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041 - Der Schwarze Tod

041 - Der Schwarze Tod

Titel: 041 - Der Schwarze Tod Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G.J. Arnaud
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Menschen kuriert?“
    „Ich verhindere, daß sie krank werden. Für diejenigen, die bereits krank sind, kann ich nichts tun.“
    „Das sagen alle Amuletthändler.“
    „Kann sein. Aber in meinem Jahrhundert hat man ein Mittel gegen die Pest gefunden. Es befindet sich in dieser Tasche.“
    Mißtrauisch sah sie auf meine Tasche. Ich hatte nicht die geringste Lust, sie mit meiner Injektionsspritze zu schrecken, aber ich hätte sie trotzdem gern geimpft gegen den Schrecken, der rund um sie wütete.
    „Vielleicht werde ich Euch das Mittel verabreichen.“
    „Und wie?“
    „Es genügt ein kleiner Stich in den Arm.“
    Sie bekreuzigte sich mehrmals.
    „Ihr wollt aus mir Euer Geschöpf machen?“ rief sie entsetzt. „Mich zwingen, Eure Sklavin zu sein, um mich Eurem Willen und Eurer Lust zu unterwerfen?“
    „Oh, nein, meine Schöne! Dafür kenne ich bessere und weitaus angenehmere Mittel, glaubt mir. Habt Ihr mich nicht um Hilfe gebeten? Ich bin bereit, Euch zu helfen.“
    Ich war sicher, daß ich ihr nicht gleichgültig war, aber der Stempel ihrer Epoche und ihrer Frömmigkeit war ihr zu tief eingedrückt. Sie schüttelte fest den Kopf.
    „Geht von hinnen!“ sagte sie eindringlich und schloß die Augen. „Geht von hinnen, im Namen Gottes und der Jungfrau.“
    Ich bewegte mich nicht. Als sie die Augen öffnete, war ich immer noch da.
    „So geht das nicht. Dafür ist der Zauber nicht gemacht.“
    „Wenn Ihr nicht geht, rufe ich.“
    „Dann wird man kommen und Euren toten Vater finden und uns beide ins Pesthaus schicken. Wenn Ihr hingegen mir folgen wolltet, so gehen wir beide hinüber in meine Epoche. Ihr werdet meine Tante kennenlernen, die eine gute und freundliche Frau ist und Euch gewiß gern beistehen wird.“
    „Ich will meinen Vater nicht verlassen.“
    Ich war ratlos. Wenn ich ging, überließ ich sie einem furchtbaren Schicksal. Wenn ich blieb, riskierte ich, das man mich hier überraschte. Ich wußte nicht, ob ich dem nichtsnutzigen Charles de Kerguerhen trauen konnte. Er war fähig, mich nicht wiederzuerkennen, nun da ich durch eine der Luken, die in seinen Räumen existierten, in meine eigene Zeit zurück schlüpfen mußte.
    „Wie kann ich Euch helfen, wenn Ihr Euch weigert mir zu folgen? Ich könnte Euch zu Jehan de Boffre bringen, dort wärt Ihr in Sicherheit.“
    Ihr Ausdruck wurde verächtlich. Sie mußte glauben, daß ich auf alle Möglichkeiten sann, um sie zu verführen. Zuletzt kam ich mir lächerlich vor und verbeugte mich kurz.
    „Um so schlechter für Euch, mein Fräulein. Aber ich kann meinen Aufenthalt in Eurem Jahrhundert nicht mehr länger hinauszögern. Ich werde mich bemühen wiederzukommen, und ich hoffe, das ich Euch nicht zudringlich erscheine.“
    Sie war zu stolz, um mich zurückzuhalten, und als ich draußen auf der Galerie war, schalt ich mich einen Dummkopf. Trotzdem suchte ich nun nach den Zimmern des Barons, indem ich versuchte, den Grundriß der Herberge und den des Hauses meiner Tante übereinander zu blenden.
    Ich versuchte einige falsche Türen, bevor ich in den richtigen Raum gelangte. Das Feuer brannte im offenen Kamin. Eine Verbindungstür zu einem etwas luxuriöser ausgestatteten Zimmer war offen. Der Baron lag nackt mit zwei Mädchen auf den Strohsäcken und schlief. Weinschoppen standen überall im Raum, und der Geruch war abscheulich.
    Ich schloß die Tür hinter mir und ging in eine Ecke des Zimmers. Wenn die Zeit sich änderte, befand ich mich mitten unter den Äpfeln meiner Tante.
    Ich wartete geduldig, während mir der Kopf schwer wurde, die Tasche auf den Knien. Als das Feuer ausging, wurde es unangenehm kalt. Eines der Mädchen bewegte sich und murmelte im Schlaf.
    Am Ende meiner Geduld, wollte ich eben aufstehen und den Raum verlassen, um eine andere Passage in mein Jahrhundert zu finden, vielleicht jene, durch die ich mit Jehan de Boffre gekommen war, als Charles de Kerguerhen plötzlich auffuhr.
    „Wer da?“
    Er schob seine Gefährtinnen grob zur Seite, sprang auf und holte seinen Degen unter einer Bank hervor.
    „Langsam, mein Alter! Langsam!“
    „Sieh einer an! Mein Lastergeselle! Wirst du dich heute wieder in Luft auflösen, wie ein echtes Gespenst?“
    Um meine Gegenwart so selbstverständlich zu akzeptieren, mußte er eine erhebliche Portion Gottlosigkeit besitzen. Aber ich wußte ja bereits, daß er ein Zyniker war, mit einer für die Zeit, in der er lebte, äußerst zwielichtigen Weltanschauung.
    „Trinkst du einen Schluck? Oder

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