041 - Der Satanskult
des Satans endgültig vernichten? Noch einmal würde sich ihm solch eine Möglichkeit bestimmt nicht bieten.
Er sah ein Radio, das Coco zurückgelassen hatte, und da kam ihm eine verwegene Idee. Er erinnerte sich an Dorians Worte. Danach war sakrale Musik ein Medium, Dämonen und Besessene empfindlich zu treffen. Laut Dorian wirkte solche Musik wie Sprengstoff auf die Unwesen.
Er versuchte sein Glück, hatte allerdings wenig Hoffnung, solch eine Musik zu finden. Er schaltete das kleine Gerät ein, suchte verzweifelt und war ganz auf sein Gefühl angewiesen, da er mit ernster Musik nichts anzufangen wusste.
Plötzlich hörte er ein feines Reißen und Knirschen im Schiffsrumpf, das er sich zuerst nicht erklären konnte. Es war nicht mehr zu hören, als er weiterdrehte, und es war wieder da, als er den Suchknopf zurückdrehte.
In diesem Augenblick begriff Cohen. Er hatte die richtige Musik gefunden. Rasch korrigierte er die Einstellung. Er hörte so etwas wie einen Chor, dessen Stimmen laut aufjubelten. War das sakrale Musik?
Das Knirschen im Schiffsrumpf verstärkte sich. Wasser sprudelte durch die rissigen Planken der Kabine. Und dann dröhnte eine Orgel aus dem Radio.
Er schaltete das Mikrofon ein und drehte die Kirchenmusik noch lauter. Bruchteile von Sekunden später brach der Schiffsrumpf knirschend auseinander. Armdicke Wasserstrahlen schossen in die Kabine. Cohen stieß einen Schrei aus, rannte zur Tür und durch den schmalen Gang hinüber zur Treppe.
Die Stufen brachen unter ihm einfach ab, lösten sich auf. Marvin wusste später nicht zu sagen, wie er an Deck gelangt war. Er sprang über die Reling und hechtete ins rettende Wasser.
Als er auftauchte, hörte er in der dichten Nebelbank ein schmatzendes und saugendes Geräusch. Luftblasen platzten, Wasser gurgelte. Dann verdichtete sich der Nebel immer stärker und wurde zu einer meterdicken Säule, die ebenfalls blitzschnell im Wasser versank. Der Küstenkutter war verschwunden. Nicht der kleinste Holzrest trieb auf dem vollkommen ruhigen Wasser. Die Kirchenmusik hatte ihre Wirkung getan. Der Kutter war zerborsten und mit ihm der Sender des Satans vernichtet.
Von seinem Begleiter konnte Cohen nichts entdecken, so sehr er auch die Wasseroberfläche nach ihm absuchte. Der Untote war zusammen mit dem Kutter untergegangen, war wohl ebenfalls endgültig in das Reich der Toten zurückgekehrt.
Langsam schwamm Marvin Cohen zum Kai hinüber und fand dort das kleine Ruderboot. Als er sich hineinschwang, wunderte er sich, dass das Henkersschwert in seinem Gürtel steckte. Wann er es an sich gerissen hatte, konnte er nicht mehr rekonstruieren, aber das war auch nicht so wichtig. Hauptsache, der Sender Satans war vernichtet. Damit musste auch der Satanskult in sich zusammenbrechen.
Cohen war stolz auf sich. Nicht nur ein Dorian Hunter wusste mit Dämonen umzugehen. Nur ein kleiner Schönheitsfehler blieb zurück: Coco Zamis war entkommen. Sie würde alles daransetzen, Lilian Hunter seelisch für immer zu zerstören.
Cohen legte sich in die Riemen und ruderte an Land. Es galt, Lilian vor dieser wilden Dämonin zu schützen.
Trevor Sullivan befand sich seit fast einer Stunde in der kleinen Dorfkirche. Er hatte hinter dem Altarbild Posten bezogen und rührte sich nicht von der Stelle. Der ehemalige Observator Inquisitor mit dem Geiergesicht hatte viel Geduld, denn er wusste, dass sich noch etwas ereignen würde.
Seine rechte Gesichtshälfte glühte – ein sicheres Zeichen dafür, dass Dämonen in der Nähe waren. Nach seinem grässlichen Unfall, der auf das Konto der Dämonen ging, war diese Gesichtshälfte sensibilisiert worden. Er nannte sie scherzhaft sein Dämonenradar.
Während der Fahrt hierher hatte sich Sullivan immer wieder mit Chapmans Hypothese beschäftigt. Er wusste, dass der Puppenmann nicht einfach so daherredete. Ging es bei diesem ganzen Satanskult wirklich nur um die Person von Lilian Hunter? Stand Coco Zamis hinter diesem Piratensender des Satans? War dieser neue Kult vielleicht nur inszeniert worden, weil Coco eifersüchtig auf Lilian war?
Trevor Sullivan schüttelte all diese Gedanken sofort ab, als er vor dem Eingang zur kleinen Kirche eine seltsame, irrwitzige Musik hörte, die anschwoll und peinigend laut wurde. Und da flog auch schon die Tür auf, schwang zurück, fiel fast aus den Angeln. Eine unheimliche Prozession tanzte und wirbelte herein, angeführt von einem Mann, der eine große Handpuppe auf dem Arm hatte. Diese Puppe, wüst
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