0406 - Mörder-Medium
heraus.
Es zeigte sich in verwüsteten Zustand. Aber dann lief die Zeit rückwärts wie in einem Film, der verkehrt herum abgespult wird.
Aufmerksam registrierte Zamorra jede Veränderung. Er ließ diesen Rückwärts-Film so langsam wie eben möglich ablaufen, achtete auf jede Kleinigkeit, um einen Ansatzpunkt zu finden. Mitten im Toben der magischen Kraft versuchte der Meister des Übersinnlichen diese dann zu »greifen«.
Er fand eine Struktur.
Sofort »fror« er den Zeitablauf zu einer Art Standbild ein und konzentrierte sich nur noch auf das Muster schwarzmagischer Energie. Sie mußte von irgendwoher kommen. Ein unsichtbarer Faden mußte zum Ausgangspunkt dieser Energie führen. Wenn Zamorra diesen Punkt fand, wußte er, wo der Gegner steckte, und vielleicht erfuhr er auch schon, wer dieser Gegner war.
Wenn nicht, war das dann nur noch eine Frage der Zeit.
Er hätte dieses Experiment bereits vorhin draußen am Auto durchführen können. Doch die Umstände waren dagegen gewesen. Zum einem hatte er inmitten der Schaulustigen nicht die Ruhe dazu. Es wäre aufgefallen, er wäre gestört worden. Man hätte sich gefragt, wer dieser Mann war und was er da mit seiner Silberscheibe tat. Zum anderen war es zu kalt draußen. Zamorra spürte selbst hier in der Wohnung schon, wie ihm die Kälte in die Glieder kroch, weil er sich nicht bewegen konnte. Die Heizung hatte die alte Temperatur noch nicht wiederherstellen können und würde dafür auch noch ein wenig brauchen.
Er fand den Faden und glitt an ihm entlang durch die Nacht.
Und bekam einen jähen magischen Schlag, den selbst das Amulett nicht abblocken konnte. Auf die Verfolgung konzentriert, reagierte es zu spät. Zamorra schrie auf. Funken sprühten um seinen Körper. Sekundenlang hatte er den Eindruck, von einer titanischen schwarzen Faust zerdrückt zu werden. Dann war es wieder vorbei.
Aber der Faden war gerissen. Die Spur fand er nicht wieder. Der unheimliche Feind aus dem Nichts hatte sie gekappt. Es gab nichts mehr, das zu ihm führen konnte…
***
Noch während Kaithor, verborgen in seinem Trägerkörper, grübelte, wie er dem Silbermond-Druiden erneut und endgültig ans Leben gehen konnte, spürte er, daß jemand hinter ihm her war und ihn zu finden versuchte.
Es war ein Griff aus der Gegenwart, der durch die Vergangenheit führte und Kaithor gewissermaßen durch die Hintertür fassen wollte.
Diese Kunst aber beherrschten die Druiden vom Silbermond nicht, soviel wußte auch Kaithor. Somit mußte noch ein anderer seine Finger im Spiel haben.
In einer Panikreaktion schlug der Höllengeist zu und unterbrach die Verbindung, löschte Spuren und Ausstrahlungen. In diesem Moment war er froh, daß der Ektoplasmakörper sich noch im Freien befand und seine Aktion schützen konnte. Unter normalen Umständen hätte Kaithor erst das Medium in Trance versetzen und zur Produktion des Ektoplasmas anregen müssen. Das konnte er sich noch sparen; durch die Schockwirkung, die ihn in Saranows Haus so empfindlich gestört hatte, war der feinstoffliche Körper noch vorhanden.
Nachdem er die Spur verwischt hatte und sicher sein konnte, hier nicht mehr gefunden werden zu können, überlegte er. Ein zweiter Gegner, von dem er vorher nichts gewußt hatte! Und dazu einer, dessen Stärke er nicht abschätzen konnte, weil ihm nichts über ihn bekannt war!
Er mußte versuchen, mehr über diesen Gegner herauszufinden, der sich höchstwahrscheinlich in der Nähe des Druiden befand. Entweder mußte er angelockt werden, oder Kaithor mußte sich zu ihm begeben.
Beides war ihm gleichermaßen unangenehm, solange er nicht wußte, wie stark sein Gegner war. Aber er empfand es als höchst ungerecht, kaum daß er es geschafft hatte, sich halbwegs auf der Erde zu manifestieren, sich schon einer so starken Bedrohung seiner Existenz gegenüber sah. Das, bei Luzifer, hatte er nicht verdient!
Warum nur ließen seine Gegner sich nicht einfach töten, sondern leisteten Widerstand? Es mußte doch eine Möglichkeit geben, mit ihnen fertig zu werden! Und wenn er es versuchte, indem er…
Und mit höllischem Feuereifer stürzte er sich darauf, seinen neuen Plan bis ins Detail auszufeilen. Diesmal durfte er nicht fehlschlagen…
***
Der Lada stand noch so an der Straße, wie Saranow ihn vor seinem Verschwinden geparkt hatte. Der Parapsychologe griff in seine Tasche; er hatte den Schlüssel noch bei sich. Alles, was mit ihm in die andere Welt verschwunden war, hatte er sorgsam gehütet, und
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