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041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

041 - Die Tür mit den 7 Schlössern

Titel: 041 - Die Tür mit den 7 Schlössern Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Edgar Wallace
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telefonisch erreichbar sind«, fügte er anscheinend ohne jeden Zusammenhang hinzu.
    Mutter und Tochter hefteten ihre Augen fragend auf ihn.
    »Haben Sie Freunde außerhalb Londons?« fragte Dick.
    Mrs. Lansdown nickte wieder. Dick atmete auf.
    »Das ist wenigstens etwas, was mich beruhigt. Ich wollte Sie nämlich bitten, London schon heute abend zu verlassen, aber inzwischen bin ich zu der Überzeugung gekommen, daß eine so rasche Abreise noch nicht notwendig ist.«
    Mrs. Lansdown beugte sich vor.
    »Können Sie mir erklären, wieso ...«, begann sie mit blassen Lippen.
    Dick schüttelte gequält den Kopf.
    »Noch kann ich nichts erklären«, sagte er. »Ich tappe im Nebel. Ich fühle wohl, daß er zu weichen beginnt. Hier und da sehe ich schärfer, aber Gott weiß, was aus diesen Dämmerungen noch alles auftauchen und Form annehmen wird!«
    »Aber bei aller Unklarheit sehen Sie doch irgendeine Gefahr für mich und meine Tochter - das muß ich wohl Ihren Worten entnehmen?«
    »Ja«, gab Dick zu und sah Mrs. Lansdown plötzlich voll an. »Es ist besser, Sie sind gewarnt. Ich ahne eine Gefahr, wenn sie auch noch nicht unmittelbar bevorsteht.«
    »Und das alles wegen eines kleinen Schlüssels?« fragte Sybil ungläubig.
    Er nickte.
    »Auch wegen eines kleinen Schlüssels«, sagte er ernst. Dann wandte er sich an Sybils Mutter: »Kannten Sie den verstorbenen Lord Selford? Was für ein Mensch war er?«
    »Kein guter Mensch«, erwiderte Mrs. Lansdown, und noch in der Erinnerung verzog sich ihre Miene. »Er trank, er verprügelte im Jähzorn seine Dienstboten und Untergebenen. Es waren sehr böse Gerüchte im Umlauf. Aber alle Selfords waren mehr oder minder zweideutige Charaktere. Der Erbauer des Schlosses führte ein so lasterhaftes Leben, daß er vom Papst exkommuniziert wurde. Von ihm stammt auch die Familiengruft. Haben Sie schon einmal von den Gräbern der Selfords gehört?«
    Er schüttelte den Kopf. Sie interessierten ihn nicht. Aber da klangen plötzlich die Wörter ›Gräber - Gruft‹ in seinem Innern nach, als hätten sie doch eine ganz besondere Bedeutung für ihn. Er sah sein Schlafzimmer vor sich, der ermordete Lew Pheeney lehnte in seinem Schrank und blickte ihn aus geisterhaften Augen an. Hatte er nicht eine Totengruft zu öffnen versucht, und war das nicht der Anlaß zu seinem bitteren Ende gewesen? Plötzlich hörte Dick das Brausen seines Blutes. Er stand vor einer großen Entdeckung, und er mußte die Zähne zusammenbeißen, damit ihn das Spiel seiner Gesichtsmuskeln nicht verriet.
    Mrs. Lansdown aber hatte das Aufblitzen in seinen Augen gesehen; sie stand auf und nahm einen alten vergilbten Pergamentband vom Bücherbord herab.
    »Es ist eine Familienchronik aus dem Jahre 1584«, sagte sie.
    »Alle Untaten der Selfords sind darin verzeichnet. Lesen Sie, was hier über die Familiengruft steht«, und sie legte ihm das Buch aufgeschlagen hin. Er las:
Sintemalen Sir Hugh unter dem Kirchenbann stund und ihme ein ehrlich Grab, allwie es sich für einen christlichen Ritter gezimet, refuesiret wart, lis er Werkleut kommen von weit her, so in die Erde graben musten ein stattlich Grab samt vielerlei Kammern für sich, item seine Soehne und die Soehne seiner Soehne. Selbige Graeber wurden geweiht durch Kaplan Ehrn Marcus, einem frumben und heiligen Mann, so seinem Herrn also ergeben war, daß er des Kirchenbannes nicht acht hatte. Eodem waren die Graeber mit Engeln, item mit Heiligen, so in den Stein gehauen waren, gar üblich verziret.
    Dick starrte auf die Zeilen. Er sah eine schlüpfrige Treppe jäh in die Tiefe gehen, er sah verwitterte Reliefs, Steinsärge in schmalen Kammern, aus denen der Eisatem des Todes wehte.
    »Wo liegt die Gruft?« fragte er, und der Moderduft der Vergangenheit stieg aus den Seiten des Buches zu ihm auf.
    »Im Park von Selford. Ganz abseits. Auf einem Hügel, den düstere Baumgruppen umstehen. Es ist ein unheimlicher Fleck. In den Kronen der Bäume hört man selten einen Vogel singen. Natürlich meinen die Leute, der Ort sei verflucht, aber der Grund ist wohl nur die Dürre des Bodens.«
    »Wer wohnt augenblicklich im Schloß?« fragte Dick, dessen Spannung von Minute zu Minute wuchs.
    »Nur der Verwalter. Die Besitzung ist übrigens ein Erblehen. Sonst hätte sie der jetzige Lord Selford wohl schon längst verkauft.«
    »Haben Sie jemals den jungen Lord gesehen?«
    »Nur einmal, aber da lebte sein Vater noch. Er hat mir manchmal geschrieben, in den letzten Jahren allerdings nur

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