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0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

Titel: 0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
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darauf schließen, dass ein Mensch oben war.
    Ich knirschte mit den Zähnen. Mein Platz war vorher so großartig gewesen, aber jetzt saß ich mitten auf dem Präsentierteller. Senters brauchte sich nur etwas zu drehen, dann konnte er meinen weißen Hemdkragen sehen. Ich musste verschwinden, solange er noch in eine andere Richtung blickte. Es war nicht wahrscheinlich, dass er sich jetzt umdrehen würde. Er wartete auf jemanden, und jede Bewegung ließ den Turm schwanken und verriet seinen Aufenthaltsort-'.
    Langsam richtete ich mich auf und schob mich lautlos nach vorn. Meine Hände tasteten den Boden vor mir ab. Ich suchte mir Stellen, an denen keine trockenen Zweige und Ästchen lagen, und kroch weiter. Ich wollte unter den Turm kommen. Dort war genug Platz.
    Ich schob mich über die freie Wiese und wusste, dass ich ein gutes Ziel für Senters Revolver abgab.
    Wenn er mich sah…
    Ich bedauerte es jetzt, dass Phil auf der anderen Seite der Piste war, aber wir hatten ja nicht ahnen können, dass es zu dieser Situation kommen würde.
    Als ich auf dem freien Feld war, warf ich einen schnellen Blick zum Turm.
    Senters hockte noch immer unbeweglich oben wie ein dunkler breiter Fleck. Unkenntlich, solange er sich nicht bewegte.
    Ich robbte weiter. Wieder hatte ich das verrückte Gefühl, von hinten beobachtet zu werden. Die Strecke, die ich noch schaffen musste, schien mir unendlich lang zu sein. Ich schlich weiter.
    Das Gras wurde jetzt weicher. Ich kam schneller vorwärts. Dann konnte ich die rohen Holzplanken mit der Hand berühren. Ich hatte es geschafft.
    Plötzlich hörte ich hinter mir einen leisen Pfiff.
    Ich wirbelte herum, sprang hoch und hatte auch schon meinen Revolver in der Hand.
    In dem Moment wurde ich von einem ungeheuren Gewicht auf den Boden gepresst. Es war, als würde mein Kopf zwischen die Schultern gehauen, als würde ich von einer riesigen Stahlplatte in die Erde gestampft.
    Das Erste, was ich wieder wahrnehmen konnte, war keuchender Atem und zwei heiße Hände, die sich hart um meinen Hals legten und ihn langsam zusammendrückten.
    Ich versuchte, mich zu bewegen, aber ich konnte nichts tun. Schwarze Kreise tanzten vor meinen Augen.
    Plötzlich merkte ich, dass meine Hand noch immer den Revolver umklammerte. Ich legte meine Finger um den Abzug.
    In der gleichen Sekunde ließ eine der beiden Pranken meinen Hals los und packte den 38er. Ich hatte weder die Kraft abzudrücken, noch die Waffe festzuhalten. Aber wenigstens konnte ich etwas Luft holen, wenn auch die eine Hand allein so kräftig war, dass ich nicht wegtauchen konnte. Mir fehlte einfach die Kraft.
    Irgendwo hörte ich ein leises Rascheln. Fast schon im Unterbewusstsein registrierte ich, dass es mein Revolver war, der ins Gras fiel.
    Ich versuchte, mich hochzustemmen, den bulligen Kerl von mir zu wälzen, aber ich kam nicht hoch. Er würgte mich wieder mit zwei Händen.
    Ich wusste, dass ich meine Chance verspielt hatte. Als er nur eine Hand freihatte, hätte es mir gelingen müssen, ihn abzuschütteln. Der Kerl würde mich jetzt… Der Gedanke an das, was der Kerl tun würde, schien einige bis dahin unentdeckte Kraftreserven freizulegen.
    In dem Moment wusste ich auch, was los war. Senters war vom Turm auf mich gesprungen. Er musste mein Anschleichen im letzten Augenblick bemerkt haben.
    Ich ließ mich einen Augenblick lang zusammenfallen, sodass Senters merken musste, dass mein Körper schlaff wurde. Es kam wie geplant.
    Sofort ließ die Anspannung der Hände einen Moment nach.
    Senters holte Luft, um mir den Rest zu geben.
    Aber so lange wartete ich nicht. Ich zog mich blitzschnell zusammen und riss die Hände hoch, mit denen ich Senters Arme auseinander drückte. Ich wälzte mich zur Seite.
    Einen Moment lang war Senters zu verblüfft, um zu reagieren, dann heulte er vor Wut auf und warf sich wieder auf mich. Ich stand noch nicht fest, sein Gewicht warf mich wieder um, aber diesmal war ich darauf vorbereitet und glitt unter ihm hindurch.
    Ich ließ ihn hochkommen, auf mich zustürzen und unterlief ihn. Dann machte ich eine halbe Drehung und setzte eine gestochene Gerade gegen Senters rechte Schulter. Der Schlag war nicht sehr stark gewesen, dazu fehlte mir die Kraft, aber Senters stolperte und fiel so unglücklich, dass er auf den Hinterkopf prallte. Das Krachen tat mir in Mark und Bein weh. Senters wird es nicht gespürt haben - ihn schickte der Aufprall schlafen.
    Ich blickte mich um. Wo war der zweite Mann geblieben, den ich gehört

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