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0408 - Der Gespenster-Galgen

0408 - Der Gespenster-Galgen

Titel: 0408 - Der Gespenster-Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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den Toten zog er einen Zauberkreis und sicherte diesen mit bestimmten Symbolen. Den Galgen malte er einfach mit einem Filzstift entsprechend an, welchen er im Handschuhfach des BMW fand.
    Nach gut zweieinhalb erschöpfenden Stunden war er mit seiner Arbeit fertig. Er atmete tief durch.
    Er fühlte sich erschöpft und abgekämpft. Nicht nur, weil er heute schon entgegen seinen Gewohnheiten relativ früh aufgestanden war und deshalb entsprechend lange auf den Beinen war - das störte ihn weniger. Aber die Konzentration auf die Bannformeln und die weißmagische Aufladung der Symbole, die diese erst richtig wirksam werden ließ, hatten ihn ausgelaugt. Er fühlte sich wie nach einem Marathonlauf und verspürte enormen Hunger. Ein Blick auf die Uhr verriet ihm, daß sie allerdings kaum noch etwas zu essen bekommen würden — die Restaurants hatten mittlerweile fast sämtlich geschlossen. Vielleicht gab es in Roanne noch eine Imbißstube, die bis spät in die Nacht geöffnet hatte, aber Zamorra glaubte nicht ernsthaft daran.
    Er würde wohl warten müssen, bis sie wieder im Château waren. Und das konnte noch eine Weile dauern. Zum Teufel damit! Magie zehrte nicht nur am geistigen Potential, sondern auch am Körper - er brauchte dringend etwas zu essen, um verbrauchte Energien wieder zu erneuern…
    Er ließ sich auf den Beifahrersitz fallen.
    »Es ist Nacht, die Straßen sind frei. Gib dem Zossen ’ne Kiepe Heu, und ab nach Roanne.«
    »Zur Polizei?«
    »Es wird mir ein diebisches Vergnügen sein, diesen Fountain aus dem Bett zu holen. Warum soil’s ihm besser gehen als mir?«
    Der BMW jagte über den holperigen Feldweg davon und schüttelte seine Insassen kräftig durch…
    ***
    Kommissar Fountain war nicht zu erreichen, dafür aber sein Assistent, Georges Caulette. Sonderlich erfreut war auch der nicht von der nächtlichen Störung.
    »Irgendwann drehe ich diesem Vogel den Hals um«, knurrte er und meinte damit seinen Vorgesetzten. »Jedesmal, wenn nachts irgend etwas los ist, muß ich raus, während der Herr Kommissar darauf verzichtet, das Klingeln des Telefons überhaupt zu hören. Und wenn man ihn doch irgendwo aufstöbert, muß man in den nächsten Tagen mit Schikanen rechnen, die er sich ausdenkt… nein, da war sein Vorgänger doch ein ganz anderer Mann.«
    Er holte tief Luft. »Gut, ich bin jetzt hier, aber der Teufel wird Sie holen, wenn Sie mich wegen einer Lächerlichkeit aus dem Bett gescheucht haben, mein lieber Professor.«
    Nicole schenkte ihm ein schmelzendes Lächeln. »Wenn Sie Fountains Vorgänger kannten, werden Sie auch wissen, daß wir niemals jemanden wegen einer Lappalie stören«, versicherte sie.
    Zamorra nickte dazu.
    »Steigen Sie bei uns ein? Spart den Dienstwagen und die Anträge bei der Fuhrparkleitung und dergleichen…«
    Caulette schätzte praktisches Denken. »Wenn Sie mich auch wieder zurück fahren, nehme ich Ihr Angebot gern an.«
    Er saß im Fond des Sportwagens quer. So konnte er seine langen Beine besser unterbringen.
    »Wie ist Fountain eigentlich an diese Stelle gekommen?« erkundigte Zamorra sich.
    »Der Alte ging zur Polizeischule nach Paris, als Lehrer. Es heißt, daß er auch an der Sorbonne Kriminalpsychologie unterrichtet. Und Fountain wurde von Paris nach hier versetzt. In der Hauptstadt hat man ihn wohl weggelobt und ihm diesen freiwerdenden Posten gegeben, weil er hier weniger tun muß.«
    Zamorra grinste. »Na, so was. Und wie die Zeit vergeht… ich glaube, ich bin lange nicht mehr zu Hause gewesen und erst recht nicht an der Universität, sonst wüßte ich doch davon…«
    »Fang jetzt bloß nicht an, ein Wiedersehensbesäuf… äh, ’ne Wiedersehensfeier zu planen«, warnte Nicole.
    Zamorra winkte ab. So gut war er mit dem alten Kommissar nun auch wieder nicht befreundet gewesen.
    Wenig später befanden sie sich wieder in der Nähe des Galgenhügels. Die Luft hatte sich etwas abgekühlt. Zamorra warf einen Blick auf die Uhr. Es war schon nach ein Uhr nachts, die Zeitspanne, in der die Macht der Geisterwelt am stärksten ist, also bereits vorbei. Dennoch blieb der Professor wachsam. Unauffällig aktivierte er wieder das Amulett.
    Aber er konnte keine schwarzmagischen Aktivitäten feststellen. Nur die ganz schwache Ausstrahlung, die vom Galgen her rührte. Aber sie wurde größtenteils von den Bannzeichen der Weißen Magie überdeckt, die Zamorra angebracht hatte.
    »Unheimlich«, murmelte Caulette. Er starrte den Galgen an, der als schwarzer Schattenriß gegen

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