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0406 - Mörder-Medium

0406 - Mörder-Medium

Titel: 0406 - Mörder-Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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durch das Weltentor nicht gesucht und mit Zamorras Hilfe gefunden. Statt das zu begreifen, zerren Sie mich hierher, verhören mich stundenlang, während mir der leere Magen schon in den Kniekehlen hängt. Was sind Sie nur für ein erbärmlicher Narr, Sewjestin!«
    »Das lasse ich mir nicht bieten«, preßte der Major hervor.
    »Dann sind wir ja quitt, was Beleidigungen und Unterstellungen angeht«, sagte Saranow. »Wir können uns morgen weiter unterhalten - in meinem Büro. Ich sehe dieses Verhör jetzt jedenfalls als beendet an.«
    Er wandte sich um und ging zur Tür.
    Sewjestin keuchte.
    »Hiergeblieben!« schrie er. »Pavel, halten Sie ihn auf. Sie sind verhaftet, Saranow!«
    »Weshalb? Machen Sie sich nicht lächerlich!« sagte Saranow und verließ das Büro. Wortlos folgte ihm der Telepath. Pavel, der Soldat, stand unschlüssig da. Er war verwirrt. Noch nie zuvor hatte er erlebt, daß jemand in dieser Form mit dem Major umgesprungen war. Das brachte sein gesamtes Weltbild ins Wanken, und ihm war nicht mehr klar, was er nun zu tun hatte.
    Sewjestin erhob sich von seinem Stuhl. Er stürzte mehr zur Tür, als daß er ging, stürmte nach draußen und schmetterte die Tür hinter sich ins Schloß. Mit hastigen Schritten eilte er davon, verließ das Haus und kämpfte sich durch Kälte und Schnee seinem Bungalowhaus entgegen.
    Er haßte sich selbst.
    Was ist mit mir los? fragte er sich. Warum kann ich mich plötzlich mit Saranow nicht mehr normal unterhalten? Früher sind wir doch miteinander ausgekommen…
    Er wollte nicht mehr denken. Irgendwann schloß die Wohnungstür sich hinter ihm.
    ***
    Auch Saranow hatte den Eindruck, daß mit dem Major etwas nicht stimmte. Während der Parapsychologe sich im Vorzimmer seinen Mantel griff und überstreifte, dachte er über das Verhalten des KGB-Mannes nach. Sicher, der war dazu verpflichtet, Saranow zu überprüfen. Und die Behauptung, durch ein Weltentor verschwunden und wiederaufgetaucht zu sein, war recht unglaubhaft. Aber die ganze Story an sich war unglaublich.
    Sewjestin mußte ergründen, was daran stimmte und was nicht. Denn es mochte geschehen, daß auf demselben Weg jederzeit andere Wissenschaftler verschwinden konnten - oder Spione einer gegnerischen Macht eingeschleust wurden, um herauszufinden, was es mit der geheimen Psi-Forschung auf sich hatte.
    Aber die Art und Weise…
    Es wäre wirklich anders gegangen. Und der Sewjestin von früher, wie Saranow ihn kannte, wäre auch anders vorgegangen. Ruhiger, bedächtiger. Nicht gleich mit der Tür ins Haus fallen. Nicht gleich starke Geschütze auffahrend. Freundschaft hatte zwischen ihnen niemals bestanden; dazu besaß Saranow eine viel zu tief verwurzelte Abneigung gegen die Institution Geheimdienst. Aber sie hatten sich auf Distanz respektiert, hatten in der Kantine oder einem Lokal auch schon mal ein Flaschen Wodka miteinander getrunken…
    Aber das hier fiel total aus dem Rahmen. Dieser Sewjestin hatte sich verändert.
    Und da war noch etwas, das Saranow berührte.
    Das Verhalten von Iwan Kotranov. Warum hatte der Telepath gelogen?
    Während sie den Verwaltungsbau verließen - Sewjestin war durch einen anderen Ausgang hinaus gestürmt -, erkundigte sich Saranow danach.
    Kotranov zuckte mit den Schultern. Er lächelte.
    »Sehen Sie, ich habe einiges in ihrer Erinnerung gesehen, Gospodin , von dem ich sicher bin, daß es nicht an die Öffentlichkeit darf. Man würde es nicht verstehen. Ich verstehe es auch nicht.«
    »Sie haben mir damit einen großen Gefallen getan, Kotranov. Aber Sie haben gelogen, um mich zu schützen.«
    »Nicht, um Sie zu schützen, sondern um alle zu schützen, die diese Wahrheit nicht verarbeiten könnten. Man würde Ihnen nicht glauben. Man würde Sie vielleicht in eine Heilanstalt sperren. Damit wäre aber niemanden gedient. Also habe ich das getan, was auch Sie taten - die Wahrheit ein wenig verbogen. Und das wird niemandem schaden.«
    »Ich danke Ihnen, Genosse«, sagte Saranow und streckte die Hand aus. Der Telepath ergriff sie nicht.
    »Kommen Sie noch mit zu mir nach Hause?« lud Saranow ihn ein. »Wir könnten uns ein wenig unterhalten, und…« Und vielleicht könnte er Gryf und Zamorra aufspüren, wo auch immer sie sind, dachte er weiter.
    »Es ist ein weiter Weg durch die Kälte bis zu mir«, sagte Kotranov. »Sie haben doch sicher ein Auto. Fahren Sie mich damit nach Hause. Sewjestin war so freundlich zu vergessen, daß ich mit dem Wagen geholt wurde und auch mit dem Wagen wieder

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