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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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einen Lachsfluß in Schottland, ein reizendes Stadthaus im vornehmsten Viertel Londons, einen Rennstall und eine Motorjacht. Aber das alles war in einer einzigen Nacht verlorengegangen. Er gehörte dem Vorstand einer Gesellschaft an, deren Direktor sich eines Nachts zu einer beschleunigten Abreise gezwungen sah. Diese Reise endete später im Zuchthaus. Die Gesellschaft geriet in Konkurs. Der Vorstand mußte den Gläubigern für den Verlust von anderthalb Millionen geradestehen. Gregory Lansdown war der einzige, dessen Besitzungen unter seinem Namen eingetragen waren - und an diesem einen Ehrlichen blieben schließlich die Gesamtforderungen hängen. Er starb, noch bevor die letzte Rate der Schuldenlast getilgt war.
    Aus diesem furchtbaren Zusammenbruch retteten die Lansdowns nur das Mietshaus, dessen bescheidenste Wohnung sie selbst innehatten. Hier hatte Mrs. Lansdown die Reste ihrer kostbaren Einrichtung zusammengetragen. Allmählich heilte die Wunde, die ihr das Leben geschlagen hatte. Sybil war ihr ganzes Glück, ihr Trost, der wahre Inhalt ihres Lebens.
    Abends saßen sie meist glücklich beisammen. Manchmal las Sybil vor, manchmal schrieb sie an dem kleinen Schreibtisch, der quer vor eine Zimmerecke gestellt war. Dann stichelte die Mutter an einer Handarbeit, und ihr aufleuchtender Blick flog zuweilen zu Sybil hinüber.
    Selten kam Besuch. Mrs. Lansdown zuckte daher zusammen, und ihre Augen öffneten sich fragend, als an diesem Abend der schrille Ton der Flurklingel durch die Wohnung drang. Wer mochte das sein?
    Sybil ging hinaus, um zu öffnen. Ihr Gesicht spiegelte sprachlose Überraschung, als sie Dick Martin vor sich stehen sah.
    »Leider nicht der sagenhafte Onkel aus Amerika, sondern nur Mr. Martin«, entschuldigte er sich. Da ließ sie ihn lächelnd eintreten.
    Als Dick Martin mit einem leichten Zögern auf der Schwelle des Zimmers erschien, musterte ihn Sybils Mutter mit einem langen, forschenden Blick. Schließlich leuchtete Freundlichkeit in ihren Zügen auf, und sie reichte Dick ihre schmale, zarte Hand.
    »Das ist recht, daß Sie sich sehen lassen, Mr. Martin«, begrüßte sie ihn. »Sie geben mir dadurch Gelegenheit, Ihnen persönlich für die Ritterlichkeit zu danken, mit der Sie für meine Tochter eingetreten sind.«
    »Ehrenpflicht«, sagte Dick verlegen. Er suchte mit den Blicken nach einer Sitzgelegenheit und wählte zu Sybils heimlichem Entsetzen den gebrechlichsten Stuhl aus. Aber das zierliche Möbel hatte den Zusammenbruch der Familie Lansdown überdauert, es hielt auch Dick Martin stand. »Ich sah den Diebstahl voraus, und es tut mir leid, daß ich den geistigen Urheber bisher noch nicht gefaßt habe«, sagte der Detektiv.
    »Nun«, meinte Sybil lächelnd, »so schlimm war es ja nicht. Die Tasche habe ich wieder. Nur der Schlüssel war wie durch Hexerei aus seinem Kästchen verschwunden.«
    Es zitterte wie in verhaltenem Übermut um Dicks Lippen. Sybil blickte ihn plötzlich aufmerksam an.
    »Waren Sie vielleicht der Hexenmeister?« fragte sie rasch.
    Er nickte mit lachenden Augen.
    »Als ich Ihnen das Kästchen im Zug zurückgab, war ich so frei gewesen, den Schlüssel vorher daraus zu entfernen. Sie hörten es trotzdem darin klappern, nicht wahr? Ich hatte einen abgebrochenen Bleistift hineingelegt.« »Aber ich hätte es doch sehen müssen«, staunte Sybil. »Ich habe das Kästchen keine Sekunde aus den Augen gelassen.«
    Dick lächelte nachsichtig.
    »Darin besteht ja die Kunst des Auswechselns, daß man alles ganz offen vor den Augen des andern tut. Der Schlüssel liegt übrigens wohlverwahrt in meinem Banksafe, und wenn Ihnen jemand in dieser Angelegenheit lästig werden sollte, so können Sie das ruhig sagen.«
    »Meinen Sie denn«, fragte Mrs. Lansdown, um einen Schatten bleicher werdend, »daß man meine Tochter auch jetzt nicht in Ruhe lassen wird?«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Dick mit gesenkten Wimpern. »Ich bin heute abend hier, um deswegen mit Ihnen zu sprechen. Zunächst gestatten Sie mir eine wichtige Frage: Hat Lord Selford noch andere Verwandte außer Ihnen?«
    »Keine - wenn er nicht verheiratet ist«, antwortete Sybil für die Mutter.
    Dick blickte sie an; der heitere Gleichmut fiel wie eine Maske von seinem Gesicht, die Augen schmälerten sich, die Lippen wurden hart, unter der straff gezogenen Gesichtshaut zeichneten sich deutlich die Wangenmuskeln ab.
    »Das habe ich befürchtet«, sagte er endlich. Sein Blick hing am Fernsprecher. »Es ist gut, daß Sie

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