0410 - Tödliche Perücken
Schloss sagte Suko, dass es leicht zu knacken war.
Aber durfte er dies? Wenn er es tat, setzte er sich über geltende Bestimmungen hinweg, die ein Polizist unbedingt einzuhalten hatte.
Andererseits stand die Aussage der Frau. Sie hatte in der Nacht Schreie vernommen und sicherlich nicht gelogen.
Um das Haus herum konnte der Inspektor nicht gehen. Es gab keine Zwischenräume oder Einfahrten. Und von der normalen Haustür aus würde es wohl kaum eine Verbindung zu Lucien Sabres Wohnung geben. Demnach blieb Suko nichts anderes übrig, als die Tür hier vorn zu öffnen.
Er hatte sich schon relativ lange am Haus herumgetrieben. Zudem war er unbekannt in dieser Gegend und aufgefallen. Ein Bobby schlenderte herbei. Er lächelte Suko freundlich zu, als er stehen blieb und nach dem Ausweis fragte.
Der Inspektor wies sich aus.
»Sorry, Sir, aber ich wusste nicht, dass Sie…«
»Ich muss in das Haus.«
»Zu Sabre?«
»Ja.«
»Er ist nicht da.«
»Das weiß ich, aber eine Frau hat in der Nacht Schreie gehört. Es besteht der dringende Verdacht, dass ich dort eine Leiche finde. Können Sie hier auf mich warten?«
»Natürlich, Sir.«
»Gut.« Suko holte sein Besteck hervor. Allzu wohl fühlte er sich nicht dabei.
Durch seinen Spezialdietrich hatte er die Tür sehr bald offen.
Auch die Haustür ließ sich leicht nach innen schieben. Suko warf noch einen Blick zurück.
Der Polizist nickte. Er würde warten.
Suko betrat den umgebauten Lebensmittelladen. Der Bewohner hatte die Vorhänge zugezogen. Nur wenig Licht drang in den großen Raum, und Suko blieb zunächst im Düstern stehen, um etwas von der Atmosphäre zu erschnuppern, die sich vor ihm ausbreitete.
Er nahm einen süßlichen Geruch wahr, »schweres« Parfüm.
Allmählich schälten sich die Umrisse der einzelnen Möbelstücke aus der Finsternis. Suko war von der Anzahl der Sitzgelegenheiten überrascht. Hier hatte nicht nur jemand Möbel in den großen Raum gestellt, sondern regelrechte Wohnlandschaften kreiert, die dem Chinesen gefielen. Außer ihm befand sich niemand mehr im Raum, und so entschloss sich der Inspektor, das Licht einzuschalten. Als er den Schalter gedrückt hatte, wurden die vier Strahler an der Decke hell, und ein Lichtbalken traf ein Bild, das sofort Sukos Aufmerksamkeit erregte.
Es zeigte den Teufel!
Ein widerliches Abbild des Asmodis, gemalt in einem dunklen Rot und auf schwarzem Hintergrund.
Hart presste Suko die Lippen zusammen. Plötzlich wusste er, dass er richtig war. Dieser Sabre führte nach außen hin das Leben eines Trendsetters oder großen Erfinders, aber er bezog wahrscheinlich seine Kräfte aus dem kalten Glanz der Hölle.
Suko trat an das Bild heran.
Es war täuschend echt gemalt. Man konnte den Eindruck haben, als würde der Teufelskopf leben und im nächsten Moment anfangen, höhnisch zu grinsen.
Vielleicht steckte in dem Gemälde auch eine gewisse Magie. Suko nahm sich vor, sich später um dieses Bild zu kümmern. Zunächst wollte er sich die Wohnung genauer ansehen.
Er fand außer dem großen noch zwei kleine Räume vor. Zum einen eine Küche, zum anderen ein Bad, dessen Wände mit schwarzen Kacheln bedeckt waren, die als Muster rote Punkte zeigten, sodass sie aussahen wie mit Blut besprenkelt.
Weder in der Küche noch im Bad hatte Suko eine Leiche entdeckt.
So zog er sich wieder in den Wohnraum zurück. Er fand aber noch eine dritte Tür. Sie lag ziemlich versteckt hinter einem Raumteiler aus Glas und Holz. Auf diese Tür ging Suko zu, öffnete sie und sah vor sich eine Treppe, die in den Keller führte. Sicherlich hatte er früher einmal als Lager für Lebensmittel gedient.
An diesem Morgen wehte dem Inspektor ein anderer Geruch entgegen. So roch oder duftete es in einem Friseurladen, in dem lange nicht mehr gelüftet worden war. Parfüm, Puder und Schweiß hatten sich miteinander vermischt, und dieser Geruch wurde intensiver, je mehr Stufen der Chinese hinter sich ließ.
Vor einer weiteren Tür blieb er stehen. Die Beleuchtung war nicht gut, aber sie reichte für ihn aus. Er öffnete die Tür, fand den Lichtschalter links davon und konnte sich endlich umsehen.
Ein relativ langer Raum lag vor ihm. Eine Garderobe, die in ein Theater gepasst hätte. Rechts und links standen an den Wänden die Schminktische. Darüber hingen ziemlich blinde Spiegel, auch Plakate waren dazwischen zu sehen. Sie zeigten die Motive aus den alten Hollywood-Zeiten.
Ansonsten war der Raum leer.
Nur etwas ließ Suko stutzig
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