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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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sein Arbeitszimmer. Der Schreibtisch war zum Teil mit schmierigen Spielkarten bedeckt. Staletti hatte gerade eine Patience gelegt, als das Pochen ihn aufschreckte.
    »Und nun sagen Sie mir bitte, wer ist dieser hoffnungsvolle junge Mann, den Sie so sehr zu fürchten scheinen? Er war übrigens schon einmal hier. Er kam eines Buches wegen, das ich mir aus der Bibliothek geliehen hatte. Es war an dem Tag, an dem mich Ihr Chauffeur zum erstenmal aufsuchte.«
    Cody nickte. Sein Gesicht war bleich und abgespannt, die Lippen trocken und aufgesprungen. Er befeuchtete sie von Zeit zu Zeit mit der Zunge.
    »Er ist der Detektiv, den Havelock rund um die Welt geschickt hat, um Selford zu suchen«, erwiderte er leise, und Stalettis Augenbrauen zuckten sofort in die Höhe.
    »Nein, sagen Sie mal - das ist ja phänomenal! Havelocks Detektiv?«
    Er ließ ein krächzendes Lachen ertönen, das, als es leiser wurde, dem Knistern von Pergament glich.
    »Ein ausgezeichneter Witz! Das Leben ist doch der beste Spaßmacher! Erlauben Sie, daß ich noch einmal lache!«
    Cody rückte unruhig auf seinem Stuhl hin und her. Stalettis Heiterkeit war fürchterlicher als sein Zorn.
    »Dieser Havelock! Dieser Havelock!« krächzte Staletti. »Was für ein gerader, schlichter, ehrenwerter Mann! Aber sagen Sie - fand unser Freund, der Detektiv, Seine Lordschaft? Nein? Wie schade! Er hätte sich Siebenmeilenstiefel anziehen müssen!«
    Er warf sich auf einen Stuhl und trommelte mit seinen schmutzigen Fingern ein neapolitanisches Lied auf dem Tisch.
    »Ich sehe es Ihnen an, Sie haben noch etwas auf dem Herzen«, sagte er plötzlich und faßte Bertram Cody scharf ins Auge.
    »Ich brauche Geld«, gestand Cody verdrießlich.
    Staletti sah Cody einen Augenblick an, dann bückte er sich - wortlos, schloß eine Schublade des Schreibtischs auf, entnahm ihr eine zerbeulte Kassette, öffnete sie und legte ein dickes Notenbündel vor Cody hin.
    »Da sich unsere Zahl jetzt verringert hat, konnte Ihr Anteil erhöht werden«, sagte er. »Sollte ich das Zeitliche segnen, so wird auch das Ihr Gewinn sein. Hingegen, wenn Sie ... doch warum über so gräßliche Dinge sprechen!« klagte er und strich sich mit zitternder Hand über die Glatze. »Freuen wir uns, daß wir leben und gesund sind! Wir haben uns schon viel zu weit von unseren ursprünglichen Plänen entfernt. Denken Sie an das Bibelwort: Wer Menschenblut vergießt .«
    »Habe ich Menschenblut vergossen?«
    Stalettis Lippen verzogen sich höhnisch.
    »Es war einmal ein Mann namens Lew Pheeney«, sagte er, jedes Wort abwägend. »Er starb allerdings eines gewaltsamen Todes, aber da man den Mörder nicht gefaßt hat, muß er sich wohl selber umgebracht haben.«
    Er kicherte.
    »Ich liebe die Herrschaften nicht, die ihr Herz der hohen Obrigkeit ausschütten. Das verdirbt das Geschäft; denn die Polizisten sind Leute ohne Phantasie und höhere biologische Bildung. Sie wissen nichts davon, um wie vieles wertvoller ein Spinngewebe ist als die kleine Fliege, die darin zappelt! Sie wissen nicht -«
    Er hielt plötzlich inne und legte den Finger warnend auf den Mund. Cody war das leise Quietschen der Fensterläden entgangen, aber Stalettis feines Gehör hatte es zweimal vernommen.
    »Es ist jemand draußen«, flüsterte er.
    »Giaco?« hauchte Cody in banger Frage.
    »Nein, Giaco ist es nicht. Bleiben Sie, ich werde nachsehen!«
    Auf Zehenspitzen verließ er das Zimmer. Cody hörte noch das leise Knarren der sich öffnenden Tür. Dann nichts mehr. Nur der Wind seufzte in langen Stößen an den Ecken des Hauses.
    Dann kehrte Staletti zurück. Er blinzelte, als müßte er seine Augen erst wieder an das helle Licht gewöhnen, aber Cody hatte ihn schon einmal so gesehen und wußte, daß Staletti in einer ungewöhnlichen Erregung war.
    Er legte einen Gegenstand auf den Tisch, der wie die Hörmuschel eines Telefons aussah. Unten hing eine Gummistrippe.
    »Es hat jemand am Fenster gelauscht, mein Bester, und ich glaube zu ahnen, wer ... Sie sind im Auto gekommen? Wenn ja, so wissen Sie, daß es gegen die Verabredung war.«
    »Ich kam zu Fuß«, log Bertram Cody.
    »Sie haben einen ausgezeichneten Chauffeur, aber er ist zu neugierig.«
    »Ich sage Ihnen doch, ich kam zu Fuß - und allein!«
    »Er kann Ihnen heimlich gefolgt sein!« Er zog eine zerknüllte Mütze aus der Tasche. »Haben Sie diese Mütze schon mal gesehen?«
    Cody schüttelte den Kopf.
    »Er hatte sie abgenommen, um die Muschel ans Ohr zu legen. Ich konnte das

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