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0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing

Titel: 0406 - Liebesbriefe in Sing-Sing Kostenlos Bücher Online Lesen
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zu haben glaubte. Hatte er sich versteckt? Vielleicht wartete er auch nur, um aus dem Hinterhalt über mich herzufallen.
    Aber nicht der Unbekannte, sondern Senters fiel über mich her. Ich hörte im letzten Moment, wie seine Schritte anwalzten.
    Er kam wieder mit gesenktem Kopf auf mich zu, wie ein Stier. Ich wich aus, bückte mich und riss ihm den Kopf mit einem linken Haken hoch. Er schüttelte sich und machte einen Schritt zurück. Ich zog nach, er fintete mit der Linken und setzte mir plötzlich seine Faust in die Magengrube, dass ich keine Luft mehr bekam und zusammenklappte.
    ***
    Ich hatte meinen Gegner wohl unterschätzt. Er war nicht nur groß und massig, sondern auch schnell. Ich drehte mich auf dem Boden, weil ich im ersten Moment nicht mehr stehen konnte, machte eine Rolle und stand nach wenigen Sekunden wieder auf den Beinen.
    Jetzt standen wir uns wieder gegenüber. Ich wollte auf meinen Gegner zugehen, als ich das schwache Glitzern in seiner Hand sah.
    Er hatte ein Messer. Eine breite, kurze Klinge, die er mit der Schneide nach oben hielt. Ich kannte die Wirkung dieser Stiche. Mit einem kurzen Ruck kann man dem Gegner den Leib aufschlitzen.
    Ich sprang vor, drehte mich im Sprung halb, das Messer fuhr knapp an meiner Seite vorbei. Ich riss die Arme auseinander. Eine Handfläche traf Senters am Hals, die andere knallte auf sein Handgelenk.
    Das Messer flog wirbelnd durch die Luft und landete in einem Strauch.
    Senters stand jetzt mit gesenktem Kopf da und atmete schwer. Er wirkte betäubt, und ich wartete nicht ab, bis er wieder aufwachte, sondern setzte ihm noch einmal meine Faust aufs Kinn.
    Er schwankte langsam von einer Seite auf die andere und krachte wie ein gefällter Baum zu Boden.
    Ich beugte mich zu ihm hinab. Er starrte mich aus kleinen, weiß schimmernden Augen an. Seine Brust hob sich wie ein riesiger Blasebalg und sank wieder hilflos zusammen.
    »Nun, hast du gefunden, was du gesucht hast?«, fragte ich ihn leise.
    Er antwortete nicht.
    »Ist der Mann gekommen, auf den du gewartet hast?«, fragte ich weiter. Meine Stimme war nur ein schwaches Krächzen, und das Sprechen tat mir weh.
    Senters schwieg. Er starrte mich unentwegt an, aber er sagte nichts.
    Ich hatte geflüstert, jetzt versuchte ich laut zu sprechen. Es ging nicht.
    Senters hatte mich vorhin so stark gewürgt, dass mein ganzer Hals entzündet und wund war.
    Ich konnte nur heiser flüstern.
    »Wer will den Film haben? Für wen suchst du ihn?«
    Wieder antwortete er nicht. Aber seine Reaktion gefiel mir nicht. Er grinste. Er verzog den breiten Mund. Ich sah in der Dunkelheit nur seine weißen Augen und die Zahnreihen.
    Ich holte Luft, um Phil herbeizurufen. Es kam nur ein trockenes Knurren aus meiner Kehle. Ich versuchte es noch einmal. Ich brachte nur ein verzweifeltes Röcheln zustande.
    Ich spürte plötzlich hinter mir eine Bewegung und wirbelte herum. Ich kam nicht weit.
    Senters nützte meine Unaufmerksamkeit sofort aus und riss sich los. Ich versuchte, ihn wieder festzunageln, aber ich hatte die günstige Stellung verloren. Er kam hoch, drehte sich zu mir um, zögerte kurz und schnellte zur Seite.
    Ich wartete, ich war auf eine neue Finte gefasst, aber Senters kümmerte sich gar nicht mehr um mich. Langsam wich er zurück in die Büsche.
    Ich stand allein auf der Lichtung.
    Phil, Parker und die anderen waren weit entfernt.
    Plötzlich fiel mir meine Waffe ein.
    Ich bückte mich und tastete den Boden um mich herum ab. Er war zertreten und zerstampft, als ob eine ganze Büffelherde darüber getrampelt wäre. Aber meinen Revolver konnte ich nicht entdecken. Ich erinnerte mich, dass es geraschelt hatte, als Senters ihn weggeworfen hatte. Ich kniff die Augen zusammen. Die Dunkelheit war grau und dicht.
    Die schweren Schritte von Senters entfernten sich immer mehr. Ich durfte ihn nicht entkommen lassen. Ich stolperte in die Richtung, in die er verschwunden war.
    Zuerst dachte ich, es sei ein Stein, dann merkte ich, dass meine Schuhspitze einen harten Metallgegenstand berührt hatte.
    Ich bückte mich und hatte meinen 38er in der Hand. Ich krümmte meinen Finger um den Abzug, richtete den Lauf in die Luft und drückte ab.
    Klick - sonst nichts.
    Ich drückte noch einmal.
    Außer dem trockenen Knacken war nichts zu hören.
    Ich zog mit der linken Hand das Magazin heraus. Es war leer.
    Wer konnte das getan haben? Senters hatte bestimmt keine Zeit gehabt, die Patronen herauszunehmen. Er hatte es viel zu eilig gehabt,

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