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0408 - Der Gespenster-Galgen

0408 - Der Gespenster-Galgen

Titel: 0408 - Der Gespenster-Galgen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Werner Kurt Giesa
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Menschen waren schon recht seltsam veranlagt.
    Der Schatten pflanzte weitere Befehle in Mercier, der sie widerspruchslos ausführte.
    ***
    Der Reporter starrte den zusammengebrochenen Parapsychologen an. Was zum Teufel tue ich hier? fragte er sich. Habe ich den Mann tatsächlich niedergeschlagen? Aber warum? Es gibt doch überhaupt keinen Grund dafür!
    Aber dann war dieser Augenblick der Selbstbesinnung wieder vorbei, und Mercier wußte, was er zu tun hatte. Er bückte sich, rollte Zamorra auf den Rücken und nahm ihm das Amulett ab.
    Es interessierte ihn brennend! Liebend gern hätte er es genauer betrachtet, die seltsamen Zeichen auf der Scheibe zu analysieren versucht. Aber da war etwas, das seine Neugier überlagerte: der drängende Wunsch, dem Schatten zu helfen und zu tun, was dieser von ihm wollte.
    Das Amulett mußte verschwinden.
    Mercier ging damit rund fünfzig Meter weit die Straße entlang. Dort endlich erschien es ihm weit genug entfernt. Er versenkte die Silberscheibe in einem Gully. Dann kehrte er zum BMW und zu Zamorra zurück.
    Mittlerweile war der Schatten da. Der Lautlose hatte sich Professor Zamorra genähert. Mercier konnte durch den Schatten hindurch die grellbunten Reklameschilder von Geschäften im Hintergrund sehen, die die ganze Nacht hindurch beleuchtet waren. Für kurze Zeit fragte er sich, weshalb er diesem gespenstischen Etwas überhaupt so zugetan war. Müßte er nicht vielmehr Furcht empfinden?
    Doch auch dieser Eindruck schwand wieder. Er öffnete den Kofferraum des BMW und zerrte den Parapsychologen hinüber, um ihn in dem Hohlraum zu verstauen. Dann drückte er den Kofferraumdeckel ins Schloß. Er wußte, daß der Schatten mit ihm zufrieden war. Er hatte nichts bei sich, um Zamorra zu fesseln, aber diese Unterbringung war ebenso sicher.
    »Ja«, sagte er halblaut. »Du kannst beruhigt sein. Ich habe so zugeschlagen, daß er nicht vor einer halben Stunde wieder erwachen wird. Ja, ich werde schnell genug fahren.«
    Der Schatten nahm auf dem Beifahrersitz Platz. Jetzt setzte sich Mercier hinter das Lenkrad. Er setzte den BMW in Bewegung. An die hochkarätige Maschine des schnellen Wagens mußte er sich erst gewöhnen. Das war etwas anderes als sein 2 CV. Wenn er hier das Gaspedal nur leicht antippte, schoß der Wagen bereits wie eine Rakete vorwärts und preßte den Fahrer gegen die Sitzlehne.
    Auf Geschwindigkeitsbegrenzungen nahm er keine Rücksicht. Er fuhr so schnell, wie es die Straße und das Fahrwerk des Wagens zuließen. Er stellte ziemlich schnell fest, wo die Grenzen der Technik begannen, die er nicht überschreiten durfte, aber er reizte sie voll aus.
    Für die gut fünfzig Straßenkilometer bis zum Galgenhügel brauchte er gerade mal zwanzig Minuten…
    Das reichte doch allemal, um seinen Freund, den transparenten Schatten aus dem Nichts, restlos glücklich zu machen…
    ***
    Die Schemen, die sich um den Galgen versammelt hatten, durchforschten den Geist des Polizeibeamten Georges Caulette. Sie versuchten ihn ebenso unter Kontrolle zu bringen, wie es bei Mercier gewesen war. Doch sie fanden keinen direkten Zugang zu seinem Geist. Etwas in ihm fehlte -genau jenes Etwas, das ihrem Artgenossen bei Gaston Mercier die Arbeit so entscheidend erleichtert hatte. Jenes schlafende Psi-Potential…
    Caulettes Leben hing an einem seidenen Faden.
    Noch war er nicht wieder aus seiner Bewußtlosigkeit erwacht, in welche ihn der harte Schlag mit demselben Knüppel versetzt hatte, mit dem auch Maurice Belcaines und das Mädchen niedergeschlagen worden waren.
    Noch warteten die Schemen ab. Wenn Variante zwei des Planes durchgeführt werden mußte, würde Caulette sterben. Und nicht nur er. Bei Variante eins durfte er weiterleben. Denn dann hatte er, auch unbeeinflußt, seine Rolle in diesem makabren Schauspiel zu erfüllen…
    Die Zeit verstrich. Bald würde es hell werden. Dann schwand die Macht der Schemen teilweise. Sie würden noch stark genug sein, um zu handeln, aber sie besaßen nicht mehr die volle Kraft, die die Dunkelheit ihnen schenkte. Und dazu kam die Gefahr, daß Menschen hierher kamen, um auf den angrenzenden Feldern zu arbeiten. Zu viele Zeugen zu beseitigen, war fast ein Ding der Unmöglichkeit; es würde entschieden zu viel Aufmerksamkeit erregen.
    Und das wollten die Schemen jetzt vermeiden. Sie hatten mit ihrem ersten spektakulären Mord Aufsehen erregt und genau die Person herbeigelockt, um die es ihnen ging - alles weitere war überflüssig. Sie hatten Zamorra ja

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