041 - Der Tod schleicht durch London
ich fühle ihn nicht mehr!«
»Das werden wir gleich haben«, sagte der Ex-Dämon. »Gib mir die Hand, Tony.«
Ich wollte es tun, doch mein Arm gehorchte nicht.
Mr. Silver ergriff daraufhin meine Hand, und ich fühlte eiskalte Ströme hineinfließen. Es passierte nicht zum erstenmal, daß er mir mit seiner starken Magie half.
Die Kälte war unangenehm, aber ich begrüßte sie, denn ich fühlte endlich wieder etwas. Sie fraß sich durch Sehnen und Gelenke. Es war schmerzhaft. Ich preßte die Zähne zusammen und stöhnte.
»Diese Mistkerle haben ihren Wohnwagen magisch gesichert«, knurrte der Ex-Dämon.
»Das ist der erste Beweis, daß wir es mit keinen Menschen zu tun haben«, quetschte ich zwischen den zusammengepreßten Zähnen hervor. »Keinem Menschen würde eine so starke Magie zur Verfü- gung stehen.«
»Ein Glück, daß dein Arm dranblieb.«
Die magische Kälte fraß sich durch die Muskelstränge meines Unterarms und zerstörte jene andere Magie, die meinen Arm unbrauchbar machte. Der Schmerz, der durch das Aufeinanderprallen der beiden feindlichen Kräfte ausgelöst wurde, trieb mir den Schweiß auf die Stirn. Es war kaum auszuhalten. Mein Körper bebte.
»Tut mir leid, Tony«, sagte Mr. Silver. »Aber ich kann dir das nicht ersparen. Ich darf erst loslassen, wenn die feindliche Magie restlos zerstört ist, sonst setzt sie sich in deinem Arm fest und greift wie ein schleichendes Gift langsam auf deinen Körper über.«
»Ich… halt’ schon … durch!« ächzte ich abgehackt.
Im nächsten Moment schien mein Schultergelenk zu explodieren.
Der wahnsinnige Schmerz riß mir einen heiseren Schrei von den Lippen, dann war es vorbei. Schlagartig tat mir nichts mehr weh.
Wärme befand sich wieder in meinem Arm, und ich fühlte Mr. Silvers Hand in der meinen.
Schwer atmend und mit schweißbedecktem Gesicht stand ich auf.
»Danke, Silver«, sagte ich.
»Geht’s wieder?«
Ich hob meine Hand, bewegte die Finger wie ein Pianist, bevor er sich an den Flügel setzt, griff nach dem Colt, spürte jedes Detail des Griffs und wußte, daß mich der Ex-Dämon völlig wiederhergestellt hatte.
»Ich bin wieder voll einsatzfähig«, sagte ich. »Aber noch mal fasse ich den Türgriff nicht an.«
»Ich wollte ja gleich, daß du’s mich tun läßt, aber du möchtest ja überall der erste sein.«
»Kannst du die Sperre knacken?« fragte ich.
»Ich denke schon.«
»Dann los, wir haben keine Zeit zu verlieren.«
Der Ex-Dämon trat an die Wohnungstür. Mir fiel auf, daß seine Hand zu purem Silber erstarrt war. Dennoch blieb sie beweglich.
Mein Freund faßte entschlossen nach dem Griff.
Es gab abermals so einen dumpfen Knall, doch Mr. Silver wurde nicht zurückgeschleudert. Es raste auch keine Stichflamme hoch.
Aber schwarzer Rauch puffte aus dem Griff. Danach war die feindliche Magie vernichtet. Problemlos ließ sich die Wohnungstür nun öffnen.
Ich ließ dem Hünen den Vortritt. Ein gebranntes Kind scheut das Feuer! Der Ex-Dämon sondierte, ob es für mich ungefährlich war, den Wohnwagen zu betreten.
Erst als er mir zunickte, folgte ich ihm.
Drinnen wirkte der Wohnwagen fast noch größer, als er von draußen aussah. Jeder Winkel war raffiniert ausgenützt. Es gab eine Küche, ein Wohnzimmer, drei Schlafkojen, Dusche, WC. Die drei Tornados brauchten auf keinen Komfort zu verzichten. Radio, TV-Gerät, Kühlschrank, Hausbar… Alles war vorhanden. Die Brüder Merris waren bestens ausgerüstet.
Der Ex-Dämon griff nach einer Fotografie, auf der drei schlanke, gutaussehende Männer zu sehen waren. Er nickte mit zusammengezogenen Brauen. »Jetzt ist alles klar, Tony«, sagte er. »Hier sind wir goldrichtig.«
»Wieso weißt du das?« fragte ich. »Verrät dir das dieses Bild?«
»Ja.«
Ich sah es mir genau an. Die drei Tornados trugen rote Glitzeranzüge und auf der Stirn ein schwarzes Band, das mit einem einzigen Zeichen versehen war. Ich sah es mit Sicherheit zum erstenmal, aber meinem Freund schien es bekannt zu sein.
Es sah aus wie eine auf dem Kopf stehende Sieben.
»Das Stirnband, das Zeichen«, sagte der Ex-Dämon.
»Was für ein Zeichen ist das?« wollte ich wissen.
»Wir haben es mit sogenannten Neutral-Dämonen zu tun«, behauptete der Hüne. »Dies ist ihr Zeichen.«
»Neutral-Dämonen? Nie gehört«, mußte ich gestehen.
»Es sind Dämonen, die sich vom Bösen abgekehrt haben, ohne sich dem Guten zuzuwenden. Sie verhalten sich neutral, tendieren weder in die eine noch in die andere
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