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0408 - Der Gespenster-Galgen

0408 - Der Gespenster-Galgen

Titel: 0408 - Der Gespenster-Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Ringe kreisten. Er erkannte undeutlich einen Mann vor sich, der wie der Reporter aussah, und der an diesem Mordunternehmen maßgeblich beteiligt war.
    »Warum tun Sie das, Mercier?« krächzte er heiser.
    Gaston Mercier antwortete nicht.
    Zamorra hörte den Gesang der Unheimlichen, und er begriff dessen Bedeutung sofort. Es gab für ihn jetzt nur noch eine einzige Möglichkeit — er mußte das Amulett zu sich rufen und einsetzen — und dabei mußte er hoffen, daß Mercier aus seinem Zustand erwachte und Zamorra weiterhin stützte, oder daß das Amulett es irgendwie schaffte, ein schützendes stabiles Kraftfeld zwischen Hals und Schlinge zu legen oder die Schlinge zu verbrennen. Ansonsten war er trotzdem verloren.
    Es ging jetzt zum Sekundenbruchteile.
    Er rief das Amulett.
    Aber nichts geschah. Das schwarzmagische Kraftfeld, das die schemenhaften Gestalten durch ihren Zaubergesang errichteten, ließ den Ruf nicht durch.
    Da wußte Zamorra, daß es vorbei war.
    Es war der Augenblick, in dem die Unheimlichen und auch Mercier ihn losließen. Für den Bruchteil einer Sekunde glaubte Zamorra noch, frei in der Luft zu schweben, dann… stürzte er!
    ***
    Nicole sah im gleichen Moment, daß Zamorra sein Amulett nicht trug. Hätte er es bei sich gehabt, hätte sie es bemerken müssen - und außerdem wäre er dann sicher nicht in diese fatale Lage geraten. Man hatte es ihm also irgendwo weggenommen. Dafür mußte Mercier verantwortlich sein…
    Aber warum rief er es nicht?
    Konnte er es nicht?
    Nicoles Gedanken überstürzten sich. Aber dann handelte sie. Sie rief es selbst. Nur Zamorra und sie waren dazu in der Lage.
    Und schlagartig tauchte es in ihrer ausgestreckten Hand auf. Ihr Ruf erreichte die Silberscheibe, zwang sie her, weil Nicole nicht innerhalb des magischen Hemmfeldes lag.
    Und sie schlug zu — wie Zamorra es am vergangenen Abend getan hatte, als er den Reporter rettete, nur war die Situation diesmal noch prekärer. Denn im gleichen Moment, in dem Nicole das Amulett einsetzte, ließen die Unheimlichen Zamorra fallen!
    Silberne Blitze flammten aus der handtellergroßen Scheibe. Sie zuckten zwischen die schemenhaften Gestalten. Einer der Blitze traf den Strick, an dem Zamorra hing, und durchschlug ihn in genau dem Sekundenbruchteil, in dem er straff werden wollte. Der Strick riß, Flammen züngelten an den Enden auf, und Zamorra stürzte vorwärts, direkt auf Mercier zu.
    Immer noch verstrahlte das Amulett Blitze.
    Kreischende Laute klangen auf. Schattenwesen gerieten in Brand, konnten das Feuer nicht mehr löschen und vergingen. Einer nach dem anderen… sie konnten nicht mehr rechtzeitig fliehen. Die meisten jedenfalls. Zwei, drei aber verschmolzen plötzlich zu einem einzigen Schatten, der düster emporragte. Seine Umrisse kamen Nicole bekannt vor. Sie war sicher, daß sie das Wesen kannte, das diesen Schatten warf…
    Aber da war es schon vorbei.
    In einer Lichterscheinung floh dieser große Schatten, verschwand im Nichts, und faulige Dämpfe stiegen dort auf, wo er sich soeben noch befunden hatte. Dann war alles vorbei.
    Ruhe kehrte ein…
    Aber nicht für lange. Mit einem Schrei der Erleichterung stürmte Nicole auf Zamorra zu und fiel ihm in die Arme…
    ***
    »Es war Leonardo deMontagne«, sagte Zamorra später. »Ich bin sicher. Ich habe seinen Schatten erkannt, bloß wüßte ich zu gern, wie er das angestellt hat, ihn so zu verteilen.«
    Nicole nickte. Zamorra hatte recht. Es war die Gestalt, die sie zu erkennen geglaubt hatte, als sie riesengroß vor ihr auftauchte, verschmolzen aus den Einzelschatten. Der Schattenriß der Gestalt, die der wandlungsfähige Fürst der Finsternis bevorzugt einnahm.
    »Das Ganze war also eine Falle Leonardos. Der Mord an Maurice Belcaines war wohl nur der Köder, mit dem wir angelockt werden sollten, und wir haben prompt angebissen. Vermutlich wären weitere Morde passiert, hätten wir nicht spontan reagiert. Aber wie zum Teufel konnte Leonardo seinen Schatten so vervielfältigen?«
    »Wir werden ihn fragen müssen«, befürchtete Nicole. »Aber ich glaube kaum, daß er uns eine zufriedenstellende Antwort geben wird — von dem Problem einmal abgesehen, an ihn heranzukommen. Bisher wußten wir immerhin, daß er seinen Schatten von seinem Körper trennen und aussenden kann, um an seiner Stelle zu handeln — jetzt wissen wir auch, daß wir zukünftig mit einer Vervielfältigung rechnen müssen. Er hat offenbar dazugelernt und arbeitet ständig an der Verbesserung und

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