041 - Die Tür mit den 7 Schlössern
Mikrophon leider nicht finden, aber ich glaube bestimmt, daß er alles gehört hat, was hier besprochen wurde.«
»Aber es kann nicht Cawler gewesen sein«, beharrte Cody. »Warum sollte er spionieren? Er ist der Neffe meiner Frau!«
»Und liebt sie wie seine leibliche Mutter«, höhnte Staletti. Er zog das Mützenfutter nach außen und las darauf den Namen des Fabrikanten. »Ein Spion in Ihrem Haus - das könnte für uns sehr peinlich enden!«
»Ausgeschlossen! Er weiß doch genau, wo sein Vorteil liegt!«
»Man sollte trotzdem ein wachsames Auge auf ihn haben! Was war er denn früher? Ein Autodieb, dessen Bild in jedem Verbrecheralbum prangt! Jeder Kriminalbeamte kennt ihn. Als unser gemeinsamer Freund - wie heißt er doch gleich ... Martini - nein, Martin - mich das erste Mal heimsuchte, erkannte er Cawler gleich wieder, und ich war sofort kompromittiert.«
»Das mag schon sein«, gab Cody zögernd zu, »aber er ist selbst zu sehr in die Sache verwickelt, um den Angeber spielen zu können.«
Und er beugte sich über den Tisch und flüsterte lange und eingehend. In Stalettis Augen wuchs das Interesse. Mehrmals schlug er, heimlich belustigt, mit der flachen Hand auf den Tisch.
»Schade«, sagte er endlich, »daß Giaco vorhin nicht im Garten war. Dann wären jetzt alle Zweifel behoben!«
Er begleitete Cody zur Tür.
Cody fand sein Auto auf der gleichen Stelle wieder. Der Chauffeur döste auf seinem Sitz. Er rieb sich die Augen, als Cody ihn am Arm rüttelte.
»Tommy«, fragte Cody, und seine Stimme war merkwürdig heiser, »du hast doch getan, was ich dir gesagt habe? Du bist mir doch nicht etwa heimlich gefolgt?«
»Bei dem Hundewetter? Ich bin doch nicht ganz von allen guten Geistern verlassen!«
Er startete und schaltete die Scheinwerfer ein. Der Motor begann zu surren. Der Wagen vibrierte leicht. Cody stand und starrte seinen Chauffeur an. Er trug keine Kopfbedeckung.
Cody bebte vor Zorn.
»Cawler, wo hast du deine Mütze gelassen?«
»Der Wind hat sie fortgeweht«, erwiderte Tommy gelassen und ohne eine Spur von Verlegenheit.
»Das sag' ich dir - wenn du mich zum Narren hältst, wirst du es bitter bereuen!«
»Steig ein und rede kein dummes Zeug«, brummte Tom Cawler unhöflich, und da er mit dem Wagen anfuhr, ohne auf seinen Herrn Rücksicht zu nehmen, blieb Cody nichts weiter übrig, als seine Wut zu meistern und auf das Trittbrett zu springen.
Während der ganzen Fahrt sah Cody Tommys kantiges Profil vor sich. Er grub sich ins Polster. Pläne der Rache und der Abwehr jagten sich in seinem Gehirn, aber er wußte, er konnte keinen ausführen; denn er hatte sich schon zu sehr in Cawlers Hand gegeben.
11
Mr. Havelock hatte am anderen Morgen kaum sein Büro betreten, als Dick sich melden ließ. Die buschigen Brauen des Anwalts zogen sich beim Anblick seines Besuchers erstaunt in die Höhe. »Ich komme zu einer Beichte«, begann Dick. Havelock zwinkerte mit den Augen. »Ist es so schlimm?« Dick ging auf den Scherz nicht ein. »Noch schlimmer vielleicht, als es klingt, Mr. Havelock!
Ich habe Ihnen gestern etwas verheimlicht, was Sie jetzt unbedingt erfahren müssen.«
Er erzählte ihm von dem Auffinden des Löschpapiers mit Codys Adresse.
»Augenscheinlich steht Lord Selford mit ihm in Verbindung. Ich hielt es für meine Pflicht, dieser Spur nachzugehen.«
»Bertram Cody?« fragte Havelock stirnrunzelnd. »Der Name kommt mir bekannt vor.«
»Er war der Käufer der Selfordschen Besitzungen in Australien«, half Dick seinem Gedächtnis nach.
Havelocks Gesicht klärte sich auf.
»Ah, jetzt erinnere ich mich. Der Fall war sogar nicht ohne Komplikation. Es wurde nach dem Kaufabschluß auf dem Gelände eine Goldader entdeckt. Sogar die ›Times‹ brachte darüber einen Artikel. Cody, natürlich! Wie konnte ich ihn vergessen! Aber eine persönliche Bekanntschaft mit Lord Selford halte ich für ausgeschlossen!«
»Warum dann der Brief?«
»Vielleicht eine Antwort auf eine Anfrage, die Cody an ihn gerichtet hat«, mutmaßte der Anwalt, sichtlich beunruhigt.
»Warum haben Sie ihn nicht gleich gefragt, ob er Lord Selford kennt?«
»Er streitet jede Bekanntschaft und jeden Briefwechsel mit Entschiedenheit ab, und eben das scheint mir auffällig - um so mehr, als ich kurz darauf eine Entdeckung machte, die ihn Lügen straft.«
Er legte Codys Notizbuch auf den Tisch und öffnete es so, daß der Schlüssel aus der Seitentasche herausfiel. Mr. Havelock nahm ihn und betrachtete ihn mit neugierigem
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