0407 - Die Mordgeister
ihm deutlich im Gesicht geschrieben.
Zamorra sah das.
»Später, Raffael«, versuchte er die treue Seele zu vertrösten. »Wenn wir wieder hier sind, erzählen wir Ihnen alles. Jetzt muß ich mich erst um Nicole kümmern. Sie muß in Gefahr sein.«
»Aber…«
Zamorra nickte Gryf zu. »Es kommt auf jede Sekunde an«, sagte er. »Schnell, Gryf.«
Der Druide lachte auf. Er griff in die Tasche seiner abgerissenen und vielfach geflickten Jeansjacke und holte mit überraschtem Gesichtsausdruck eine Flasche Wodka hervor, die er auf Zamorras Schreibtisch stellte. »Hat der Gauner mir doch eine Flasche zugesteckt. Und ich wundere mich, was da drückt und zieht… weißt du überhaupt, wohin wir uns wenden müssen, Zamorra? Rom ist groß.«
»Zu Teds Hotel. Wenn Nicole mit ihm gegangen ist, hat sie dort ein Zimmer. Dann sehen wir weiter. Von dort aus kann ich auch eher versuchen, sie anzupeilen.«
Gryf hob die Hand.
»Langsam, Alter. Nimm am besten auch dein Einsatzköfferchen mit all den magischen Pülverchen und Substanzen und Gemmen mit. Vielleicht brauchen wir’s.«
Zamorra nickte. Der Druide hatte recht. Damals waren sie unvorbereitet gewesen, als sie zum Silbermond geschleudert wurden. Dabei hätten sie ein paar Dinge aus Zamorras Zauberkoffer sehr gut gebrauchen können.
Diesmal wollte Zamorra nicht unvorbereitet in den bevorstehenden Kampf gehen. Diesmal kam es nicht überraschend, Er holte den kleinen Aluminiumkoffer. Kurz überlegte er, ob er auch den Ju-Ju-Stab mitnehmen sollte, entschied sich aber dagegen. Der Dhyarra-Kristall genügte. Notfalls würde Gryf den Stab noch holen können.
»Los, Blondschopf. Verlieren wir keine weitere Zeit mehr…«
***
Angelo Caraggi glaubte, geträumt zu haben.
So plötzlich, wie es aufgetaucht war, war das schöne Mädchen mit dem hüftlangen goldenen Haar wieder verschwunden.
Er fand keine Lösung, und diese Teri Rheken hatte ihm auch keine angeboten. Er war darauf hereingefallen, ihr den Rücken zuzuwenden, und fort war sie wie eine Fata Morgana.
Wenn da nicht die Weingläser gewesen wären… das Handtuch, das er ihr geholt hatte… die Erinnerung an ihre Küsse, an ihren Körper…
»Das ist einfach unmöglich«, murmelte er. »Das geht doch nicht mit rechten Dingen zu. Sie muß mich hypnotisiert haben. Aber warum? Was verspricht sie sich davon?«
Er fand keine Antwort.
Aber er hatte doch Zeit.
Mit der Faust schlug er in die geöffnete Handfläche. Teri hatte so eindringlich von diesem ominösen Haus geredet… warum sollte er nicht noch einmal allein dort hin gehen? Vielleicht fand er sie da.
Sie würde Augen machen…
Er zog sich an. Auf den Wagen verzichtete er. Die kurze Strecke konnte er zu Fuß gehen. Wie vorhin zusammen mit dem Mädchen. Vielleicht gab es da ia tatsächlich ein Haus?
Vorstellen konnte er es sich zwar nicht, aber er konnte sich eben auch nicht vorstellen, wie die Goldhaarige aufgetaucht und wieder verschwunden war. Vielleicht gab es für beides eine fantastische Lösung, auf die er nur erst kommen mußte.
Er beschloß, sich keine weiteren Gedanken mehr zu machen. Warum sollte er sich den Kopf zermatern? Erst mal hinübergehen, nachsehen. Auch wenn er den Namen Fabrizzi hier in Monte Sacro noch nie gehört oder gelesen hatte, war es vielleicht doch möglich. Zugereiste, die noch niemand kannte?
Trotzdem war alles unwahrscheinlich.
Caraggi wollte sich überraschen lassen. Er marschierte los. Wenn es dort wirklich ein Haus zwischen den Bäumen und dem wilden Gestrüpp gab, würde er dort vielleicht die Antwort finden. Wenn nicht… hatte er einen Spaziergang gemacht, mehr nicht.
Während er zügig ausschritt, träumte er von dem goldhaarigen Mädchen. Er hoffte, daß er die Geheimnisvolle wiedersah…
***
Sowohl Ted Ewigk als auch die Druidin waren elektrisiert zusammengezuckt, als die lautlose Stimme in ihren Köpfen erklang. Rasch sahen sie sich an.
Teris Augen leuchteten in hellem Schockgrün, der Druiden-Farbe, und zeigten, daß sie ihre Para-Kraft einsetzte, um dem Urheber der Stimme auf die Spur zu kommen. Sie wollte herausfinden, wer da zu ihnen gesprochen und behauptet hatte, daß Nicole tot sei.
Tot!
Ted Ewigks Gedanken klammerten sich an diesem Wort fest. Er brauchte Zeit, um sich von der bösen Vorstellung wieder zu lösen, daß Zamorras lebensfrohe Gefährtin nicht mehr leben sollte. Es traf ihn wie ein Schock, drohte ihn zu lähmen, und wie würde es erst Zamorra aufnehmen, wenn er davon erfuhr?
Und trug nicht
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