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041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.J. Arnaud
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Hand aus und nahm mich um die Mitte. Ich hatte gerade noch Zeit, ihre großen Brüste und ihren heißen Körper zu spüren, die sich an mich drängten, dann war es aus. Dann stand ich wieder in dem kalten, leeren Zimmer, in dem meine Tante ihre Äpfel über den Winter aufbewahrte.
    Zutiefst enttäuscht legte ich mich wieder hin.
     

     
    Am nächsten Morgen gab es zwei neue Todesfälle. Der Totengräber weigerte sich, das Begräbnis vorzubereiten. So mußten die Angehörigen das Grab selber schaufeln und wieder schließen.
    Alles löste sich auf. Sogar Couderc, der sich die längste Zeit über am tapfersten gezeigt hatte, wurde mürrisch. Er gab nur mehr zwischen zehn Uhr morgens und mittags Brot aus, und das nur durch ein Fenster. Wo waren die Zeiten, als man sich in der Bäckerei fast so wie in der Schenke getroffen hatte, wo es stets ein Stück frisches Brot und ein Gläschen Wein für die Kunden gegeben hatte?
    Schließlich gab er das Brot nur mehr mit dicken Wollfäustlingen, die er übergestreift hatte, und einer Art Kapuze aus.
    „Wenn ihr wollt, daß ich weiter backe, dann müßt ihr euch daran gewöhnen“, sagte er. „Wenn ich krank werde, gibt’s kein Brot mehr.“
    Fremde begannen sich unter die Schlange der Wartenden zu mischen. Anfangs nahm man sie mit zusammengebissenen Zähnen in Kauf, aber nach und nach änderte sich das. Man drängte sie aus der Reihe und prügelte sie, als das nichts nützte, die Straße hinunter, bis sie im Hilariusgässchen verschwanden. Aber sie kamen wieder, einer nach dem anderen, ausgehungert und verzweifelt. Sie kamen gern in unsere Epoche, durch einen rätselhaften Vorgang, von dem wir keine Ahnung hatten. Die anderen hingegen, die zufällig auftauchten, schienen weder verzweifelt noch ausgehungert. Sie mußten nicht ihr eigenes Jahrhundert verlassen, um sich Nahrung zu verschaffen.
    Als ich mich eines Tages vor dem Backhaus anstellte, lernte ich Jehan de Boffre kennen. Dieser Mann strahlte soviel Würde aus, daß niemand wagte, ihn davon zu jagen. Und der Bäcker nahm seine Silberstücke gerne an.
    „Mein Herr“, sagte er zu mir, „Ihr seid der einzige hier, der mir nicht zu grollen scheint.“
    „Der Zufall hat es gewollt, daß unsere Geschicke einander kreuzen“, sagte ich ein wenig überheblich. „Man muß es akzeptieren.“
    Er lachte still. „So glaubt Ihr an einen simplen Zufall? Ich bin mir dessen nicht so sicher!“
    „Soso? Wie das?“
    „Eine merkwürdige Persönlichkeit haust seit kurzem in unserem armseligen Dorf. Ein Magier. Er sagt, daß er aus dem Morgenland kommt, und es kann die Wahrheit sein, denn er besitzt dunkle Haut und Mandelaugen. Seit einiger Zeit ist er erkrankt.“
    „Die Pest ist in Eurem Dorf?“
    „Ach! Bereits seit Monaten. Es ist ein Mißgeschick, das uns der Herr in diesen Jahren häufig auferlegt. Die Pest durchstreift das ganze Königreich und will nicht verschwinden.“
    „Euer Magier hat die Pest?“
    „Nein, ich glaube nicht. Aber er hat ganz gewiß Angst, von ihr erfaßt zu werden, und ich habe ihn im Verdacht, unsere Geschicke zu manipulieren, wie es ihm beliebt, um dem Schwarzen Tod zu entgehen. Vielleicht hofft er, in Eurer Epoche ein Wunderheilmittel zu entdecken.“
    „Es existiert“, sagte ich. „Ein Impfstoff. Aber ich weiß nicht, ob es in jedem Fall wirkt, und ob es noch genug davon gibt. Ein schrecklicher Krieg herrscht jetzt in Europa, und ich frage mich, ob man für Pestzeiten vorgesorgt hat. Ihr müßt wissen, es hat seit langer Zeit keine Pestepidemie mehr gegeben.“
    „Ich verstehe“, sagte der Gemeindeschreiber nachdenklich. „Und das Wundermittel existiert tatsächlich?“
    „Es dient vor allem der Vorbeugung, weniger der Heilung.“
    „Könnt Ihr mir nicht eine kleine Menge davon verschaffen? Just für mich und die Meinen. Wir sind bisher, dem Himmel sei Dank, von der Krankheit verschont geblieben.“
    „Unser Bürgermeister ist bereits abgereist, um Hilfe zu holen. Er ist noch nicht zurück. Aber ich bezweifle, daß er Impfstoff bringt, zumindest nicht in genügender Menge.“
    Jehan de Boffre vergewisserte sich, daß niemand ihn hörte, und beugte sich dann zu mir. „Ich besitze Gold, mein Herr. Viel Gold. Ich würde Euch reich entlohnen, wenn Ihr mir diesen Dienst erweisen könnt.“
    „Das ist nicht nötig. Wenn ich genug Impfstoff habe, werde ich Euch davon geben, ohne etwas dafür zu verlangen.“
    Er verbeugte sich tief, nahm seine beiden Brote in Empfang und verschwand, während

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