0407 - Das neue Element
K'ay-T'Tolo-Kämpfers.
„Möchtest du um den Patriarchentitel kämpfen?"
fragte Derbolav gelassen.
Juan Mellone-Grazia schüttelte den Kopf, daß das lange schwarze Haar um die Ohren flog. Er lachte gepreßt.
„Nein, Chef. Höchstens ein Ehrenkampf, wenn du einverstanden bist, ja?"
Derbolav de Grazia erkannte, daß sein Vetter von der alten Kampfleidenschaft des Menschen gepackt worden war. Er lächelte verständnisvoll. Mit seinen achtundvierzig Jahren befand er selbst sich immerhin noch im besten Mannesalter. „Warum nicht", entgegnete er. „Aber fassen wir uns kurz; in spätestens einer Stunde brechen wir auf."
Unterdessen hatten sich etwa zwanzig Prospektoren um die beiden Männer versammelt.
Zweikämpfe zwischen den Männern einer Sippe waren stets eine hochwillkommene Abwechslung.
Die ersten Wetten wurden abgeschlossen. Bisher war der Patriarch stets seinen Gegnern überlegen gewesen. Aber Juan Mellone-Grazia hatte seit etwa sechs Jahren nicht mehr gegen ihn gekämpft. Es konnte also durchaus eine Überraschung geben.
Ein weißhaariger Alter trat vor. Derbolav erkannte ihn als den Onkel seines Großvaters, Mulloch Ebener-Grazia.
„Akzeptiert ihr mich als Schiedsrichter?" fragte Mulloch.
Derbolav und Juan machten zustimmende Gesten.
Dann zogen sie ihre Raumkombinationen aus, bis sie nur noch ihre kleidsamen Unteranzüge trugen.
Inzwischen war die gesamte Besatzung der ROSSA OBERA herbeigeströmt. Alle Männer befanden sich in bester Stimmung.
Mulloch Ebener-Grazia hob die Hand.
„Der Ehrenkampf zwischen dem würdigen Patriarchen Derbolav de Grazia und unserem Verwandten Juan Mellone-Gracia! Der Kampf geht bis ... äh ...?" Fragend blickte er auf den Patriarchen.
„Bis zum klassischen Knock out!" bestimmte er.
„Keine Einteilung in Runden und Pausen."
„Prima!" schrie die Stimme des jungen Neffen aus dem Hintergrund. „Ich habe zehn Solar auf dich gewettet, Onkel Derbolav!"
Der Patriarch schluckte seinen Ärger hinunter. Er hatte keine Lust, sich auf ein Streitgespräch mit seinem Neffen einzulassen. Der Bursche besaß ein Mundwerk wie kein anderer.
Mulloch klatschte in die Hände.
„Fertig - los!"
Juan Mellone-Grazia griff sofort an. Mit der Wucht eines wütenden Bullen stürmte er auf den Patriarchen los. Derbolav wartete gelassen und entspannt. Wie erwartet, erwies sich Juans Angriff als Täuschung. Kurz vor dem Gegner schnellte Juan zur Seite, fing sich mit den Händen ab und flog mit den Füßen voran von der Seite auf Derbolav zu.
Derbolav trat nur wenige Zentimeter zurück, gerade soviel, daß der gestreckte Körper seines Vetters ihn nicht berührte. Er wollte Juan nicht gleich niederschlagen.
Aber Juan hatte diese Reaktion eingeplant. Er schoß aus dem Sprunge die Linke gegen Derbolavs Lebergegend ab. Im letzten Augenblick erkannte der Patriarch den Schlagansatz. Er zog den rechten Ellbogen nach unten und nahm damit dem Schlag die Kraft. Beide Männer stürzten, waren jedoch gleich wieder auf den Beinen.
Diesmal griff Derbolav an. Er wandte die Taktik des „Obol Alya T'ooh" an, des „Mannes der Faust".
Derbolav selber wurde zur blitzschnell vorstoßenden und zurückschnellenden Faust. Anfangs lachte Juan darüber. Kein Wunder, diese Taktik war ihm unbekannt. Derbolav wandte sie zum erstenmal an.
Dann aber beschleunigte der Patriarch das Tempo. Er selbst mußte auch einige Treffer einstecken. Einmal traf ihn Juans Handkante im Genick, aber unermüdliches Training hatte Derbolavs Hals zu einem Muskelstrang werden lassen. Er verdaute den Schlag mühelos. Der Moment kam, in dem Vetter Juan das Tempo nicht mehr mithalten konnte. Er reagierte zweimal kurz hintereinander um Sekundenbruchteile zu spät; beim zweitenmal ging er zu Boden und wurde ausgezählt.
Jemand goß Juan einen Plastikeimer voll Wasser über den Kopf. Der Prospektor schüttelte sich, erhob sich mühsam und kam nur langsam zu sich. Als er endlich wieder klarer blickte, grinste er und gratulierte dem Sieger.
„Du hättest Arenakämpfer werden sollen, Chef", sagte er. „Ich habe einmal auf Leewarden Arenakämpfe gesehen, aber kein Kämpfer war so gut wie du."
„Du würdest als Arenakämpfer auch keine schlechte Figur abgeben, Vetter Juan", erwiderte Derbolav belustigt. „Aber ich glaube, so etwas liegt uns beiden nicht. Ein Zweikampf macht nur Spaß, wenn man dazu aufgelegt ist."
Er blickte über seine Leute hinweg. „Wenn wir wieder im Raum sind, können die Gewinner der Wetten einen ausgeben,
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