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041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.J. Arnaud
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Straßen Burachs gab es keine Menschenseele, mit der man ein paar Worte wechseln konnte. Vermutlich sahen mir die Leute hinter ihren Vorhängen versteckt nach und fragten sich, was ich allein draußen wollte.
    Die Glocke der Kirche begann zu läuten, und ich ging mechanisch bis zum Gotteshaus. Ich fand die alte Marguerite Barriere, die krampfhaft am Strang zog.
    „Mama stirbt“, sagte sie unter Tränen.
    Die Älteste des Dorfes. Eine gute, uralte Frau, die mir, als ich noch klein war, immer Süßigkeiten zugesteckt hatte. Ich nahm ihr den Glockenstrang aus den Händen und zog selbst.
    „Die Leute bleiben alle im Haus“, sagte sie. „Ich will sie aufwecken. Sie haben Angst vor allem, die Beerdigungen erledigt man heimlich, als wären sie ein Verbrechen. Niemand kommt zur Totenwache, und nicht einmal der Pfarrer segnet die Toten ein.“
    „Niemand, der den Sarg macht, niemand für das Grab! Was soll ich tun, Simon? Sag mir, was soll ich nur tun?“
    „Wenn Sie jemanden für das Grab finden, so werde ich Ihnen einen Sarg beschaffen.“
    Der Tischler öffnete erst, nachdem ich eine Viertelstunde lang gegen seine Tür getrommelt hatte.
    „Was willst du? Geh nach Hause!“
    „Lassen Sie mich eintreten. Ich will einen Sarg für die Mutter von Marguerite Barriere zimmern, sie liegt im Sterben.“
    „Ich habe kein Holz mehr.“
    „Sie haben noch Bretter. Ich habe sie draußen gesehen.“
    Er ließ mich ein und machte eine Handbewegung. „Bediene dich. Ich will nichts mehr davon hören.“
    Bis spät in die Nacht arbeitete ich beim Schein einer Petroleumlampe. Meine Tante, erst mißmutig wegen meiner Verspätung, pflichtete mir dann doch bei.
    „Du hattest recht. Man kann die Leute nicht wie die Hunde verscharren.“
    Ich ging noch einmal weg, um den Sarg zu Marguerite Barriere zu bringen. Auf der Straße begegnete ich dem Totenkarren.
    Der Kutscher rief: „Gib deinen Toten heraus! Wir verlieren den Sold, den wir für jede Leiche erhalten.“
    So also erklärte sich ihr Fleiß und Betriebsamkeit.
    „Fahrt weiter!“ rief ich zurück. „Diese Tote ist nicht für Euch.“
    Sie wagten nicht mir zu folgen, und so kam ich ohne weitere Zwischenfälle zu den Barrieres. Ich half der Tochter, die Mutter in den Sarg zu legen, ohne die Toten zu berühren.
    „Ich habe jemanden für das Grab gefunden“, sagte sie. „Ich kenne ihn nicht, ich glaube, er kommt von außerhalb. Er wollte Brot dafür, Speck und Fett.“
    So begann die Zusammenarbeit zwischen den beiden Bevölkerungen.
    Meine Tante kam, um einen Augenblick bei der Toten zu wachen.
     

     

Nach vier Tagen kamen der Bürgermeister und seine Begleiter völlig erschöpft zurück. Einer der Männer fehlte. Er war in Perpignan in die Klinik eingeliefert worden. Und ihm verdankten wir es, wenn man sich um unser Schicksal sorgte. Aber die Maßnahmen waren zu schwach.
    Um unsere Probleme zu lösen, hatte man nur einen Weg gefunden: unsere Gemeinde abzuschließen. Ein Sperrgürtel wurde gelegt.
    Die Untersuchung des Kranken in Perpignan hatte die Leute zutiefst beunruhigt. Ein Flugzeug hatte Impfstoff aus Paris gebracht. Man hatte dem Bürgermeister mit scharfen Vergeltungsmaßnahmen gedroht, sollte er von der Existenz eines Pestherdes im Land Außenstehenden berichten. Er war von Angehörigen der Armee bis in die Nähe unseres Dorfes begleitet worden.
    „So ist es“, sagte er. „Wir sind von der Außenwelt abgeschnitten, und ich habe nichts erreicht. Außer Impfstoff habe ich nichts bekommen. Nicht einmal Nahrungsmittel.“
    Er brachte auch die Post, die seit Tagen im Nachbarort lag.
    „Aber der Postbote kommt nicht mehr, zumindest einige Wochen lang nicht. Und das niemand versucht, die Grenzen der Gemeinde zu überschreiten. Er wird mitleidlos niedergeschossen!“
    „Das heißt also“, sagte Auguste, „daß wir zum Tod verurteilt sind, sollte das Serum nicht wirken?“
    Der Bürgermeister antwortete nicht. Er beschränkte sich darauf, die Pakete mit dem Serum auszupacken.
    „Es ist genug für alle da.“
    „Haben Sie über die anderen gesprochen?“
    Der Bürgermeister schüttelte den Kopf. „Man hätte mich nicht ernst genommen. Und ich wollte zumindest den Impfstoff bekommen.“
    „Wenn man sie nicht impft, die anderen, so ist alles umsonst“, sagte Auguste.
    Aber die Leute verstanden nicht, oder sie wollten nicht verstehen. „Sollen sie nur krepieren! Ihretwegen haben wir doch die Bescherung!“
    „Man sollte sie davon jagen, sobald man sie zu

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