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0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

Titel: 0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
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wegzukommen.
    Also musste der zweite Mann doch hier gewesen sein. Der Mann, der gepfiffen hatte. Er war herangeschlichen, während ich mit Senters kämpfte, und hatte meine Waffe entladen.
    ***
    Die Schritte von Senters waren kaum noch zu hören. Ab und zu ein leichtes Knacken und das Beben des Bodens.
    Ich versuchte noch einmal zu rufen, um Phil aufmerksam zu machen.
    Meine Kehle war wie zugerostet.
    Ich setzte mich in Bewegung, rannte quer über die Lichtung, sprang über die Büsche, unter denen ich vorhin durchgekrochen war, und setzte über die breiten Wurzeln der Bäume.
    Ich wusste, dass ich schneller war als Senters, jedenfalls solange wir liefen.
    Ich kam an den Drahtzaun und setzte mit einer Flanke hinüber.
    Mein Atem ging scharf und laut, aber ich konnte noch das schwere Keuchen von Senters hören.
    Ein dicker Zweig krachte laut. Senters war also direkt vor mir.
    In dem Augenblick wurde links hinter mir ein Wagen angelassen. Ein Motor heulte laut auf, Reifen zischten, Kies spritzte weg.
    Ich blieb erstarrt stehen.
    Es war das unverkennbare Geräusch eines anfahrenden Jaguars. Hatten die Burschen meinen Wagen erwischt? Aber ich hatte ihn doch weiter rechts gelassen, oder? Ich konnte nicht weiter darüber nachdenken.
    Senters war auch kurz stehen geblieben, aber jetzt rannte er weiter. Ob es nun mein Wagen war oder nicht, ich konnte nicht mit einem Auto konkurrieren, wohl aber mit Senters, der vor mir floh.
    Ich setzte ihm nach.
    Er drehte plötzlich ab und lief auf die linke Seite hinüber. Ich hatte gehofft, er würde versuchen, durch die Grassy Sprain Reservation zu entkommen, er würde sich dort sicher fühlen, und ich konnte ihn in die Gegend des Sprain Hospital treiben; dort waren Menschen, und er käme nicht weiter.
    Aber er schien das zu wissen, denn er wählte die Richtung auf Scarsdale zu. Ein flaches, völlig verödetes Stück Land, in dem es außer dem breiten Central Parkway kein Zeichen dafür gab, dass eine Acht-Millionen-Stadt in der Nähe war.
    Ich atmete tief durch und rannte weiter. Senters Silhouette war gut gegen den helleren Himmel zu erkennen.
    Jetzt schwenkte er wieder etwas ab, und ich sah die Umrisse eines dunklen Gebäudes und einiger hoher Bäume.
    Offensichtlich wollte Senters dorthin, aber die Strecke, die er noch vor sich hatte, war mindestens 700 bis 800 Yards weit.
    Ich verstand ihn nicht. Er musste doch sehen, dass er hier nicht untertauchen konnte, dass ich ihn im Blickfeld hatte. Es schien fast, als würde er nicht vor mir fliehen, sondern vor einem anderen. Aber wir waren doch allein auf der weiten, einsamen Fläche?
    Oder?
    Ich sammelte noch einmal alle Kraft für eine letzte Anstrengung und wurde tatsächlich schneller. Meine Lungen schienen zu platzen, und mein Kopf fühlte sich an wie eine glühende Glaskugel, aber ich kam jetzt näher an Senters heran. Der Abstand wurde immer kleiner. Senters stolperte, rappelte sich wieder auf und lief weiter.
    Das dunkle Gebäude vor uns schien für ihn Sicherheit zu bedeuten.
    Aber ich holte immer mehr auf. Schon konnte ich außer seinen dröhnenden Schritten auch das Zischen hören, mit dem er die Luft einzog.
    Da fühlte ich es.
    Unter meinen glühenden Fußsohlen vibrierte plötzlich der Boden. Im ersten Moment wusste iqh nicht, was es bedeutete, ich konnte es mir nicht erklären. Ich wollte stehen bleiben, aber Senters wurde plötzlich wieder schneller und ich rannte ihm nach.
    Das Vibrieren wurde stärker, ich hörte auch ein Brummen, das dazugehörte, es wurde immer stärker.
    Ich drehte mich im Laufen um.
    Ich sah einen dunklen Fleck größer werden und auf mich zurasen. Wie versteinert blieb ich stehen.
    Im gleichen Augenblick flammten brennend grelle Scheinwerfer auf. Ich taumelte blind zurück, hörte das Geräusch eines auf mich zurasenden Autos. Ich spürte den Luftdruck und warf mich flach auf die Erde. Staub und Sandbröckchen wurden auf mich geschleudert, als der Wagen vorbeischoss. Dann ratterte eine Maschinengewehrsalve über mich hinweg.
    Ich presste mich flach auf den Boden.
    ***
    Als ich mich wieder auf setzte, schienen Stunden vergangen zu sein. Aber es konnten nur Sekunden vergangen sein, denn das Geräusch des Autos war noch schwach zu hören.
    Ich stand auf. Ich war wie zerschlagen und ausgelaugt, aber ich hatte keinen Treffer abbekommen.
    Ich lebte und war unverletzt. Und ich war allein. Senters war nicht mehr zu sehen. Langsam ging ich weiter.
    Ich sah ihn nach hundert Schritten.
    Er lag ruhig und

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