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0408 - Der Gespenster-Galgen

0408 - Der Gespenster-Galgen

Titel: 0408 - Der Gespenster-Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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zu.
    ***
    Die Schemenhaften sangen, um mit diesem magischen Gesang ein Kraftfeld zu schaffen, aus dem sie Energie ziehen konnten. Damit glichen sie den Kräfteschwund teilweise aus, den das Weichen der Nacht vor dem Tag ihnen abverlangte.
    Während der Reporter Zamorra zum Galgen schleppte, verstärkte sich das Kraftfeld immer weiter. Es war jetzt stark genug, um zu verhindern, daß Zamorra sein Hilfsmittel, das Amulett, zu sich rufen konnte. Die Schemen wußten nur zu genau, daß er diese Fähigkeit besaß. Deshalb mußten sie ihn abschirmen, falls er erwachen sollte.
    Und mit Merciers Hilfe konnten sie Zamorra jetzt töten.
    Sie begannen damit…
    ***
    Nicole verhielt sich während der Fahrt sehr einsilbig. Der Taxifahrer versuchte mehrmals, sie in ein Gespräch zu verwickeln, aber ihr war einfach nicht danach zumute. Ihre Gedanken kreisten immer wieder um Zamorra und darum, was sich in Wirklichkeit abgespielt haben mochte.
    Mit etwas Pech raste sie zum Galgenhügel, und in Wirklichkeit befand sich Zamorra ganz woanders…
    Der Fahrer tat sein Bestes, sich den doppelten Tarif zu verdienen. Es machte ihm Spaß, seinen Wagen schnell zu fahren — zumindest auf freier, gerader Strecke. In den Kurven war er vorsichtiger.
    Aber schließlich erreichten sie den Feldweg.
    Nicole widerstand dem drängenden Impuls, auf die Uhr zu schauen und die Zeit zu vergleichen. Sie wußte, daß sie damit nichts gewann, sich höchstens unnötig nervös machte. Wenn schon alles zu spät war, konnte sie ohnehin nichts mehr ändern.
    »Rechts ab…«
    Knapper konnte auch ein militärischer Befehl kaum sein. Der Taxifahrer hob die Brauen. »Ins freie Feld? Sind Sie sicher, daß Sie genau wissen, was Sie eigentlich Vorhaben? Steht da vielleicht ein Prunkschloß?«
    Nicole winkte ab. »Versuchen Sie, ohne Licht zu fahren«, verlangte sie. »So leise wie möglich. Also im höchstmöglichen Gang, und langsam.«
    »Und was soll das werden?«
    »Ich bezahle, Sie fahren«, sagte Nicole schroffer als eigentlich beabsichtigt. Der Fahrer schwieg beleidigt und hielt sie endgültig für verrückt. Aber er kam ihrem Wunsch nach. Die einsetzende Morgendämmerung reichte gerade so eben aus, bei der Fahrt ohne Beleuchtung den Weg zu erahnen. Im hohen Gang mit niedriger Drehzahl brummte der Citroën den Weg hinauf. Mehrmals drohte der Motor abzusterben, und der Fahrer konnte ihn nur mit schnellem Tritt auf das Kupplungspedal ›festhalten‹. Aber als er in den zweiten Gang herunterschalten wollte, hielt Nicole seine Hand fest.
    »Nicht«, sagte sie leise.
    Sie schätzte die zurückgelegte Entfernung und hoffte, daß der leise brummende Motor nicht gehört wurde.
    »Stop«, bat sie schließlich. Sie wollte kein weiteres Risiko mehr eingehen. »Ich steige hier aus.«
    »Aber hier ist doch nirgendwo ein Haus zu sehen«, gab der Fahrer zu bedenken. »Soll ich auf Sie warten?«
    »Ist vielleicht besser.« Sie legte noch einen Geldschein zurecht und schwang sich dann aus dem Wagen.
    Sie lief den Rest der Strecke. Sie wußte, daß sie jetzt schon so nah war, daß das Motorengeräusch hörbar sein müßte, wenn sie weiter führe. Aber sie wollte unbemerkt an den Galgenhügel herankommen.
    Und dann - sah sie zwei Autos am Wegrand.
    Einen dunklen Renault, dessen Fahrertür offen stand, und ihren BMW…
    Der Renault mußte Georges Caulettes Dienstwagen sein, vermutete sie. Aber wo waren der Reporter und Zamorra? Wo war Caulette?
    Da sah sie den Galgen. Er war jetzt gegen den sich allmählich aufhellenden grauen Himmel deutlicher zu erkennen als in der Nacht.
    Aber auch die schemenhaften Gestalten sah sie wieder, die den Galgen umtanzten. Da waren noch ein paar, die nicht tanzten, sondern sich an einem Mann zu schaffen machten. Sie hoben ihn empor, und sie legten ihm die Schlinge um den Hals.
    Wenn sie ihn losließen, würde diese Schlinge sich zusammenziehen und ihn töten…
    Nicole glaubte, in einen bodenlosen Abgrund zu stürzen. Der Mann, der dort ermordet werden sollte, war Professor Zamorra…
    ***
    Zamorra erwachte noch einmal, als ihm jemand die Schlinge um den Hals legte. Diesmal war er nicht in der Lage, so schnell zu reagieren wie vorhin, als er gerade aus dem Kofferraum gehoben worden war. Er fühlte sich benommen und halb tot. Und er ahnte, daß er gleich ganz tot sein würde, wenn nicht ein Wunder geschah.
    Er schwebte in der Luft. Hände oder magische Kraftfelder hielten ihn; er konnte es nicht genau erkennen. Schleier wehten vor seinen Augen, bunte

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