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041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.J. Arnaud
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möchtest du eine von den beiden Dirnen? Du kannst wählen, aber zähle nicht darauf, daß du eine von beiden aufwecken kannst. So hast du sie ganz zu deinem Willen, um so besser!“
    Er verschwand in dem angrenzenden Zimmer und kam in Hemd und Kniehosen zurück.
    „Was tust du hier?“
    Ich erzählte ihm alles, jedoch ohne das Serum zu erwähnen, das ich in meiner Tasche trug.
    „Und als ich von diesem Jehan wegging, habe ich den Weg verloren. Und da dachte ich an die Herberge.“
    „Diese Bastarde! Sie haben geöffnet. Trotz des Verbotes.“
    „Nur, weil ich deinen Namen aussprach.“
    Geschmeichelt begann er sich zu beruhigen und kleidete sich weiter an.
    Meine Uhr zeigte sechs Uhr morgens. Für einen Edelmann war es wohl etwas zeitig.
    „Was hast du hier am Handgelenk?“
    Es war nur eine einfache Uhr aus Edelstahl. Er begutachtete sie und rief dann: „Der Handwerker, der dieses Wunderwerk geschaffen hat, muß wohl einen übertrieben hohen Preis dafür verlangt haben. Wie viel verlangst du von mir dafür?“
    Er lief im Zimmer umher, um seinen Geldbeutel zu suchen. Er war prall gefüllt mit echten Goldmünzen.
    „Wenn sie dir gefällt, dann nimm sie“, sagte ich. „Aber ich möchte dafür einen Gefallen von dir.“
    Überrascht nahm er die Uhr, und ich zeigte ihm, wie man sie aufzog. Aber er war so fasziniert vom Sekundenzeiger, das er mir kaum zuhörte.
    „Alles, was du willst“, sagte er abwesend.
    „Ich möchte dir das Leben einer Person anvertrauen, die mir lieb ist. Du müßtest darauf sehen, das man sie nicht belästigt oder von dieser Herberge wegjagt.“
    Nun hörte er zu. „Von wem sprichst du?“ „Von Ninon Falguiere.“
    Ich sah, daß er unangenehm berührt war, und sein Lächeln schien mir drohend.
    „Du kennst sie?“ „Seit heute Nacht.“
    „Du bist ihr heute begegnet? In ihrem Zimmer?“
    Trotz unserer neuen Freundschaft glitt seine Hand zum Degengriff.
    „Ihr Vater ist tot, und sie ist ganz allein und dem Elend ausgesetzt.“
    „Tatsächlich?“
    Sein Lächeln mißfiel mir. Er trat zu den Strohsäcken, zog seinen Degen und stach die Mädchen gereizt in die Hinterteile. Sie brüllten auf und sprangen hoch.
    „Hinaus, Dirnen! Hinaus.“
    Sie begannen zu laufen, aber de Kerguerhen hielt die zweite auf und faßte sie grob am Arm.
    „Pasteten, Schinken und einen Humpen Wein für mich und meinen Freund!“
    „Mein Herr, zu dieser Stunde …“
    „Schnell! Schick uns Collin! Er versteht sein Geschäft, und es wird ein Goldstück für ihn geben.“
    Als wir allein waren, lief er im Zimmer auf und ab.
    „Tot, ihr Vater? Dann ist sie tatsächlich allein. Entweder man jagt sie davon oder man bringt sie ins Pesthaus, was noch schlimmer wäre. Hast du ihr nicht deinen eigenen Arm zu ihrem Schutz angeboten?“
    „Doch, aber sie hat abgelehnt. Meine Gegenwart erschreckte sie, sie hielt mich für einen Abgesandten der Hölle.“
    Er stieß ein häßliches Lachen aus.
    „Das hat dich wohl betrübt, da du doch gehofft hast, in ihrem Bett zu landen, nicht wahr?“
    „Ich weiß nicht. Sie rührt mich in ihrer Verzweiflung. Ich wollte nicht, das sie glaubte, ich wollte ihre Notlage ausnützen.“
    „Du hast unrecht. In dieser schrecklichen Zeit, da der Schwarze Tod durch die Straßen rast, wo die Wölfe am Stadttor warten, wo Wunder geschehen, von denen man nicht weiß, ob sie nicht ins Verderben führen – in dieser Zeit sollten uns keine Skrupel plagen. Ich hätte nicht das gleiche Entgegenkommen gezeigt wie du.“
    „Aber bist du nicht ein Ritter?“
    „Na und? Witwen und Waisen sonder Zahl wiegen nicht ein einziges schönes Mädchen auf.“
    Es klopfte an der Tür, und Collin trat ein, ein Tablett mit Brot, Schinken, Pasteten und Wein in den Händen. Der Zwerg stellte alles auf einen Schemel und beäugte uns.
    „Da bist du, mein guter Collin. Hast du eine gute Nacht verbracht?“
    „Das fragt Euren Freund“, sagte er sauer. „Er hat mich um meine Lust gebracht.“
    Charles wandte sich lachend an mich.
    „Nein! Ihr habt mit Berangere geschlafen? Ein verdammtes Weibstück, was? Die enttäuscht einen echten Mann nicht. Ach, deshalb sehe ich Euch zu dieser Stunde in einem jämmerlichen Zustand!“
    Ich hatte den Eindruck, als knirschte Collin mit den Zähnen. Charles warf ihm einige Münzen zu und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Collin zog die Mundwinkel herab und verließ den Raum.
    Ich hatte ein ungutes Gefühl. Vermutlich hatte ihm der Baron etwas von Ninon gesagt.
    „Kommt,

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