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0406 - Mörder-Medium

0406 - Mörder-Medium

Titel: 0406 - Mörder-Medium Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zurückgebracht werden müßte.«
    Saranow lächelte.
    »Selbstverständlich. Aber dazu müssen wir erst zu mir, weil da der Wagen vor der Tür parkt. Hoffentlich springt er nach der langen Zeit an.«
    ***
    Lena Petrowna schrie. Sie starrte aus weit aufgerissenen Augen die Wolke aus Ektoplasma an, die vor ihr in der Luft schwebte. Sie sah die zitternde Nadja Telzina, und sie benötigte lange Minuten, um zu begreifen.
    Sie hatte Ektoplasma produziert.
    Hier, in der Wohnung. Nicht im Labor unter wissenschaftlicher Beobachtung, Betreuung und Aufsicht.
    »Das ist unmöglich«, keuchte sie. Sie starrte das Gebilde an, das immer noch existierte und schwebte und das sich jetzt von ihrem Körper gelöst hatte. Im gleichen Moment, in dem sie aus ihrer Trance erwacht war, war die Verbindung zu ihrem Körper gerissen.
    Vorsichtig streckte sie die Hände aus, wollte nach dem bizarren Gebilde greifen, das die Form eines unbegreiflichen Fabelwesens angenommen hatte und sich jetzt langsam zu drehen begann.
    »Nicht anfassen!« warnte Natja fast hysterisch. »Es teilt elektrische Schläge aus! Mich hat es schon erwischt.«
    Lenas Hände zuckten zurück. Sie verzichtete auf die Berührung.
    »Was ist passiert?« fragte sie. »Ich redete über den Vorfall im Labor, und dann… wachte ich auf. Es war… schlimm. Ich glaube immer noch, jemand hätte mir den Kopf abgerissen.«
    »Du warst plötzlich in Trance. Ich weiß nicht, warum. Sollte einer von uns dein Schaltwort verwendet haben? Aber das ist unmöglich. Die Schaltwörter werden so gewählt, daß sie in normalen Unterhaltungen nicht vorkommen können.«
    »Sie werden aus anderen Sprachen genommen«, nickte Lena.
    »Du warst mit einem Mal weg«, wiederholte Nadja verwirrt. »Dann… dann kam das Ektoplasma. Ich… habe versucht, es zu berühren.«
    »Mit deinen Händen?«
    »Ja, natürlich…«
    Lena nagte an ihrer Unterlippe. Sie starrte das immer noch existierende Gebilde an. Es war unnatürlich. Es hätte mit ihrem Erwachen verschwinden müssen. Plötzlich packte sie ein eigenartiges Fieber. Sie mußte dieses Phänomen ergründen, mußte herausfinden, was anders gewesen war und die ganze Wissenschaft auf den Kopf stellen wollte! Es mußte einen Grund dafür geben, denn von nichts kam nichts. Immer noch fühlte sie sich als menschliche Abnormität, in diesem Moment vielleicht noch mehr als vorher, aber sie mußte nach dem »Warum« fragen, um besser damit fertig werden zu können. Nur dann konnte sie wieder in ein einigermaßen normales Leben zurückfinden…
    »Es war falsch, das Ektoplasma mit den Händen zu berühren«, sagte sie.
    »Aber du wolltest es eben doch selbst…«
    »Ja. Auch das wäre ein Fehler gewesen. Es ist gut, daß du mich gewarnt hast. Vielleicht… war es deine Berührung, die mich aus der Trance gerissen hat. Warum hast du nicht Psi benutzt?«
    Nadjas Augen wurden groß. »Aber… ohne Überwachung? Lieber Himmel, was hätte passieren können…?«
    »Ich wurde auch nicht überwacht, oder? Und es ist nicht mehr passiert, als daß du eine Art elektrischen Schlag spürtest…«
    »Nicht mehr?«
    »… während es im Labor einen Toten gab, obgleich ich da überwacht wurde. Hier ist etwas nicht mehr so, wie es sein sollte. Es ist falsch. Ich muß wissen, woran das liegt.«
    »Was willst du tun?«
    Lena sprang auf.
    »Ich muß mit Doktor Tokolev reden. Sofort.«
    »Er wird jetzt schlafen. Schau mal auf die Uhr. Weißt du überhaupt, wie spät es ist?«
    »Ich glaube, er kann ebensowenig schlafen wie ich. Er wird froh sein, wenn jemand ihn aufsucht. Ich rufe ihn an, daß ich in ein paar Minuten bei ihm auftauche…«
    »Lena, du bist verrückt«, behauptete Nadja kopfschüttelnd. »Was soll überhaupt aus diesem Ektoplasma-Ding werden?«
    »Ach, das! Das existiert ja immer noch«, stieß Lena bestürzt hervor. Die feinstoffliche Wolke hatte schwebend ihren Standort verändert und glitt jetzt langsam und wie orientierungslos suchend durch die gegenüberliegende Hälfte des Zimmers.
    »Ah, ich glaube, es ist besser, wenn Doktor Tokolev hierher kommt, statt ich zu ihm. Das Ding muß er sich einfach ansehen…«
    ***
    In der Mitte des Amuletts befand sich ein stilisierter Drudenfuß, jener aus einem einzigen Strich gezogene fünfzackige Stern, von einem Kreis umgeben. Jetzt, unter dem befehlenden Einfluß seines Besitzers, verblaßten die Linien und wichen einer Art Mini-Bildschirm. Aus einer milchigen Fläche schälte sich das verkleinerte Abbild des Zimmers

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