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0408 - Der Gespenster-Galgen

0408 - Der Gespenster-Galgen

Titel: 0408 - Der Gespenster-Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Wagen auf kürzester Strecke zum Stehen brachten.
    Teufel auch, dachte Mercier. So schnell verliert man die Kontrolle über sich…
    Er warf einen Blick nach rechts. Der Schatten befand sich immer noch hier. Das Bremsmanöver hatte ihn nicht im Mindesten beeindruckt. Er machte sich auch nicht bemerkbar. Mercier spürte weder Lob noch Tadel.
    Er fuhr bis zu einer Hauseinfahrt und wendete dort. Dann verließ er den Ortsrand wieder und strebte dem Feldweg zu. Diesmal fuhr er langsam, um sie nicht wieder zu verfehlen, allerdings kostete es ihn Mühe, nicht wieder schnell zu werden.
    Auf dem Feldweg selbst war es dann nicht mehr so mühevoll. Der Wagen tanzte förmlich auf und ab.
    Wie’s dem Mann im Kofferraum erging, darum machte sich Mercier keine Gedanken. Er dachte auch nicht darüber nach, was am Ende der Fahrt mit diesem Mann passieren würde. Er wußte nur, daß er dafür sorgen mußte, daß sein schemenhafter Freund und dessen Artgenossen keiner Gefahr ausgesetzt wurden.
    Und Gefahr ging von einem wachen Zamorra aus, der allerdings ohne seine Hilfsmittel auszukommen hatte. Dieses Amulett war im Gully verschwunden…
    Nach einer Weile sah Mercier den Wagen.
    »Nanu«, wunderte er sich. »Was macht der denn hier?«
    Der Schatten antwortete nicht. Auch nicht in seinen Gedanken. Mercier ließ den BMW bis an den fremden Wagen heranrollen, dessen Fahrertür weit offenstand. Die brennende Innenbeleuchtung verriet, daß der Renault leer war.
    Mercier stoppte den BMW und schaltete Licht und Motor aus. Er stieg ins Freie und ging auf den Renault zu. Als er einen Blick ins Innere warf, hob er die Brauen. Das Ding am Armaturenbrett war ein typisches Polizeifunkgerät… damit war das hier ein ziviler Einsatzwagen.
    Wo aber waren die Insassen des Wagens?
    Mercier sah sich um.
    Da entdeckte er einen länglichen Körper unweit des Wagens im Gras ausgestreckt. Er ging darauf zu. Niemand hinderte ihn daran. Er hockte sich neben dem Mann nieder und stellte fest, daß er bewußtlos war. Eine kurze Untersuchung erbrachte, daß es sich laut Dienstausweis um Georges Caulette handelte, ausgerechnet jenen Assistenten, dessen Namen Mercier benutzt hatte.
    Der Reporter pfiff durch die Zähne.
    Deshalb also haite sein schemenhafter Freund ihm geraten, sich Caulette zu nennen. Was Mercier Zamorra erzählt hatte und was ihm selbst von dem Schatten zugeflossen war, entsprach also der Wahrheit!
    Mercier sah sich um.
    Da erblickte er sie.
    In stummem Reigen umtanzten sie bedächtig den Galgen. Die Schatten, die ihn schon am Abend hatten umbringen wollen. An diesem Galgen hatte er sein Ende finden sollen, hatte die Schlinge schon um den Hals gehabt! Die Erinnerung sprang ihn an wie ein wildes Tier und ließ ihn aufschreien. Er schnellte sich hoch, sah sich gehetzt um. Die Angst war wieder da, Angst vor diesen Unheimlichen, deren Art er nicht verstand…
    Aber dann beruhigte er sich schnell wieder.
    Sie waren doch nicht seine Feinde. Sie wollten doch nichts von ihm. Jetzt nicht mehr. Es war ein Mißverständnis gewesen. Er hätte hängen müssen, wenn Zamorra nicht in der Nähe aufgetaucht wäre. Aber Zamorra war gekommen. Also durfte er weiterleben.
    »Was wird jetzt geschehen?« fragte er leise.
    Neben dem BMW schwebte sein Freund. Hier draußen sah er fast körperhaft aus. Nur sein Gesicht war nicht zu erkennen…
    Mercier nickte zu der lautlosen Anweisung, die in ihm auftauchte. Sicher, er mußte seinem Freund und den anderen doch den Gefallen tun. Er brauchte sich um gar nichts anderes zu kümmern. Auch nicht um den bewußtlosen Polizisten.
    Mercier ging zum Kofferraum und öffnete ihn. Er tastete nach dem Parapsychologen, zerrte ihn zu sich und wuchtete ihn mühsam wieder ins Freie. Der Mann war immer noch bewußtlos, aber in dem Moment, als Mercier ihn neben dem Wagen zu Boden gleiten ließ, erwachte Zamorra.
    Er öffnete die Augen, sah den Nachthimmel und Mercier über sich -und reagierte mit der Geschwindigkeit einer Katze.
    ***
    Die Schemenhaften spürten, daß es zusehends schwieriger wurde, Mercier unter Kontrolle zu halten. Immer öfter drohte er zu ›erwachen‹ und machte sich Gedanken, immer öfter kamen seine Ur-Instinkte wieder durch.
    Das Psi-Potential, von dem er selbst nichts ahnte, hatte anfangs dafür gesorgt, daß der auf ihn angesetzte Schatten ihn rasch unter seine Kontrolle bringen konnte. Aber dabei war es auch geweckt worden, und es begann nun, angeregt durch den ständigen übersinnlichen Kontakt, sich zu festigen

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