041 - Der Satanskult
Sekunden meldete sich der Puppenmann.
»Marvin hier. Ich bin da einer tollen Sache auf der Spur, Donald. Es dreht sich um den Piratensender Crowleys, du weißt schon. Ich habe eben rausbekommen, wo der Kahn zu finden ist.«
»Marvin, lass die Finger davon!«, warnte Chapman eindringlich. »Das kann dich den Kopf kosten.«
»Keine Sorge! Den behalte ich auf meinem Hals. Du meinst wohl, so was könnte nur Dorian schaffen, wie?«
»Warte wenigstens, bis Sullivan zurückkommt!«
»Wie soll der alte Geier mir schon helfen? Der würde nur stören.«
»Von wem hast du die Informationen, Marvin?«
»Von den Freaks. Sie waren so freundlich.«
»Du hast sie doch nicht unter Druck gesetzt, oder?«
»Ich war höflich wie selten. So, und jetzt sehe ich mir den alten Kahn mal aus der Nähe an. Er liegt irgendwo auf dem Grund des East India Docks. Das nur zur Information.«
»Ich könnte in spätestens einer halben Stunde draußen bei dir sein, Marvin.«
»Lass mal! Halte du dort die Stellung! Ende.«
Cohen verließ die Telefonzelle und zündete sich eine Zigarette an. Ihm kam eine Idee. Er wusste schließlich, wo er sich mit magischen Waffen versorgen konnte. Sie befanden sich in Dorian Hunters Reihenhaus, im Kabinett der Magie. Warum sollte er sich nicht ein paar dieser Dinge ausleihen?
Er schaute auf seine Armbanduhr. Bis Mitternacht hatte er noch gut fünfzig Minuten Zeit. Das musste reichen. Er setzte sich ans Steuer und preschte los.
Die Tür zum Reihenhaus war kein Problem für ihn. Er schaffte sie auch ohne Schlüssel; dazu brauchte er nur die Klinge seines Messers. Vorsichtig drückte er die Tür auf und stahl sich ins Haus.
Es roch nach abgestandener Luft, nach Geheimnis und rätselhafter Verlockung. Cohen ging unwillkürlich auf Zehenspitzen durch den großen Wohnraum im Erdgeschoss und erreichte die Tür, hinter der sich Dorians Horrorsammlung befand. Fundstücke der Geschichte, die mit einem Fluch beladen waren. Nur ein Dorian Hunter konnte es sich leisten, solche magischen Dinge zu sammeln, mit ihnen zu leben. Er hatte sie aus allen Ecken der Welt zusammengetragen und kannte die Geschichte eines jeden Stückes. Sie alle standen in enger Beziehung zu Dämonen und zur Schwarzen Familie, hatten über Leben und Tod, Fluch und Verdammnis entschieden.
Cohen fand schnell, wonach er suchte. Das Henkersschwert befand sich in einem mit blutrotem Samt ausgeschlagenen Kasten. Langsam öffnete er ihn, um sich zu vergewissern. Die leicht gekrümmte, zweischneidige Klinge von der Breite einer Männerhand glühte förmlich im Licht der Taschenlampe, die Cohen mit in die Wohnung genommen hatte. Hastig schloss er den Kasten und sah sich nach einer Waffe für den Untoten um. Eine wirkungsvolle Unterstützung im Kampf gegen die Dämonen konnte auf keinen Fall schaden.
Cohen entschied sich für ein breites, kurzes und beilähnliches Schwert, das aus Spanien stammen musste. Es mochte zu Zeiten der Inquisition benutzt worden sein. Er nahm sich nicht die Zeit, das dazugehörige Dokument zu lesen. Dieses Schwert war kaum länger als das im Kasten, ließ sich also auch recht gut verbergen.
Cohen blieb nur ganz kurz in dem Reihenhaus, das seit Dorians Verschwinden verwaist war. Er schloss geschickt die Tür hinter sich und ging zurück zum Wagen. Der Untote war nicht mehr ganz so lethargisch. Seine Augen glühten jetzt, sein Mund war leicht geöffnet. Es ging auf Mitternacht zu. Der unheimliche Begleiter näherte sich dem Zeitpunkt, der ihm so etwas wie einen Abklatsch des Lebens gestattete.
»Das ist für dich«, sagte Cohen und drückte dem Untoten das beilähnliche Schwert in die Hand. »Damit schaffst du jeden Dämon, mein Junge.«
»Jeden Dämon«, wiederholte der Untote mit einer Stimme, die an die eines kleinen Kindes erinnerte. Er drehte langsam den Kopf und musterte Cohen, als würde er ihn erst jetzt zur Kenntnis nehmen.
»Komm bloß nicht auf falsche Gedanken!«, sagte Cohen und schlug sicherheitshalber das magische Kreuz. »Bei mir ist nichts zu holen.«
»Mich bindet das Versprechen«, antwortete der Untote und wandte den Blick ab.
»Das möchte ich aber auch sehr hoffen.« Cohen sah den Untoten misstrauisch an und startete dann den Motor. Während der Fahrt fühlte er sich immer wieder von seinem unheimlichen Begleiter gemustert. Marvin fragte sich, ob Wilbur Smart ihn nicht doch hereingelegt hatte. Der Untote neben ihm war ihm mehr als unheimlich.
Es waren tausend Finger, die ihre Haut kosten und
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