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041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.J. Arnaud
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komisch.“
    Ich errötete. Der starke Geruch Berangeres zog mir in die Nase.
    „Wie entsetzlich! Ich mache Wasser heiß, und du wirst sofort ein Bad nehmen.“
    Ich mußte wohl gehorchen, und das heiße Wasser beruhigte meine Sinne.
     

     

Während ich mein Manuskript lese, habe ich bereits mehrere Pfeifen geraucht. Es ist sehr heiß in dem kleinen Raum, und ich gehe hinunter in die Küche, um mir ein Glas kühlen Wein zu holen.
    Collin ist noch immer nicht von den Ställen zurück. Hoffentlich ist er nicht im Schnee steckengeblieben. Die Ställe, wo unsere Tiere überwintern, sind fast einen Kilometer entfernt, und der Schnee liegt stellenweise hüfthoch. Aber vielleicht nimmt er den Weg über den Berg, dort weht der Wind den Schnee weg.
    Ein braver Junge, dieser Collin. Anfangs waren wir wie Hund und Katze, immer bereit, einander an die Gurgel zu springen. Aber je mehr Zeit verging, um so bessere Freunde wurden wir. Er schmollte lange Zeit wegen dieser Nacht mit Berangere, und ich schämte mich dieses Vorfalls ein wenig. Hätte ich nicht meine Kräfte für dieses Dienstmädchen verausgabt, wäre ich vielleicht in der Lage gewesen, Ninon Falguiere zu überreden, mit mir zu kommen. Eine andere Entwicklung der Dinge hätte stattgefunden.
    Ich trinke noch ein zweites Glas Wein. Im Herd ist nur mehr ein wenig Glut, aber Collin wird sie wieder zum Brennen bringen, sobald er zurück ist. Das Feuer ist eine seiner Freuden, die ich respektiere.
    Wieder in meinem Zimmer, sehe ich lange Zeit durch das kleine Fenster hinaus. Man sieht nur wenige Meter weit, und der Abend ist nicht mehr fern. Über meinem Kopf beginnt die Gasflamme zu flackern, ein Zeichen, das die Flasche bald leer ist. Vor Anbruch der Nacht muß ich eine neue anschließen. Ich habe mehrere im Vorrat. Wir leben völlig unabhängig, wie vor dreißig Jahren. Aber damals war es gegen unseren Willen.
    Nach dem heißen Bad ging ich gleich ins Bett und schlief sofort ein, um erst gegen Mittag wieder aufzuwachen.
    „Wieder zwei Tote“, sagte meine Tante, als ich zu Tisch kam.
    Das ist unvermeidlich, trotz der Impfungen.
    „Die Epidemie hört nicht von heute auf morgen auf.“
    „Besonders wenn diese Leute aus der Vergangenheit weiter zu uns kommen.“
    „Man kann sie ja nicht umbringen.“
    „Man kann aber einen Sperrgürtel errichten.“
    Als die Mahlzeit zu Ende war, ging ich aus, um die Neuigkeiten zu hören. Seit der Rückkehr des Bürgermeisters besuchten die Leute wieder wie früher die Schenke.
    Man stellte mir Fragen, die sich auf die beiden Toten dieser Nacht bezogen.
    „Und die Impfung?“
    „Man muß dem Serum Zeit geben zu wirken.“
    „Wie viel?“
    „Etwa acht Tage.“
    „Bis dahin sind wir alle krepiert.“
    Ich antwortete nicht. Wozu auch?
    Dann kam man auf die Fremden zu sprechen. Sie gingen weiterhin durch unsere Gassen, sie kamen um Brot, sie brachten uns die tödlichen Pesterreger.
    „Man sollte sie verhaften. Wir wissen jetzt, das sie hauptsächlich aus dem Hilariusgäßchen kommen, also sollten wir dort Tag und Nacht Wachen aufstellen.“
    „Es gibt mehrere Stellen“, sagte ein anderer.
    Der Bürgermeister hörte aufmerksam zu. Der Gedanke, das Johan de Boffre dann nicht mehr zu uns kommen konnte, bewegte mich. Außer er verwendete die Herberge als Brücke, was ihm aber wohl kaum möglich war.
    „Ja“, sagte der Bürgermeister. „Da man diese Leute nicht alle impfen kann, müssen wir Maßnahmen ergreifen, die es ihnen verbieten, herüberzukommen. Am besten wird sein, zuerst eine Liste mit allen Plätzen anzulegen, wo sie sich gezeigt haben.“
    Alle waren einverstanden und diskutierten, in welcher Form man die Selbstverteidigung organisieren wollte. Wir hatten keine Waffen, aber man konnte Knüppel, Sensen und Heugabeln verwenden. Dann würde man ja sehen, wer die Stärkeren waren.
    Dieses Wiedererwachen aller Energien erschreckte mich ein bißchen. Ich verstand das Bedürfnis nach Betätigung wohl, aber wie würde das alles enden?
    Der Bürgermeister begann bereits mit seiner Liste der „Brücken“. Auch ihn verstand ich sehr gut. Er hatte ein Mittel gefunden, die Leute abzulenken und zu beschäftigen, so daß sich nicht der allgemeine Unmut weiterhin über ihn ergoß.
    Nach einigen Diskussionen stellte man die Existenz von vier Durchgängen fest, der wichtigste davon war im Hilariusgässchen. Ich hütete mich, vom Apfelzimmer meiner Tante zu sprechen.
    „Wir müssen jede dieser Stellen Tag und Nacht

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