmere Gefahr bringen.
    Zwischen ihren Fingern spürte sie den kalten Schweiß. Er war klebrig wie alter Leim.
    Die Stille wurde unterbrochen.
    Ein ferner Ruf erreichte ihre Ohren. »Laraaaa…«
    Sie horchte auf. Es war eine Frauenstimme, die nach ihr gerufen hatte, nur wusste das Mädchen nicht, wie weit die Ruferin entfernt war, denn der Nebel verzerrte die Geräusche und gaukelte dem Zuhörenden falsche Entfernungen vor.
    Sie gab keine Antwort. Nicht deshalb, weil sie es nicht gekonnt hätte, nein, sie traute sich einfach nicht. Dann hörte sie wieder das Klatschen der Flügel über sich.
    Als sie den Blick hob, sah sie die Schatten der Vögel, wie sie allmählich in die zunehmende Dunkelheit und den Nebel eintauchten.
    Nacht, Nebel und Grauen!
    Für Lara erfüllte sich ein Albtraum, der erst am Beginn stand, denn sie vernahm plötzlich ein Schmatzen und Gurgeln. Es klang rechts und links des Steinaltars auf. Sie sah die Knochen, die, wie von Geisterhänden geworfen, in die Höhe stiegen, gegeneinander klapperten und abermals die unheimlich klingende Melodie von sich gaben.
    Es war der Auftakt für den Auftritt.
    Denn aus der Tiefe des Sumpfes näherte sich eine furchtbare Gestalt.
    Der Götze Baal!
    ***
    Wladimir Golenkow hatte glücklicherweise an eine Taschenlampe gedacht, doch sie nutzte uns nicht viel. Ihr Licht verlor sich bereits nach einer doppelten Armlänge im düsteren Grau der uns umgebenden Waschküche, sodass es unmöglich war, auch nur einen Meter weiter zu sehen.
    Wären nicht die mit dem Eintauchen der Ruderblätter verbundenen klatschenden Geräusche gewesen, wären wir lautlos durch die Nebelsuppe geglitten. So aber wussten wir, dass wir nicht durch die Luft glitten, sondern über das flache Gewässer fuhren.
    Oftmals tauchten Schatten auf und glitten an der Bordwand entlang. Die schabenden Geräusche untermalten unsere Fahrt. Es waren die langen Schilfrohre, die an einigen Stellen in regelrechten Feldern wuchsen.
    Manchmal, wenn wir in die Nähe der Sumpfinseln gerieten, sahen wir auch hohe Gräser oder verkrüppelte Bäume, die

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