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0407 - Die Mordgeister

0407 - Die Mordgeister

Titel: 0407 - Die Mordgeister Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Zusammenzucken. Rasch leerte er sein Wodkaglas und hielt es Saranow entgegen, damit er nachfüllte.
    »Was ist los, Alter?« erkundigte er sich.
    Zamorra zog die offenen Knopfleisten des roten Hemdes weiter auseinander - »Fahnentuch« hatte Gryf das Kleidungsstück spöttisch genannt. Der Druide sah jetzt, daß das Amulett verschwunden war, das vorhin noch geblinkt hatte.
    »Nicole«, stieß er hervor.
    Zamorra nickte.
    Daß Merlins Stern so schlagartig verschwunden war, konnte nur bedeuten, daß Nicole Duval es zu sich gerufen hatte. Eine andere Möglichkeit gab es nicht. Ohne den Ruf konnte es sich nicht von selbst bewegen, und es gab im ganzen Universum nur zwei Menschen, die es rufen konnten: Zamorra und Nicole. Nicht einmal Merlin, der das Amulett vor fast einem Jahrtausend aus der Kraft einer entarteten Sonne geschaffen hatte, war dazu in der Lage, und auch nicht Leonardo deMontagne, der Fürst der Finsternis, der es unrechtmäßig eine lange Zeit besessen und auch benutzt hatte.
    Zamorra preßte die Lippen zusammen.
    Wenn Nicole das Amulett zu sich rief, dann bedeutete das, daß sie sich in Gefahr befand.
    Saranow starrte die beiden Männer fragend an. »Was ist passiert, Towarischtschej?« erkundigte er sich.
    Zamorra erklärte ihm, was es mit dem Verschwinden von Merlins Stern für eine Bewandnis hatte. Saranow hob die Brauen.
    »Eine Gefahr? Aber Teri hat sie doch nach Château Montagne gebracht, und das Château ist doch mit einem magischen Abwehrschirm gesichert, wie du mir selbst erzählt hast, Zamorra.«
    Der winkte ab.
    »Brüderchen Boris Iljitsch, Château Montagne ist schon mehrfach trotz der Abschirmung angegriffen worden, einmal sogar fast zerstört worden. Es gibt da einen Dämon namens Astardis, der jegliche Abschirmung mühelos durchdringen kann…«
    »Du meinst, daß die Höllenmächte wieder einmal zugeschlagen haben?« warf Gryf ein.
    Zamorra hob die Schultern. »Es liegt nahe, nicht? Leonardo deMontagne hat eine empfindliche Niederlage kassieren müssen. Wenn er die Scharte nicht auswetzt, verliert er sein Gesicht. Zumindest hat er einen gewaltigen Prestigeverlust unter seinesgleichen zu verkraften. Er muß irgend etwas unternehmen. Was liegt näher, als sich mal wieder um uns zu kümmern?«
    Er erhob sich.
    »Brüderchen, es tut mir sehr leid, aber ich kann deine Gastfreundschaft nicht länger in Anspruch nehmen. Ich muß zurück. Ich muß wissen, wer Nicole bedroht.«
    Saranow schürzte die Lippen.
    »Du wolltest doch unsere Forschungsstätten besichtigen«, erinnerte er. »Du wolltest doch sehen, wie weit wir hier sind.«
    »Später«, wehrte Zamorra ab. Er lächelte. »Alles wirst du mir ohnehin nicht zeigen dürfen. Ich werde zu einem besseren Zeitpunkt darauf zurückkommen, ja? Wir bleiben in Verbindung miteinander.«
    »Kann ich dir helfen?« fragte der Russe. »Du weißt, daß ich ein paar Schulden abzutragen habe.«
    Zamorra schüttelte den Kopf. »Bleib du ruhig hier. Man wird es dir kaum verzeihen, wenn du nach so langer unerlaubter Abwesenheit schon wieder verschwindest. Sammele erst mal wieder ein paar Pluspunkte bei deiner Überwachung. Ich rufe dich an, und wir sprechen einen neuen Besuchstermin ab. Diesmal werde ich dann wohl ganz offiziell mit Einreisevisum herüberkommen können…«
    Saranow grinste.
    »Ich fordere dich einfach an. Dann bist du auch ohne Visum blitzschnell hier. Notfalls mit einer Militärmaschine.«
    »Die kriegst du nie bewilligt.« Zamorra lachte und streckte die Hand aus. Statt sie zu ergreifen, drückte der Russe ihm das frisch gefüllte Glas hinein. »Trink, Brüderchen«, sagte er. »Auf ein glückliches Wiedersehen.«
    Er hob sein eigenes Glas und prostete Zamorra zu. Der Franzose folgte seinem Beispiel und leerte es noch einmal in einem Zug. Auch Gryf trank.
    »Meinst du nicht, Brüderchen Boris, daß ich gleich nicht nur mit normalen Gespenstern, sondern auch gegen den Weingeist zu kämpfen habe?« fragte Zamorra schmunzelnd.
    »Njet!« behauptete Saranow entschieden. »Nein. Das ist Kartoffelschnaps, weißt du doch, oder? Und Kartoffeln sind Grundnahrungsmittel, und Grundnahrungsmittel sind…«
    »… sind russische Erfindung«, vollendete Zamorre und Gryf den Satz gleichzeitig lachend. »Wir kommen wieder, Boris. Und dann testen wir an, wie unerschöpflich deine Vorräte wirklich sind.«
    Saranow grinste.
    »Paßt auf euch auf.«
    Zamorra faßte nach Gryfs Hand, und der Druide ergriff sie wie selbstverständlich. Die beiden Männer hatten

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