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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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Zug die Halle verlassen. Er lief neben dem Trittbrett her, erfaßte einen Türgriff und schwang sich trotz der warnenden Zurufe der Beamten in den fahrenden Zug. Er hatte keine Ahnung, wohin ihn sein Schicksal verschlagen würde. Möglicherweise befand er sich im schottischen Expreß, der erst an der Nordgrenze hielt. Bald jedoch stellte er fest, daß er einen Personenzug erwischt hatte, den er in Willesden bereits wieder verlassen konnte. Er löste beim Schaffner die Fahrkarte nach und fuhr dann im Aufzug zur Untergrundbahnstation hinab. Eine Stunde nachdem er die Wohnung der Lansdowns verlassen hatte, stand er auf der Station in der Nähe des Yard.
    Er legte die kurze Strecke bis Scotland Yard zu Fuß zurück und verschwand in einem düsteren Bogengang. Seine Schritte hallten laut wider. Der diensttuende Wachtmeister am Tor erkannte ihn sofort.
    »Wenn Sie Inspektor Sneed sprechen wollen, er ist noch oben«, sagte er.
    Sneed saß wie gewöhnlich in seinem mächtigen Armstuhl hinter dem Schreibtisch. Ein schwaches Feuer brannte im Kamin. Eine erloschene Zigarre hing zwischen seinen Zähnen. Sein Kopf schlingerte im Schlaf wie eine Fregatte bei böigem Wetter. Er befand sich nur deswegen zu so vorgerückter Stunde noch in Scotland Yard, weil er einfach nicht die nötige Energie besessen hatte, um aufzustehen und sich nach Hause zu begeben. Das geschah durchschnittlich an fünf Abenden in der Woche.
    Er öffnete blinzelnd die Augen.
    »Ich bin sehr beschäftigt, ich habe keine Minute Zeit übrig«, murmelte er im Halbschlaf gewohnheitsmäßig.
    Dick suchte sich einen bequemen Sessel und lachte laut. - »Ich nehme auch mit Ihren Sekunden vorlieb«, sagte er und begann unbarmherzig einen genauen, wohlgeordneten Bericht. Aber er hatte kaum den ersten Satz vollendet, da belebten sich die Augen des Inspektors, und er war noch nicht bis zur Mitte gekommen, da hatte er Sneeds ganze Aufmerksamkeit erregt.
    »Das haben Sie aus einem Detektivroman abgeschrieben«, unterbrach er Dick. »Sie wiederholen den letzten Sensationsroman von Conan Doyle!«
    Aber Dick ließ sich nicht beirren, und als er seine Erzählung beendet hatte, waren Sneeds breite Gesichtszüge sehr ernst geworden. Er drückte lange und anhaltend auf seine Klingel. Nach einiger Zeit trat ein Beamter in das Zimmer.
    »Wachtmeister«, sagte er, »das Haus Coram Street 107 steht von morgen ab unter polizeilichem Schutz. Einer unserer besten Detektive hat sich Mr. Martin zur Verfügung zu stellen. Er wird ihn tagsüber unauffällig begleiten und nachts in Mr. Martins Wohnung schlafen.«
    Der Wachtmeister notierte sich die Instruktionen in seinem Notizbuch.
    »Morgen früh rufen Sie die Polizeidirektion von Sussex an. Teilen Sie dort mit, daß ich Grund hätte, Gesetzwidrigkeiten in Stalettis Besitzung, dem sogenannten ›Galgenhof‹, zu vermuten. Ich würde Schlag elf Uhr fünfzehn Minuten abends mit meinen eigenen Beamten zur Haussuchung dort eintreffen. Ich stelle jedoch der Polizeidirektion von Sussex anheim, sich daran zu beteiligen.«
    Als der Beamte gegangen war, erhob sich Sneed stöhnend von seinem Stuhl.
    »Ich glaube, ich tue besser daran, jetzt nach Hause zu gehen. Kommen Sie, ich begleite Sie zu Ihrer Wohnung!«
    »Ausgeschlossen«, protestierte Dick. »Wenn man uns zusammen sieht, hat alles Heimlichtun keinen Zweck mehr. Vergessen Sie nicht, Sie sind das Aushängeschild von Scotland Yard. Wer auch meine Verfolger sein mögen, sie dürfen nicht wissen, daß ich auf der Hut bin.«
    »Na schön, wie Sie meinen, Martin. Aber laufen Sie, bitte, noch nicht gleich weg! Ich komme von Ihrem Erlebnis im ›Galgenhof‹ nicht los. Der Bursche, der Sie im Park angriff, war also tatsächlich nackt?«
    »Bis auf einen Lendenschurz - ja!«
    »Staletti«, sann der Inspektor. »Stilette müßte er heißen! Ein heimtückischer, gefährlicher Mensch! Ich möchte wohl wissen, ob er verstockt genug ist, in seine alten Torheiten zurückzufallen. Einmal habe ich ihm bereits drei Monate dafür aufgebrummt.«
    »Worin bestanden seine Torheiten?« fragte Dick.
    Sneed stieß den Rauch seiner Zigarre in kleinen blauen Wölkchen an die Decke.
    »Im Heranzüchten einer neuen menschlichen Rasse!«
    »Seit wann ist das ein Verbrechen?«
    »Vergessen Sie nicht«, gab Sneed seinem jungen Freunde zu bedenken, »bei all diesen Dingen kommt es auf das Wie und Was an. Staletti glaubt, daß ein Kind, das wild wie ein Tier im Wald aufwächst, zu einem Wesen wird, das zwar nicht sprechen und

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