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0408 - Der Gespenster-Galgen

0408 - Der Gespenster-Galgen

Titel: 0408 - Der Gespenster-Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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den Sternenhimmel aufragte. »Ich hätte nicht gedacht, daß ich so etwas mal wirklich sehen würde. Haben Sie den Toten abgeschnitten?«
    »Nein. Er lag schon hier, als wir eintrafen«, sagte Zamorra - wahrheitsgemäß.
    Caulette ging langsam den Hügel hinauf und blieb vor dem Leichnam stehen. Seine Fußspitze berührte den Zauberkreis, den Zamorra gezogen hatte.
    »Vorsicht«, warnte der Professor. »Verwischen Sie den Kreis nicht.«
    »Sie haben eine Lagemarkierung angebracht, ja? Haben Sie den Toten berührt?«
    »Ich habe seine Lage nicht verändert, nur in seinen Papieren nachgeschaut, wer er ist«, sagte Zamorra. »Aber das haben wir Ihnen ja schon erzählt. Dieser Kreis hat eine andere Bedeutung.«
    »Er soll die bösen Geister fernhalten, wie?«
    Zamorra antwortete nicht. Er wußte nicht genau, wie er Caulette einzuschätzen hatte, und dem Tonfall war nicht zu entnehmen, ob der Assistent seine Bemerkung ernst oder ironisch gemeint hatte.
    »Bis zu diesem Moment habe ich immer noch geglaubt, Sie wollten sich nur wichtig machen«, sagte Caulette plötzlich. »Aber wie zum Teufel sind Sie auf die Idee gekommen, nachts hier auf dem Hügel herumzuspuken?«
    »Es gibt doch eine alte Regel«, sagte Zamorra, und auch er ließ nicht erkennen, ob er es ernst oder ironisch meinte. »Der Täter kommt immer an den Ort der Tat zurück. Warum soll man diese Regel nicht erweitern? Der Täter kommt auch zur Tatzeit an den Ort zurück und bringt Opfer und Mordwerkzeug gleich mit.«
    »Sie sind verrückt, Professor«, murmelte Caulette.
    Er kniete neben dem Toten nieder, untersuchte ihn rasch und routiniert, dann erhob er sich und inspizierte den Galgen. »Die Leute von der Spurensicherung müssen her«, murmelte er. »Sofort. Wie zum Teufel ist es möglich, daß dieser Galgen hier auftaucht und verschwindet und wieder auftaucht? Dazu brauch man doch Leute!«
    Mit einem Ruck fuhr er herum. »Was wissen Sie darüber, Professor? Haben Sie jemanden gesehen?«
    »Wahrscheinlich wird Ihnen der Reporter mehr darüber erzählen können«, sagte Zamorra. »Dieser Gaston Mercier. Er sollte nämlich jetzt hier hängen. Wir kamen gerade noch rechtzeitig, um das zu verhindern.«
    »Hm«, machte Caulette. »Sie wissen mehr, als Sie sagen wollen. Heraus damit. Vertrauen Sie mir.«
    »Ich habe Schatten gesehen, konnte sie aber nicht identifizieren«, sagte Zamorra.
    Nicole nickte dazu.
    »So dunkel ist es doch nun auch nicht«, brummte Caulette mißtrauisch. »Wie viele Personen waren es also? Wohin sind sie geflohen? Himmel, wenn hier eine Menge Leute herumgetrampelt wären, müßte es doch Spuren im Gras geben, nur ist hier nicht so viel zu sehen. Ich wette, was es hier an Fußabdrücken gibt, stammt von nicht mehr als vier Personen — mich eingeschlossen. Also heraus mit der Sprache, Professor.«
    »Ich weiß nicht mehr, als ich Ihnen schon gesagt habe.«
    »Wir hätten doch einen Dienstwagen nehmen sollen«, brummte der Assistent. »Dann könnte ich die Spurensicherer und den Polizeifotografen gleich anfordern. Aber so…«
    »Polizeifotograf«, murmelte Nicole. »Moment mal. Unser lieber Freund Mercier hatte doch immer eine Kamera bei sich. Als ich ihn zu seinem Wagen begleitete nicht. Also muß das Ding hier noch irgendwo liegen. Wo, sagte er, hatte er sich versteckt?«
    Zamorra sah sich um und ging dann auf eine Strauchgruppe zu. »Der Logik nach müßte es hier sein«, sagte er.
    In der Tat wurde er fündig. Hier lag die Kamera, die dem Reporter entfallen war, als die Schemen zupackten und ihn zum Galgen zerrten, um ihn zu töten. Mit dem Apparat kam der Parapsychologe zurück und händigte ihn Caulette aus. »Machen Sie schon mal ein paar Bilder«, empfahl er. »Ich bin sicher, daß Mercier nichts dagegen einzuwenden hat. Wir werden uns schon mit ihm einigen können.«
    Der Beamte nickte und knipste einige Aufnahmen, mit denen er die Position des Toten und auch den Galgen eindeutig festhielt. »Hoffentlich reicht die Lichtempfindlichkeit aus«, sagte er. »Aber ich denke, daß Mercier sich was dabei gedacht hat, als er keinen Blitz aufsetzte. Er wollte wohl heimlich hier knipsen?«
    »Vermutlich wollte er die Galgenleute überraschen«, sagte Nicole.
    »Ich habe eine Idee«, sagte Caulette. »Wie wäre es, wenn ich Ihnen ein Schriftstück aufsetze — einen Zettel werde ich ja wohl finden — und Sie bitte, damit nach Roanne zu fahren und die Leute von der Spurensicherung herbeizitieren zu lassen? Dann kann ich hier vor Ort

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