041 - Der Tod schleicht durch London
uns als Feinde gegenüberstehen. Heute kamen deine Brüder glimpflich davon, Arrac. Wer weiß, wie’s beim nächsten Mal ausgeht.«
Wir verließen den Wohnwagen der drei Tornados. Wenn unser Denkanstoß auf fruchtbaren Boden gefallen war, konnte Pakka-dee bald drei neue Mitglieder begrüßen.
»Was meinst du, Silver, werden sie dem ›Weißen Kreis‹ beitreten?«
fragte ich, während wir uns zum Ausgang begaben.
»Die Entscheidung liegt allein bei ihnen«, sagte der Ex-Dämon.
»Wir können sie ihnen nicht abnehmen.«
Wir stiegen in den Peugeot. Ich griff zum Hörer des Autotelefons und sagte zu meinem Freund: »Dann wollen wir mal ein paar Hebel in Bewegung setzen.«
»Wen möchtest du anrufen?« fragte der Ex-Dämon.
»Erst mal Pakka-dee«, sagte ich und schaltete das Gerät auf Lautsprecher, damit Mr. Silver mithören konnte. Eigentlich wäre das nicht nötig gewesen. Er war in der Lage, sich jederzeit auch ohne technische Hilfe in das Gespräch einzuschalten. Ich dachte nur nie daran. Vielleicht deshalb, weil ich in meinem Freund manchmal zu sehr einen Menschen sah.
Es ist ja auch ziemlich ungewöhnlich, daß ein Mensch mit einem ehemaligen Dämon befreundet ist. Obwohl der sympathische Hüne schon so lange mit mir zusammenarbeitete, hatte ich mich immer noch nicht daran gewöhnt, daß er aus einer anderen Dimension stammte, aus der Silberwelt, die Asmodis in seinem Zorn zerstörte.
Ich tippte Pakkadees Nummer.
»Crenna«, meldete er sich Augenblicke später. Er nannte sich hier bei uns Daryl Crenna.
»Ballard«, sagte ich ebenso knapp.
»Tony!« rief er erfreut aus. »Wie geht’s?«
»Mittelprächtig.«
»Kann ich etwas für dich tun?«
»Ich denke, das kannst du. Hör zu, Daryl, da bahnt sich etwas an, das für Fystanat möglicherweise noch von sehr großer Bedeutung werden könnte.«
»Fystanat«, sagte Daryl Crenna alias Pakka-dee. »Ein Bild des Jammers, Tony. Wenn ich ihn ansehe, krampft es mir das Herz zusammen, und ich würde am liebsten schreien.«
»Wir fühlen alle mit ihm.«
»Das weiß ich. Wir werden eure Anteilnahme nie vergessen, Tony.«
»Wenn wir Glück haben, ist es mit Fystanats Lähmung bald vorbei.«
Pakka-dee glaubte, sich verhört zu haben. Ich wiederholte, was ich gesagt hatte, und der Mann aus der Welt des Guten nahm diese Nachricht mit großer Begeisterung auf.
Damit er sich auskannte, berichtete ich ihm von Anfang an. Ich sprach von meinem Besuch bei Paul Fechette, nachdem ich diesen anonymen Anruf erhalten hatte, erzählte von Fechettes qualvollem Ende, erwähnte die Neutral-Dämonen und was Mr. Silver und ich von diesen erfahren hatten.
»Wenn sie sich mir anschließen wollen, sind sie willkommen«, sagte Daryl Crenna alias Pakka-dee. »Der ›Weiße Kreis‹ kann nie genug Mitglieder haben, und ich kann ihnen ein reiches Betätigungsfeld garantieren.«
»Sie sprachen von Shlaaks«, sagte ich.
»Kenne ich«, sagte der Mann aus der Welt des Guten.
Verdammt, Mr. Silver wußte von diesen Seelenräubern, Pakka-dee kannte sie, nur ich hatte noch nie von ihnen gehört. Na schön, diese Wissenslücke war inzwischen ja geschlossen.
»Du kennst Shlaaks?« fragte ich. »Wie gut, Daryl?«
»Nun, ich weiß, daß es sie gibt, daß sie wie herrenlose Hunde durch die Dimensionen streunen. Viel mehr weiß ich über sie allerdings nicht.«
»Weißt du, wie sie aussehen?«
»Es sind Knochenmänner. Aber sie können auch aussehen wie du und ich. Ihre Tarnung soll perfekt sein.«
»Als Knochenmänner haben sie Finger aus grünen, giftigen Schlangen«, sagte ich.
»Das ist mir neu.«
»Dann ist dir auch neu, daß das Gift dieser Schlangen Fystanats Lähmung löst.«
»Wenn ich davon eine Ahnung gehabt hätte, hätte ich nichts unversucht lassen, um so einen Shlaak aufzutreiben«, sagte Pakka-dee aufgeregt.
»Ein paar von ihnen sind nach London gekommen, Daryl. Ich weiß nicht, wie viele es sind und wo sie sich herumtreiben, das konnten mir die Neutral-Dämonen leider nicht sagen. Deshalb wende ich mich an dich.«
»An mich? Meine Güte, ich erfahre eben erst von dir, daß Shlaaks in London sind, Tony.«
»Das verstehe ich nicht. Sollte Yuums Auge nicht jede Bedrohung aufzeigen?«
Yuum… Der Weise aus der Unendlichkeit, auch der Dreiäugige genannt. Er sah mit diesem dritten Auge in die Mitte der Stirn jede schwarze Aktivität. Er sah sie nicht voraus, sondern erst, wenn sie passierte.
Dieses Auge malte Pakka-dee im Keller seines Hauses an die Wand. Riesengroß
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